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Austro Tower: Bürohochhaus der Superlative in Wien von ATP

Büro | wien (A) | ATP architekten ingenieure
Bürohochhaus der Superlative

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Der neue Austro Tower ist mit ca. 136 m  Höhe und 38 Geschossen der höchste Turm des Areals zwischen dem Business District TownTown und dem Projekt „TrIIIple“ im dritten Wiener Gemeindebezirk und das fünfthöchste Hochhaus Österreichs. Auf einer oberirdischen Bruttogeschossfläche von ca. 43.400 m² sind rund 28.000 m² Bürofläche sowie ein Konferenzzentrum und Gastronomiebereiche entstanden.

ATP architekten ingenieure, Wien, wurde vom Projektentwickler SORAVIA mit der Ausführungsplanung Architektur für ein bestehendes Entwurfskonzept und eine bestehende Einreichung sowie mit weiteren Konsulentenleistungen (Bauphysik, Brandschutz, Zertifizierungen, Außenanlagen- und Verkehrsplanung, Versickerung und Landschaftsplanung) beauftragt.

ATP gelang die Planung des Projektes – trotz erschwerten Pandemie-Bedingungen – in time, budget and quality zur vollsten Zufriedenheit des AG und der Nutzer:innen. Die in Wien ansässige, eigene Forschungsgesellschaft für nachhaltiges Planen und Bauen, ATP sustain, begleitete die Planung und Errichtung des Hochhauses, um sowohl bei der österreichischen ÖGNI als auch beim internationalen Klassifizierungssystem LEED eine Platin-Zertifizierung zu erreichen. Ein Erfolgsfaktor ist dabei der Umstieg von konventioneller lokaler Kälteerzeugung auf „Flussenergie“. Damit gehört der Austro Tower wohl zu den innovativsten Bürogebäuden des Landes.

Das Geschäftsviertel im südöstlichen Randbereich des dritten Wiener Gemeindebezirks zählt mit seinen zahlreichen Bürogebäuden zu den Top-Business-Adressen Wiens. Der gesamte Stadtteil ist einerseits geprägt vom Donaukanal, profitiert andererseits aber auch vom benachbarten Naherholungsgebiet, dem Wiener Prater. Auf dem Areal Schnirchgasse 11/17 befand sich das ehemalige Hauptzollamt Wien und die Austro-Control-Zentrale. Hier sollte entsprechend einem städtebaulichen Leitbild der Stadt Wien ein Hochhaus gebaut werden.

Das neue Gebäude entlang der Flughafen-Autobahn prägt die Skyline des Donaukanal-Quartiers. In unmittelbarer Nähe zu einem zentralen Verkehrsknotenpunkt sowie der U-Bahnstation Erdberg ist es von allen Richtungen bestens erreichbar und öffentlich gut angebunden. Dem städtebaulichen Konzept folgend löst sich die Schnirchgasse im Bereich des Austro Towers schrittweise auf und verwandelt sich im Sinne eines Shared Space in einen öffentlichen Platz. Da die Ein- und Ausfahrten der Tiefgaragen des Neubaus im vorderen Bereich der Schnirchgasse liegen, soll dieser Bereich überwiegend Fußgänger:innen und Radfahrer:innen zur Verfügung stehen.

Form: Gegen den Wind

Architektonisch galt es, die gestalterische Identität des bestehenden Wettbewerbsentwurfs der ARGE AZPML/SHARE Architekten sowie die effiziente Gebäudeperformance und die geforderte Nutzungsflexibilität in der Ausführungsplanung umzusetzen.

Das Konzept von ATP Wien berücksichtigte dabei die außergewöhnliche Form des Projektes mit seinem aerodynamischen, sich an den „Ecken“ nach oben hin veränderndem Baukörper.

Wesentliche Aspekte zur Formfindung waren Studien zum Verhalten des Gebäudes bei Windbelastung sowie zur Verschattung der Umgebung und der Nachbargebäude. In Bezug auf beide Aspekte erwies sich ein Volumen mit linsenförmigem Grundriss als Optimum. Positiver Nebeneffekt dieser Geometrie sind schöne Ausblicke vom Turm nach Osten Richtung Prater und zur Skyline im Westen. Das Gebäude ist an den vier Ecken des Volumens mit vier Kegelteilflächen abgerundet, wodurch sich die Radien im Gebäude in jedem Geschoss verändern. Der Turm wirkt, als ob er leicht verdreht wäre, besteht aber bis auf die Kegelteilflächen aus vier ebenen, vertikalen Fassadenflächen. Um die Form des Gebäudes zu betonen sind die vertikalen Linien des Volumens akzentuiert. Das Volumen der zweigeschossigen Sockelzone entwickelte sich einerseits aus der Lage der Grundgrenzen und reagierte andererseits auf die Form des Turmes. Durch Spiegelung der südöstlichen Begrenzungslinie des Baus entlang einer Achse parallel zur Schnirchgasse entsteht ein in das Volumen eingeschnittener Freiraum, welcher den Eingangsbereich definiert.

