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Wohnhaus Wild

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Wohnhaus Wild

Das Haus entstand für einen privaten Bauherren, als einer fünfköpfigen Familie in aussichtsreicher Hanglage auf der Schwäbischen Alb in St. Johann-Lonsingen, nahe bei Reutlingen und wurde nach einer Planungszeit von Monaten und einer Bauzeit von Monaten im Juli 2007 fertiggestellt. Es fügt sich ein in den Geländeverlauf und erzeugt mit Splitlevel-Ebenen barrierefreie Ausgänge in Garten und Dachterrassen auf allen 3 Wohngeschossen. Die bestehende Dachlandschaft in Satteldächern wird aufgenommen und in einer gefaltete Dachschale stark skulpturaler Wirkung übersetzt. Ihre Form ermöglicht zusammen mit den Splitlevel-Ebenen voll nutz- und möblierbare Räume mit ausreichender Kopffreiheit auch im Dachgeschoss, sowie Terrassenausgänge über zum Tal verglaste Fassaden, ohne die bei sonstigen Häusern mit geneigten Dachflächen typischen Kniestock-Situationen. Konsequent öffnet und orientiert sich das Haus zum Talblick mit dessen ausdrucksvollen Landschaftsbezügen sowie dem Tagesverlauf der Sonne von Süd über West. Jedoch schließt es sich zur relativ dicht angrenzenden Nachbarbebauung. So entstehen im Haus Intimitätszonen und Betrachter-Rückwände. Eine gläserne Lichtfuge löst die gefaltete Dachschale vom Hauptbaukörper und stellt sich im Nachtdunkel leuchtend dar, erzeugt spielerische Leichtigkeit und Transparenz.

Auf der Nordseite befindet sich der Haupteingang, das darüber auskragende Dachgeschoss bildet zugleich Wetterschutz und Eingangsüberdachung. Die Auskragung auf der Südseite des Hauses schützt einen Teil des Terrassenbereiches, welcher barrierefrei vom Wohn- und vom Schlafbereich der Eltern aus zugängig ist. Öffentliche, halböffentliche und private Bereiche sind durch Geschosse, oder Splitlevel von einander wahrnehmbar zoniert, sie gestatten zugleich über Galeriebereiche wertvolle Sichtverbindungen und fördern die Kommunikation im Haus. Eine lichtüberzogene Treppenanlage verbindet die drei Hauptwohnebenen und lässt über ihren Luftraum die Höhe und Großzügigkeit des Hauses erleben. In Gartenebene befindet sich der Zugang über Terrasse und über die integrierte Garage, in ihr befinden sich der Hauswirtschaftsbereich, Kochen, Essbereich und der Hobbyraum. Rückwärtig im Hang integriert liegen Werkstatt und Technikbereich. Geschickt sind alle Nutzräume miteinander verbunden, Flurwege auf ein Minimum reduziert und fließende Übergänge geschaffen, dennoch gibt es Rückzugsmöglichkeiten für Ruhe und Entspannung. In Ebene 0 befindet sich der Hauptzugang über die aussenliegende Treppenanlage und beherbergt den großzügigen, über ein angrenzendes Arbeitszimmer flexibel erweiterbaren Wohnbereich mit Kamin, Terrassenausgang und transparent aufgelöster Fassade auf der Südwestseite mit einem atemberaubenden Landschafts- und Talblick.

Alle Nutzflächen im Hause erhielten eine großzügige Tagesbelichtung, durch sturzfreie Pfosten- Riegel-Verglasungen auch in die Tiefe des Hauses, was wesentlich zur Energie-Einsparung beiträgt. Auf gleicher Ebene befinden sich auch die Privaträume des Bauherren im oberen Split-Niveau mit Schlafbereich und Bad. Im Dachgeschoss sind die Kinder der Familie untergebracht, sie erhalten Rückzugsmöglichkeiten für ungestörtes Lernen, Arbeiten oder Entspannen in Kinderzimmern innerhalb der Dachschale, jedes mit spannungsvoller Raumgeometrie und individuellen Belichtungs- und Blickbezügen.Sie werden über einen Steg erschlossen, welcher auch zum Bad der Kinder in der Dachfaltung führt. Vorgelagert befindet sich im unteren Splitlevel die Spielgalerie als Gemeinschaftsfläche der Kinder. Beide Split-Niveaus haben jeweils barrierefreie Ausgänge zur großzügigen Aussichtsterrasse des Dachgeschosses.

