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…eigentlich nur eine Treppe

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…eigentlich nur eine Treppe

Beim Umgang mit historisch bedeutsamer Architektur ist ein gehöriges Maß an Einfühlungsvermögen gefragt. Bei der Planung eines externen Zugangs zum Orbansaal, der Teil eines ehemaligen Jesuitenkollegs ist, zeigte sich wieder einmal die extreme Anpassungsfähigkeit von Lochblech.

Zu Lebzeiten war der süddeutsche Jesuitenpater Ferdinand Orban ein eifriger Sammler von Raritäten. Um seiner ausufernden Sammlung Raum zu verschaffen, wurde 1725 ein Gebäude des Jesuitenkollegs aus dem 16. Jahrhundert aufgestockt – zum Orbansaal. 1993 – mittlerweile war in das Kolleg längst die Katholische Universität Eichstätt eingezogen – machte die Umfunktionierung des ebenerdigen Arkadenganges zu einer Bücherei eine zusätzliche Treppe nötig, um den darüberliegenden Saal von außen zu erschließen.

Karl Frey, gebürtiger Eichstätter und seit 1992 Diözesanbaumeister, ist intimer Kenner der gesamten unter Denkmalschutz stehenden Anlage. „Eigentlich musste ich ja nur eine Treppe bauen“, fasst er den Auftrag zusammen. Wer jedoch sein Wirken kennt, weiß, dass es nicht nur bei einer schlichten Treppe blieb. Das heißt: „schlicht“ schon – aber nicht „nur“. Da es ihm darauf ankam, das historische Gebäude in seiner architektonischen Qualität nicht zu beeinträchtigen, entschied sich Frey, einen Glaskubus mit geringem Abstand vor, aber nicht direkt an das barocke Gebäude zu setzen. So blieb der historische Baukörper hinter der Transparenz des neuen ablesbar.

Auch die diagonal den Kubus durchschneidende Treppe sollte diese Ablesbarkeit nicht stören. Darum achtete Frey darauf, dass das vorgehängte Geländer aus fast schwarzem Lochblech in einer Linie durchläuft – obwohl die freitragende Stahltreppe auf halber Höhe einen Absatz hat. Nur der Handlauf ist versetzt, um die Distanz zu den Stufen beizubehalten. Ein so simpler wie genialer Trick.

Auf zwei interessante Phänomene des Lochblechs macht der Baumeister aufmerksam. Als Geländer, meint er, verschaffe es – im Unterschied zu Glas – eine gefühlte Sicherheit. Und: „Wenn man Lochblech hell lackiert, macht es zu, dunkel lackiert wirkt Lochblech dagegen sehr transparent.“ Gerade in solchen subtilen Beobachtungen zeigt sich die Klasse eines Architekten. Und sie manifestiert sich im gekonnten Umgang mit diesem Werkstoff. Wie gesagt: … eigentlich nur eine Treppe, aber …

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