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Hafengebiet Ost am Ij

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Hafengebiet Ost am Ij

Anfang der 80er Jahre, nachdem jahrzehntelang die Stadterweiterungen weit außerhalb auf den gepolderten Gebieten stattfanden, beschloss die Gemeinde Amsterdam, das innenstadtnahe brachliegende östliche Hafengebiet umzustrukturieren. Hier sollte ein attraktives Wohngebiet am Wasser mit ca. 8.000 Wohneinheiten für 17.000 Bewohner entstehen. Der Charakter des Hafens sollte sichtbar und einige historische Gebäude erhalten bleiben. Das gesamte Areal sollte in mehreren Planungsphasen entwickelt werden, um sich den ändernden Bedürfnissen besser anpassen zu können. Dieses Versuchslabor urbanen Wohnens stellt – mit seinen mittlerweile realisierten und noch im Bau befindlichen Projekten auf engem Raum – eine enorme Vielfalt und Differenzierung untereinander dar.
Das KNSM-Eiland grenzt westlich an das Java-Eiland. Gemeinsam sind sie durch einen Damm mit dem Festland verbunden. Der Masterplan von Jo Coenen von 1989 sieht vier Großblöcke mit insgesamt 1.257 Wohnungen vor, die einen Teil der alten Hafengebäude integrieren sollten. Die Superblöcke wurden zwischen 1990 – 1996 realisiert. Neben dem Wohnblock Piraeus von Hans Kollhoff und Christian Rapp liegt der Block Albert von Bruno Albert aus Belgien und am Kopf der Insel ein kreisförmiger Block von Jo Coenen selbst. Rückwärtig, zum Ij hin orientieren sich der Wohnturm von Wiel Arets, die Appartementhäuser von Frank und Paul Wintermans und ein umgenutztes Lagerhaus, welches das Hafenmuseum beherbergt.
Den Masterplan für das Java-Eiland entwarf Sjoerd Soeters kurze Zeit später. Die Insel mit der Ausdehnung von 130 x 1300 m wird von vier Binnengrachten durchzogen, die das Gebiet in Bereiche aufteilen, die untereinander zugänglich sind. Soeters verfolgt damit das städtebauliche Ziel, an den Grachtengürtel der Altstadt anzuknüpfen. Die Innenhöfe der Wohnblöcke, fünfgeschossig am Südkai und achtgeschossig am Nordkai, sind autofreie Zonen in denen sich dreigeschossige Stadtvillen befinden. 29 junge Büros waren an den Planungen der 1.357 Miet- und Eigentumswohnungen und der ca. 5.000 qm Geschäftsfläche beteiligt, was eine Vielfalt, ähnlich der Amsterdamer Innenstadt, versprechen sollte.
Der Masterplan für die südlich gelegenen Halbinseln Borneo-Eiland und Sporenburg von West 8 / Adiaan Geuze ist aus einem eingeladenen Wettbewerb hervorgegangen. Er sieht drei große Wohnungs- und Geschäftsblöcke als städtebauliche Markante vor, die Bezug auf den Wohnblock Piraeus von Hans Kollhoff und Christian Rapp auf dem KNSM-Eiland nehmen. Diese schwimmen in einem zee van huizen, einer Teppichbebauung: dreigeschossige Reihenhäuser mit einer extrem hohen Dichte und größtmöglicher Individualität plus der Minimalisierung des öffentlichen Raumes.
Auf Borneo und zum größten Teil auch auf Sporenburg werden nicht mehr als acht Einheiten von einem Architekten geplant. Vorgegeben ist die Gebäudebreite mit 4,20 Meter und einer Back-to-Back Tiefe von 20 Meter, bzw. bei durchgesteckten Baukörpern von 42 Meter. Das Erdgeschoss ist 3,50 Meter hoch, damit es nicht allein für Wohnzwecke, sondern auch gewerblich genutzt werden kann. Die Reihenhäuser besitzen keine Vorgärten, die Rückseiten grenzen meist an die nächste Häuserzeile. Allerdings verfügt jedes Gebäude über eine Dachterrasse oder einen Innenhof, über den auch die hinteren Zimmer beleuchtet werden können. Jedes Haus besitzt einen im Haus gelegenen PKW-Stellplatz oder einen blockinternen Parkhof.
Introvertiertes Wohnen als Rückzug in die Privatheit wird für den Städter der 90er angeboten, der bestens informiert und gebildet im Alltag in wechselnden Rollen omnipräsent durch die Stadt surft. Urs Primas, der Autor des Artikels Berechtigte Dichte beschreibt diese Konstruktion eines Phantombildes als mehr als nur eine Abrechnung mit dem sozialen Städtebau der 70er und 80er Jahre, in denen besondere Rücksicht auf soziale Randgruppen genommen wurde. Sie spiegelt die neue Rolle der Planer und Architekten in einem grundlegend verändertem Feld von staatlichen und privatwirtschaftlichen Kräften wieder. sg

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