Allerorten tauchen die Anzeichen für das Entstehen der medialen Stadt auf: fassadengroße Projektionen, urban screens und Medienfassaden. Durch technische Entwicklungen hat sich hier ein völlig neues Terrain aufgetan, gleichermaßen für die Architektur wie für die Mediengestaltung. Studenten der HfT Stuttgart sind dieser Spur nachgegangen. Mit Lochblech. Und mit großem Erfolg.
Medienfassaden schaffen völlig neuartige Berührungspunkte zwischen digitalen Räumen einerseits und Architektur und städtischen Räumen andererseits. Noch nie war die Schnittstelle zwischen der physischen und der digitalen Welt so öffentlich, dass sie Bevölkerungsgruppen und teilweise sogar die Menschen einer ganzen Stadt anspricht und auch Möglichkeiten vorsieht, mit dem Inhalt einer Fassade zu interagieren bzw. ihn selbst zu gestalten. Es entsteht damit ein mächtiges Potenzial an Gestaltungs- und Wirkungsmöglichkeiten, mit einer Reihe von Chancen und Risiken.
Das Studio Medien und Raum im Masterstudiengang der Hochschule für Technik (HfT) Stuttgart hat sich unter der Leitung von Dr. M. Hank Haeusler diese Ausgangslage zum Thema genommen, mit dem Ziel einer besseren architektonischen Integration von Medientechnologie in raumbildenden Elementen. Das Großartige daran: was als reines Studienprojekt geplant war, entwickelte sich zu einem großen Erfolg – inklusive Einladung zum Media Facade Festival in Berlin!
Während andere vorgestellte Projekte bereits realisierte Beispiele von Medienarchitektur zeigten, die bisweilen daran leiden, dass die Medien wie aufgesetzt wirken, stellte die HfT Stuttgart zwei Prototypen vor, mit denen die Studenten versuchen, dieser Problematik entgegenzuwirken: die Medientechnologie kann, bei einer optimalen Integration in architektonische Oberflächen, nur im Bedarfsfall eingeschaltet werden. Durch eine Verschmelzung von architektonischer Oberfläche und Kommunikationstechnologie- wie z.B. LEDs – entstehen zwei verschiedene Eindrücke derselben Oberfläche.
Zwei Materialien wurden für die Oberfläche ausgewählt. Zum einen Beton von den Masterstudenten Angi Renz und Dominik Kommerell für ihre Concrete LED Facade – zum anderen Lochblech von Andrea Fackler, Melek Güler und Ute Schweinle für den Prototyp Lochblech Media Facade. Dieses Projekt untersuchte in einer Testreihe verschiedene Arten von Lochblechen, um damit die Medienfassade zu verkleiden. So kann entweder ein räumlicher Abschluss durch eine Metalloberfläche oder durch einen Bildschirm entstehen. Hier eröffnen sich dem Lochblech wahrhaftig ganz neue Anwendungsmöglichkeiten, die über die klassischen Funktionen einer vorgehängten Fassade weit hinausgehen!
Die Projekte demonstrierten, dass die Entwicklung von Bauteilen selbst in einem Umfeld, in dem Studenten arbeiten, erreicht werden kann. Und zwar durch die architektonische Integration von Medientechnologien. Beide Projekte schaffen es, als echte Medienfassaden in Erscheinung zu treten, um so nach Belieben zwischen Architekturoberfläche und Kommunikationsoberfläche zu wechseln.
Beim Media Facade Festival, das vom 17. bis 18. Oktober 2008 stattfand, wurde über die Entwicklung von Medienfassaden diskutiert. Die Konferenz im Deutschen Architektur Zentrum in Berlin setzte sich zum Ziel, spezifische Diskussionsthemen anzuregen und Lösungen einzufordern, um eine von allen Beteiligten akzeptierte Praxis herauszubilden. Gilt es doch, die Entwicklung eines neuen urbanen Massenmediums mitzugestalten. Und da kommt – wie bewiesen – auch Lochblech ins Spiel.
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