Fassade

Der Austro Tower verfügt über eine durchgängige Glasfassade. Dabei kamen zwei verschiedene Fassadentypen zum Einsatz: Die Außenhaut im Bereich der Bürogeschosse ist „zweischalig“ als Elementfassade mit öffenbaren Fenstern realisiert. Dagegen sind das Sockel- und das Technikgeschoss sowie die Attikaelemente des Gebäudesockels und im Bereich des Turmdaches mit einer Pfosten-Riegel-Fassade ausgestattet. Damit die Hülle dennoch homogen wirkt, sind bei beiden Varianten die äußeren Scheiben bündig und in einer Ebene angebracht. Auch die vertikalen Fassadenpfosten sind einheitlich gestaltet und akzentuiert. Diese Gliederung verstärkt das vertikale Moment des Turms und dessen einzigartiges Erscheinungsbild. Die durchgehend transparente Verglasung am gesamten Hochhaus trägt ebenfalls zur einheitlichen Optik bei.

Großzügiges Entrée

Dem repräsentativen Eingangsbereich des Austro Towers gelingt die optische Verbindung von innen und außen. Übergroße Isolierglasscheiben betonen die zweifache Raumhöhe, während sich die graue Granitpflasterung des Vorplatzes – und damit der öffentliche Raum – durch den dunklen Gussterrazzo optisch im Foyer fortsetzt.

Zwei Haupteingänge mit Karusselltüren führen die Nutzer:innen des Bürohauses in die eindrucksvolle Lobby. Optisch dominiert hier puristische Zurückhaltung: Das Farbkonzept ist auf weiße Wände und Decken sowie den dunklen Boden reduziert und trifft auf die Materialität von Stein und Glas. Dies lässt bewusst Raum für Kunst(-installationen). Kontrapunkt zur zurückhaltenden Optik des Foyers ist das edel anmutende Empfangspult aus dunklem Nussholz und cremefarbenem Marmor.

Scheinbar zufällig angeordnete Möbelelemente unterstreichen die Idee der Verschmelzung von Foyer und Außenbereich. Die moderne Möblierung bietet hohen Komfort und verleiht dem Eingangsbereich die entsprechende Wertigkeit und Designqualität.

Von der Lobby aus betritt man ebenerdig das Konferenzzentrum und ein Café, das auch über den Gastgarten im Außenbereich betreten werden kann.

Das Restaurant im Obergeschoss schließt optisch an die abgehängte Decke des Foyers an und ist durch eine Verglasung von letzterem getrennt.

Flexible Büroflächen

Die Bürogeschosse erstrecken sich vom 2.–34. OG und können sowohl als Open-Space-Büros, Gruppen- und Einzelbüros als auch als Besprechungs-, Empfangs- und Vorstandsetagen genutzt werden. Eine individuelle Gestaltung erfolgt durch den jeweiligen Mieter. Verbindendes Element bleibt dabei der Raster der Pendelleuchten, der ein einheitliches Erscheinungsbild des Hochhauses auch bei Nacht bewirkt. 

Hochhaus-Kern

Analog zur Fassade ist auch der Hochhauskern von zentraler Bedeutung für die Effizienz und Flexibilität des Gebäudes. Durch seine maximale Kompaktheit konnte die Flächeneffizienz der Bürogeschosse gesteigert werden. Diese sind so flexibel konzipiert, dass auch eine Zweiteilung ohne wesentliche Umbauarbeiten möglich ist.

Der linsenförmige Kern des Neubaus wird von ca. 50 cm bzw. 30 cm dicken Stahlbetonwänden umgeben. Im Inneren des Kerns befinden sich sechs Personenaufzüge, die mit einer Geschwindigkeit von 10 m/s den Weg ins 35. OG auf wenige Augenblicke reduzieren. Zwei gegenläufige Fluchttreppenhäuser, Sanitäreinheiten und die für die vertikale Ver- und Entsorgung erforderlichen Leitungen und Schächte befinden sich ebenfalls im Kern.

Untergeschosse

Die vier Kellergeschosse gliedern sich im Wesentlichen in den nordwestlichen Tiefgaragenbereich und den südöstlichen Lager- und Haustechnikbereich. Die Garage ist über alle Kellergeschosse als Einbahn- und „Split-Level“­-System angelegt. Insgesamt stehen 224 KFZ-Stellplätze zur Verfügung inklusive Stellplätzen für E-Fahrzeuge und Behindertenstellplätzen in jedem der Geschosse.

Der unterirdische Lager- und Haustechnikbereich erstreckt sich hauptsächlich um den Hochhauskern. Neben Lagerräumen befinden sich auch zwei große Haustechnikzentralen, die Sprinklerzentrale sowie die Elektrotechnikzentrale in den Untergeschossen des Austro Towers.

Ein Platz zum Verweilen

Die Schnirchgasse löst sich im Bereich des Austro Towers auf und verwandelt sich in einen lebendigen öffentlichen Platz. Hier entsteht unter dem länglichen Vordach des Gebäudes auch ein kleiner „Schanigarten“ des Cafés. Zudem wird der Vorplatz im Bereich der Haupteingänge durch weitere schattenspendende Bäume und Sitzmöglichkeiten aufgewertet. Das Grünraumkonzept sieht im Wesentlichen eine sehr reduzierte und pflegeleichte Bepflanzung durch Bäume im Straßenraum und eine extensive Begrünung des Flachdaches des Sockelgeschosses vor. Der Böschungsbereich im Anschluss an die Fahrbahn der nördlichen Entlastungsspange Schnirchgasse ist mit einem Grünstreifen in Form von Rasen gestaltet.

Gebäudeaussteifung

Österreichs fünfthöchstes Bauwerk basiert auf einer Stahl-Beton-Konstruktion mit Decken, Wänden und schlanken Stützen aus Stahlbeton nach dem Tragwerksplanungskonzept von ghp gmeiner, haferl und partner. Die Ausführungsstatik erfolgte durch KS ingenieure. Die hochbelasteten Stützen sind aus Verbund- und Schleuderbeton. Die vertikale Lastabtragung erfolgt über Flachdecken in die Stützen mit den Maßen 45 x 45 cm bzw. 40 x 40 cm in den oberen Geschossen sowie die Kernwände in die ca. 2,5 m dicke Bodenplatte und von dort in den Baugrund. Die horizontale Lastabtragung, die in diesem Falle vor allem in Hinblick auf Wind und Erdbeben von Bedeutung ist, erfolgt über die 30 cm dicken Decken und den aussteifenden Gebäudekern mit bis zu 50 cm dicken STB-Wänden. Die Bodenplatte, die Decken über UG 1 bis UG 4 und deren Außenwände bilden eine „steife Box“, in die der Gebäudekern eingespannt ist. Die Außenwände des Kellers sind neben der vertikalen Lastabtragung auch für die Aufnahme der Horizontallasten von Erddruck und Grundwasser zuständig.

Mit dem Donaustrom

Die TGA-Planung des Austro Towers übernahm Vasko & Partner. Die in Wien ansässige Forschungsgesellschaft für nachhaltiges Planen und Bauen, ATP sustain, strebte – wie vom Auftraggeber gewünscht – sowohl beim internationalen Klassifizierungssystem LEED als auch bei der österreichischen ÖGNI die jeweils bestmögliche Zertifizierung mit Platin an. Ein Erfolgsfaktor ist dabei der Umstieg von konventioneller lokaler Kälteerzeugung auf „Flussenergie“: Der Austro Tower wird mithilfe von Wasser aus dem Donaukanal geheizt und gekühlt. Für die Wärme- und Kälteversorgung entwickelte SORAVIA ein ausgeklügeltes Energiekonzept, das das Wasser des angrenzenden Donaukanals als Energiequelle nutzt. Hierzu nutzte man Synergien mit dem benachbarten Projekt „TrIIIple“, wo die eigentliche Zentrale der Anlage steht. Diese Optimierungen reduzierten den ursprünglich vorgesehenen Technikbereich im 35. OG um die Hälfte.  Die andere Hälfte wird vom Mieter des 35. OG als Lounge- und Besprechungsbereich für Mitarbeiter:innen – inklusive begehbarem, windgeschütztem Außenbereich und spektakulärem Ausblick – genutzt.

Photovoltaikanlagen am Dach sowie fassadenintegrierte Photovoltaik-Module im Glas in den OG 35 und OG 36 minimieren zusätzlich den Energiebedarf.


Auftraggeber: SORAVIA
Ort: Wien (A)
Baubeginn: 2018
Fertigstellung: 2022
Bruttogeschossfläche: 43.400 m²
Bürofläche: 28.000 m²

Ausführungsplanung Architektur, Consulting (Bauphysik, Brandschutz, Zertifizierungen) Außenanlagen- und Verkehrsplanung, Versickerung und Landschaftsplanung: ATP architekten ingenieure, Wien
Entwurfskonzept und Einreichung: ARGE AZPML und SHARE Architekten
Tragwerksplanung: ghp gmeiner, haferl & partner zt gmbh; KS ingenieure
TGA-Planung: Vasko & Partner
Landschaftsgestaltung: Lindle+Bukor – atelier für landschaft
Verkehrsplanung und Entwässerung: TRAFFIX Verkehrsplanung GmbH
Versickerung: Zeleny Gmbh
Brandschutz: Kunz Brandschutzplanung


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