Es hilft, sagt ein Sprichwort, einen Arzt in der Familie zu haben. Da fehlt es nie an guten Ratschlägen. Noch besser scheint es, eine Architektin in der Familie zu haben. Vor allem eine wie Anne Kleinlein, die nicht nur mit Rat, sondern auch mit Tat dienen kann.
Berlin-Steglitz sein Zuhause zu nennen, bedeutet mitten in der Großstadt und doch im Grünen zu leben. Nicht umsonst heißt die wichtigste Durchgangsstraße, die alte Reichstraße 1 und heutige Bundesstraße 1, Unter den Eichen. Davon möchte man auch zu Hause profitieren. Durchblicke bzw. Ausblicke nennt Anne Kleinlein den Grundgedanken, der ihren Entwurf zu einem großen Wurf werden ließ. Für die Familie ihres Bruders erbaute sie eine Stadtvilla, die unter dem Namen Lamellenhaus nicht nur lokalen Bekanntheitsgrad erlangte.
Das Gebäude ist in einzelne Baukörper gegliedert, so Anne Kleinlein, die sich von der Brandwand des rechten Nachbargebäudes bis zur Traufhöhe der denkmalgeschützten Villa zur Linken staffeln. So entstanden vielfältige proportionale Bezüge der einzelnen Baukörper zur Umgebung, durch die es gelingt, dass sich das Haus trotz seiner Andersartigkeit harmonisch ins Gesamtensemble einfügt. Dafür sorgt auch die namensgebende Verhüllung der Glasfassade durch filigran wirkende Zedernholzlamellen.
Im Inneren werden die gegeneinander verschobenen Bauteile durch quer liegende Sichtachsen zusammengehalten, erläutert Anne Kleinlein. Das bringt viele Vorteile: Zum einen die Durchblicke innerhalb des Hauses. Zum anderen die Ausblicke auf Garten und Himmel. Nicht zu vergessen eine flexible Nutzungsmöglichkeit für sich ändernde Ansprüche: Wohnung oder Büro oder beides – alles ist möglich.
Den Grundgedanken des Lamellenhauses wollte ich an der Grundstücksgrenze aufgreifen, sagt die Architektin. So setzte sie auf Streckgitter bei der Zaun- und Türanlage. Die Rautenform bei mittlerer Maschengrößeund -dichte verhüllt das Grundstück, ermöglicht aber sowohl Durchblicke als auch Ausblicke. Der Grad der Transparenz ändert sich dabei mit dem Blickwinkel des Betrachters – eine sehr durchdachte Lösung!
Mit dem Streckmetall habe ich von Anfang an geliebäugelt, sagt Anne Kleinlein. Ich bestellte viele Muster und ließ sogar ein 1:1-Modell des Zaundetails fertigen. Schließlich wählte ich Maschen 51 x 22 x 3 mm, feuerverzinkt und pulverbeschichtet.
Der Bruder der ideenreichen Architektin kann sich freuen. Denn was sind schon die besten Ratschläge wert, wenn keine handfesten Taten folgen?
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