Am Anfang der Schau steht ein Paar Stiefel, alt und abgenutzt. Die Reise in die Fremde, das »Schwabengehen«, so die Botschaft, war eine Qual. Die Kinder aus Tirol, Vorarlberg oder Graubünden legten enorme Strecken zurück, die nun im Rahmen des EU-Programms »Interreg« rekonstruiert und als touristische Fernwanderwege ausgeschildert wurden. Was die heutige Erlebnisgesellschaft schätzt, waren damals jedoch Trecks von Elend und Ausbeutung, die zahlreiche Opfer forderten. Kaum acht Jahre alt, wurden jene Bergbauernkinder, die der Hof nicht ernähren konnte, im zeitigen Frühjahr über die verschneiten Bergpässe geschleust, um auf »Kindermärkte« in Friedrichshafen oder Ravensburg zu gelangen. So deckten die Großbauern über Jahrhunderte ihren Bedarf an billigen Knechten und Mägden, die keinerlei Rechte (etwa auf Schulbildung) kannten. Erst 1921 machte Württemberg dieser schon lange als Sklaverei angeprangerten Praxis ein Ende, indem es die Schulpflicht auch für Ausländer gelten ließ. Dass die beteiligten Regionen dieses dunkle Kapitel ihrer Geschichte gemeinsam aufarbeiteten, war überfällig, aber nur mühsam zu konkretisieren: Erst ein Puzzle aus alten Dorfchroniken und letzten Zeitzeugenberichten ließ Umfang und Ausprägung des Schwabengehens deutlich werden. Neben der Wolfegger Dauerausstellung gibt es einige weitere Museen, die sich dem Thema widmen (siehe www.schwabenkinder.eu).
Mit dem iPod ins Elend
Nur wenige Exponate, wie die Stiefel, ein Gemälde eines Marktplatzes oder ein Bündel, das die Kinder mitschleppten, verankern die Wolfegger Schau in der »objektiven« Wirklichkeit. Der Rest sind von den historischen Forschungen unterfütterte, aber letztlich fiktive Schicksale von acht Kindern, die den Besuchern individuell über …
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