Startseite » Themen »

Murturm

Themen
Murturm

Die grundlegende Idee des Murturms folgt mit seinem Erschließungs- und Konstruktionsprinzip einer Doppelhelix, mit dem die Vorstellung eines kontinuierlichen Wegs baulich in die Höhe getragen wird. Der Aufstieg des Besuchers wird zum landschaftlichen Erlebnis. Der sich in die Höhe schraubende Weg führt durch die so genannten „Waldetagen“ – die ökologischen Höhenschichten des Auenwaldes – und macht so die ökologische Ordnung und Mikroklimata im Auwald erlebbar. Nach 168 Stufen, auf 27m Höhe, erreicht man schließlich eine bewusst klein gehaltene Aussichtsplattform, von der sich ein atmosphärischer Panoramablick erschießt. Von dort oben führt ein weiterer Treppenlauf nach unten, so dass sich aufsteigende und absteigende Besucher auf zwei unterschiedlichen Treppen im Raum bewegen.

Hier gibt es einen überraschenden Bezug zur historischen Doppelwendeltreppe in der Grazer Burg:  Diese um 1500 erbaute Treppe erzeugt ein einmaliges Raumgefühl, von dem sich die Architekten des Murturms haben inspirieren lassen: Die Doppelwendeltreppe „verbindet und verschraubt den Raum mit der Zeit“ schreibt schon Erich Fried in seiner Hommage an diesen historischen Ort. Dieses „verschrauben“ von Raum und erlebten Weg ist Grundlage der Idee des spiralförmigen Wegs des Murturms.
In Rückkoppelung mit der Tragwerksplanung wurde eine polygonalisierte Raumstruktur entwickelt, unter enger Berücksichtigung tragwerksrelevanter und fertigungstechnischer Aspekte. Bemerkenswert ist hierbei, dass der Prozess der Formfindung integrativ gehandhabt wurde – nach ersten physischen Modellstudien wurden parallel die Modellentwürfe im digitalen Raum statisch dimensioniert um in Folge im physischen Modell wiederum architektonisch überprüft zu werden. Dieser Vorgang wurde vielfach wiederholt bis das gewünschte Zusammenspiel aus Form, Bewegung und Tragwerk gefunden war.

Tragwerkskonzept

Beim Tragwerk des  Murturms handelt es sich um ein „Hybridtragwerk“, denn hierbei bilden die räumlich biegesteifen Knotenverbindungen in Kombination mit einer Verseilung und Druckstäben das Tragsystem. Das Haupttragwerk wird von Tragrohren und Stützrohren gebildet und gewährleistet die Standsicherheit, während die Verseilung das Schwingungsverhalten und die horizontale Kopfauslenkung begrenzt. Wichtigstes Anliegen des Tragwerksentwurfs war es, das architektonische Konzept der Doppelspirale von gegenläufigen Auf- und Abgang mit den geometrischen Kreuzungspunkten in seiner Eindeutigkeit zu unterstützen und weitere statisch erforderliche Knotenpunkte zu vermeiden. Sämtliche Tragelemente finden ihren Schnittpunkt daher in den Verschneidungspunkten des spiralförmigen Auf- und Abgangs. Die hierdurch erzeugte Komplexität der Knotenverbindungen erforderte eine konsequente Planung in 3D.

Das entwickelte Hybridtragwerk funktioniert als räumlich zusammenhängendes Stabtragwerk. Während die vertikale Verseilung das Schwingungsverhalten steuert, kontrollieren die sich horizontal nach oben windenden Seile die Kopfauslenkung. Durch diese intelligente Anordnung der Verseilung konnte auf zusätzliche Schwingungsdämpfer verzichtet werden und die Vorspannung der Seile hat zudem einen positiven Effekt auf die Betriebsfestigkeit der biegesteifen Verbindungen. Die in der perspektivischen Wahrnehmung scheinbar freie Geometrie der Tragelemente basiert auf einer räumlich klaren symmetrischen Anordnung der Elemente in der Abwicklung des Tragwerks. Hier offenbart sich das gleichmäßige Raster, mit dem sich alle Knoten in gleicher Geometrie wieder finden.

Digital Manufacturing

Während unter den bisherigen technologischen Bedingungen versucht wurde, geometrische Komplexität in der Ausbildung der Knotenverbindungen zu vermeiden,

ist mit den heutigen technologischen Möglichkeiten der 3D – Planung und CNC – gesteuerten Fertigung eine Neuinterpretation von Komplexität möglich. Es wurde ein Bausatzprinzip für ein Leitdetail entwickelt, das auf alle weiteren Knoten übertragen werden konnte. Trotz unterschiedlicher Maßstäblichkeit und Materialstärke aller Knoten konnte mit diesem Bildungsprinzip der wiederkehrenden Knotengeometrie eine effiziente Fertigung und hohe Ausführungsqualität erzeugt werden.

Weitere Informationen:

Murturm

arcguide Sonderausgabe 2023
Projekte
arcguide Partner
Architektenprofile
 


Sie möchten auch Ihr Büro präsentieren und Ihre neuesten Projekte vorstellen? Zum Antragsformular »


Sie haben bereits ein Büroprofil auf arcguide.de und möchten Ihre neuesten Projekte vorstellen? Zum Projektformular »

Ausschreibungen
Konradin Architektur
Titelbild md 03-04
Ausgabe
03-04.2024 kaufen
EINZELHEFT
ABO

 


Architektur Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der Architektur-Infoservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Medien GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum arcguide Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des arcguide Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de