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Die Lage des neuen U-Bahnhofes stellte den Architekten Oliver Collignon vor einige Herausforderungen. An diesem geschichtsträchtigen Ort befinden sich verschiedenste Funde der Archäologen, die erhalten bleiben sollten. Dies verlangte, dass der U-Bahnhof so kompakt wie möglich geplant werden musste.
An seiner schmalsten Stelle reicht er bis auf drei Meter an das Rote Rathaus heran. Schlitzwände mussten 30 Meter tief in das Erdreich getrieben und sichergestellt werden, dass der politische Betrieb in der Berliner Regierungszentrale in der mehrjährigen Bauzeit nicht erschüttert wurde. Die Einhausungen der Aufzüge zum unterirdischen Bahnhof unmittelbar vor dem Roten Rathaus sind transparent und stören den Blick auf die historische Rathausfassade nicht.
Transparenz auch im U-Bahnhof selbst: Um zum jeweils anderen Bahnsteig zu gelangen, queren die Fahrgäste eine von zwei Zwischenebenen mit schräg stehenden Glaswänden, die den Blick auf die imposante Halle mit ihrer geradezu festlichen Ausstrahlung freigeben. Die tragenden Säulen in der Mitte des U-Bahnhofes haben mächtige, pilzkopfartige Kapitelle in Form ellipsenförmiger Parabeln und funktionieren ähnlich wie die Tragwerke der gotischen Baumeister. Sie sammeln gleichsam die Kräfte des darüber lagernden Gewichtes. So ist es möglich, dass zwischen den Gleisen ungewöhnlich wenige und schlanke Säulen stehen. Diese Pilzkopfstützen lassen die imposante Bahnhofshalle als einen Raum wirken.
Den Einstieg in den Untergrund hat das Büro CollignonArchitektur als ein unterhaltsames Wechselspiel von Hell und Dunkel gestaltet. Beim Eintritt in die Unterwelt erwartet die Reisenden dann ein U-Bahnhof, der den üblichen Sehgewohnheiten nicht entspricht. Anthrazitfarbene Terrazzo-Platten an den Wänden geben dem Transitraum eine ganz eigene Identität und eine edle Ausstrahlung. Die Wände und die kunstvolle Beleuchtung bringen Wärme, vermeiden damit die oft übliche Nüchternheit von Bahnhöfen.
Die Räume und Gänge, in denen sich die Fahrgäste künftig zum Bahnsteig bewegen, sind ausgerundet und unterstützen das Gefühl von „Fluss“. Die Menschen sollen gern in diesen Bahnhof hinabsteigen und sich dort auch gern aufhalten.
So hat Oliver Collignon mit klaren, reduzierten Formen ein Bauwerk geschaffen, in dem die Orientierung leicht fällt, das Ruhe und Dynamik gleichzeitig vermittelt. Verbunden mit einem Bezug auf das historische Berlin, das nebenan noch in der Erde schlummert.
Die Trasse der U-Bahn-Schienen im Bahnhof verläuft leicht kurvig und im Gefälle – und damit auch die Bahnsteige. Dieser aus der Einmaligkeit des Ortes geborene Umstand unterstützt den Charakter, den der Architekt Oliver Collignon dem U-Bahnhof verleihen wollte. Er spiegelt den Schwung und die Dynamik des Reisens unter der Erde wider. In der Planung führten diese Vorgaben der Trasse dazu, dass komplexe geometrische Themen gelöst werden mussten.
Oliver Collignon ist fasziniert von der Dynamik der unterirdischen Bewegung des Verkehrs. Für ihn ist der U-Bahnhof Teil dieser Bewegung. Die Bahnen gleiten rein und raus, vernetzen die Menschen der Stadt. Der Mensch ist Teil dieser Bewegung. Der Weg führt den Fahrgast von oben nach unten und dann weg durch einen Tunnel an einen anderen Ort, wo ihn wieder etwas ganz Neues erwartet. Es ist ein Fluss. Und es soll ein Erlebnis sein, so der Architekt. Er hatte nicht den Plan, dass der Bahnhof ein Schauspiel wird. Für ihn ist das eigentliche Drama die Dynamik des Verkehrs, die Bewegung. Diese Dynamik drückt sich in der Gestaltung aus, in den Schrägen und den Rundungen der Wände und Stützen.
Für Collignon ist ein U-Bahnhof weit mehr als nur eine Funktion in einer Verkehrsinfrastruktur. Die Menschen, die ein Gebäude nutzen und betrachten, sollen sich wohlfühlen damit. Ein gutes Gebäude muss sich auch gut anfühlen.
Bauherr / Projektleitung: BVG PROJEKT GmbH (ehemals Projektrealisierungsgesellschaft U5)
Lichtplanung: LichtKunstLicht AG
Bauzeit: Baubeginn Rohbau 2012,Fertigstellung Rohbau 2016, Baubeginn Ausbau 2017, Fertigstellung Ausbau 2020