Das Dach bildet die 5. Fassade des Hauses und ist bewusst an allen Bereichen im gleichen Material, wie die Bekleidung der geschlossenen Fassaden gehalten: Faserzement. So bildet die Aussenhaut des Gebäudes eine zweischalig hinterlüftete Konstruktion, welche hohen bauklimatischen und wärmeisolierenden Komfort aufweist und zudem eine nahezu wartungsfreie Nutzungscharakteristik gewährleistet. Alle Räumlichkeiten, wie auch die Fassade sind bewusst modular und mit vorgehaltenen Anschlüssen geplant worden. Dies garantiert eine hohe Flexibilität und Umnutzbarkeit bei wechselnden Lebensbedürfnissen oder Änderungen in der Familien- und Lebenssituation der Nutzer. Die tragende Struktur des Gebäudes wurde in nach CAD-Planung vorgefertigten Stahlbetonelementen erstellt, welche vor Ort mit minimalem Baustellenaufwand gefügt wurden. Ebenso wurde das Dach modular vorgefertigt und auf der Baustelle zusammengesetzt. Nichttragende Wände sind für höhere Flexibilität als leichte Montageständerwände eingesetzt worden, welche zugleich auch die Installation der Gebäudetechnik aufnehmen. Die Fassadenöffnungen reagieren nicht nur auf Blickbezüge und Nutzungen, sondern zugleich auch auf den Sonnenlauf und solare Gewinne. Bei hohen Sonnenstand im Sommer verschatten Dach- und Terrassenüberstände bewusst zu Tageszeiten höchster Wärmeentwicklungen, steuerbare Screen-Behänge mit einer Wärme-Reflektion von 73% unterstützen in Extremfällen diese Wirkung und ermöglichen dennoch Orientierbarkeit im Inneren bei diffuser Lichtentwicklung. Zusätzlich erzeugen Zuluftöffnungen in der Fassade zusammen mit öffenbaren Dachbelichtungen einen natürlichen Kamineffekt, welcher für Luft-Zirkulation und Kühlung im Hause sorgt. Bei Nacht kann die Fassade auf gegenüberliegenden Gebäudeseiten in Oberlichtern geöffnet werden und erzeugt so die Nachtluft-Querspülung, welche zusätzlich die thermischen Massen im Hause herunterkühlt, eine Kühle, die dann am warmen Sommertag wieder langsam abgegeben wird. Bei niedrigem Sonnenstand im Winter strahlt die Sonne ins Gebäudeinnere, bringt solaren Wärmegewinn, welcher in den schweren thermischen Speichermassen der Primärstruktur im Gebäude eingelagert wird. So entsteht ein natürliches Raumklima mit hohem Wohnkomfort, welches zudem Energie spart. Überdies wurde eine Niedertemperatur-Brennwertanlage als Heizquelle eingesetzt, welche mit geringen Wärmeleistungen eine flächendeckende Bodenheizung ansteuert. Damit bleiben die Energieverbräuche gering, zudem ist der Träger später ohne größeren Installationsaufwand auf Geothermie umstellbar, wenn der Bauherr diese Entscheidung fällt.

In seiner Kubatur und äusseren Gestalt nimmt das Haus lebhaft Bezüge aus seiner Umgebung auf, ebenso die dort gängigen Farbtöne und übersetzt diese in eine neu interpretierte Aussage, welche für Auseinandersetzung und Beschäftigung sorgt und einen Beitrag zur weiteren baulichen Entwicklung auf der Schwäbischen Alb leisten möchte.

Weitere Informationen:

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