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Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände

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Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände

Ein 110 Meter langer Gang aus Glas und Stahl durchschneidet die nationalsozialistische Herrschaftsarchitektur der Kongresshalle. Dieser dekonstruktivistische Schnitt des Grazer Architekten Günther Domenig durchbricht die Monumentalität und die strenge Geometrie des Nazibaus. Mit dem Einbruch in das rechtwinklige System setzt Domenig ein Zeichen zeitgenössischer Architektur und bezieht eine überzeugende Gegenposition.
Im Sommer 1998 schrieb die Stadt Nürnberg für das Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände einen eingeladenen Architektenwettbewerb aus. Mit gestalterischen Mitteln sollte das geplante Dokumentationszentrums nicht nur in den Nordflügel der ehemaligen Kongresshalle eingepasst werden, sondern zugleich auch eine überzeugende Auseinandersetzung mit der NS-Architektur und dem Geist stattfinden, der sie hervorbrachte. Der Grazer Architekt Professor Günther Domenig gewann den Wettbewerb. Er führte mit einem diagonalen, begehbaren „Pfahl“ aus Glas und Stahl einen gleichsam chirurgischen Schnitt durch den nördlichen Kopfbau.
Ein besonderer Vorzug von Domenigs Entwurf ist seine Sensibilität für ausstellungsdidaktische Belange. So ist der vom Architekten vorgeschlagene und durch besondere Erschließungsmaßnahmen mögliche Ausstellungsrundgang im Obergeschoss der Kongresshalle geradezu ideal. Er folgt im wesentlichen der vorhandenen Raumstruktur im Nordflügel. Die Raumgrößen variieren von 18 bis 450 qm.
Schon allein die Unterschiedlichkeit der Räume macht den Rundgang interessant. Bis auf wenige, technisch bedingte Adaptionen, wie zum Beispiel die Überbrückung eines Lichthofes zwischen zwei Treppenhäusern oder behindertengerechte Zugänge, greifen weder der Architekt noch die Ausstellungsgestaltung in die vorhandene, denkmalgeschützte Bausubstanz des Ausstellungstraktes im Obergeschoss ein.
Die Ausstellungsräume wurden weitestgehend im vorhandenen baulichen Rohzustand belassen. Es sollte in keiner Weise „vollendet“ werden, wozu die nationalsozialistischen Bauherren nicht mehr im Stande waren. Das rohe, unverputzte Backstein-Mauerwerk soll vielmehr – jenseits aller Mythen und Verklärungen – die hinter der Schaufassade des nationalsozialistischen Größenwahns steckende Banalität zeigen.
Der Ausstellungsrundgang endet an der Süd-West-Ecke des Nordflügels mit einem Blick in den Kongresshallen-Innenhof, der die Dimension der Kongresshalle verdeutlicht. Von hier geht der Besucher abwärts durch den gläsernen Gang, der den gesamten Nordflügel diagonal durchschneidet. Dabei erhält er Einblicke in weitere, normalerweise nicht zugängliche Baukomponenten des Nordflügels – etwa in die „Große Säulenhalle“ oder den „Standartenhof“.

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