Mit seinem Grundriss folgt der Neubau im Norden der halbrund verlaufenden Straße, die ursprünglich den Ernst-Reuter-Platz in Augsburg umfloss und den selben Namen trägt. So wird an dieser Stelle eine klare Raumkante geschaffen und der Straßenraum geprägt. Zudem entstand eine geometrische Grundform, die einem Viertelkreis entspricht. Im Südosten endet die Kreisbahn und der Baukörper springt stark zurück und macht so Platz für die eigentliche Freifläche des Ernst-Reuter-Platzes, die nun nur noch für Fußgänger frei ist. Um den Freiraum zusätzlich zu definieren, ragt im Südwesten ein Gebäuderiegel aus dem Hauptbau heraus und fasst die Fläche gemeinsam mit einem Bestandsgebäude zu einem Platz zusammen. Damit gelang es mit einfachen Methoden, dem Ort, an dem seit dem Zweiten Weltkrieg zuerst ein Parkhaus und dann ein Parkplatz die Nutzung prägten, eine neue Identität zu geben. Dazu trägt auch der neue Belag bei. So wurde er, für einen öffentlichen Platz nicht gerade üblich, in Orange gestaltet und erhielt mit einer Glas- und Kalksteineinstreuung einen eigenen Charakter. Dass sich der Belag des Platzes zumindest farblich über den Eingang und das Foyers ins Gebäude fortsetzt, unterstreicht den grundlegenden Gedanken des Entwurfs. Denn mit der neuen Stadtbücherei sollte ein offenes Gebäude entstehen.
Betrachtet man die Fassade der Stadtbücherei, dann wird ein grundsätzliches Bekenntnis zur Offenheit und zum Dialog zwischen innen und außen klar. Anders als beispielsweise in Stuttgart, wo gerade mit der neuen Bibliothek ein introvertierter Betonbau nach den Plänen des Architekten Eun Young Yi entsteht, will der Neubau von Schrammel Architekten den Nutzer nicht in die Kontemplation, sondern in den Dialog, in die Kommunikation bringen. Der Mensch und nicht die Architektur solle laut Dr. Stefan Schrammel im Vordergrund stehen. Und so erfüllt die Glasfassade des eigentlichen Bibliotheksgebäudes gleich mehrere Zwecke: Es dient der Transparenz, soll besagte Offenheit kommunizieren und sorgt zudem für Tageslicht in den angrenzenden Räumen. Da bei einem Gebäude mit einer kreisförmigen Grundform jedoch tiefe Räume entstehen, war es nötig, das natürliche Licht noch auf andere Weise in das Gebäude zu bringen. Aus diesem Grund wurde ein Lichthof vorgesehen.
Weitere Informationen: