Wo anders als in Berlin feiert urbanes Lebensgefühl tagtäglich sein Dasein? Nur die Hauptstadt Deutschlands wird im Ausland in einem Atemzug mit Metropolen wie New York, Shanghai und London genannt. Dazu trägt die immer wieder überraschende und mutige Architektur mit bei, in der – wie bei Dan Grahams Pavillon – gerne Lochblech verwendet wird.
Nein, Dan Graham ist keiner, den man auf den ersten Blick als einen der berühmtesten Konzeptkünstler unserer Zeit wahrnimmt. Ob er auf der Berlinale seinen neuesten Film Death by Chocolate oder in der Flick-Ausstellung Kult des Künstlers weitere Facetten seines Schaffens präsentiert: Immer tritt der Künstler hinter dem eigenen Werk zurück. Dabei arbeitet er gerne in imposanter Umgebung. Das Heizkraftwerk Berlin-Mitte, 1996 von Jochem Jourdan erbaut, ist so ein Beispiel: Auf dem Gelände dieses kombinierten Gas- und Dampfturbinenkraftwerks errichtete Dan Graham seinen Pavillon aus Glas und Lochblech.
Mich interessieren Fragen nach der Zukunft, nach Utopia, sagte der Künstler 2007 in einem Interview. Der Standort des Pavillons könnte also nicht passender sein. Aus einem elliptischen Grundriss umschließen die Seitenwände des Pavillons den Besucher. Gewölbtes Einwegspiegelglas sowie Edelstahl-Lochblech sorgen für Lichtreflexionen und -brechungen, die nach Grahams Wunsch Gäste durchaus in Verwirrung führen dürfen.
Der Pavillon gehört zu einer Gruppe von Kunstwerken, die in das Areal zwischen Heizkraftwerk und Wohnbebauung gestellt wurden, um eine harmonische Verbindung zu schaffen und den vom Vorgängerbau vorgegebenen geringen Abstand zur Nachbarschaft zu entschärfen.
Utopia ist noch nicht gefunden und die Zukunft das berühmte Buch mit sieben Siegeln. In Berlin jedoch ist beides ein Stück näher gerückt.
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