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Geschafft: Es brauchte einen 250-Tonner als Kran, um das Dachhäuschen des Goetheturms an Ort und Stelle zu hieven. Die 43 m hohe Aussichtsplattform, wog insgesamt 16 Tonnen und wurde mit Knapp Verbindern aus Edelstahl vor Ort witterungssicher montiert.
Holzbau Amann: Ricon Edelstahl für`s Dach
Er ist nicht der erste seiner Art, aber definitiv der Beste: Der neue Aussichtsturm im Frankfurter Stadtwald ist der jüngste von drei Holztürmen, die alle an derselben Stelle errichtet wurden. Der erste Baukörper entstand 1867. Er war 22 hoch und musste nach dem ersten Weltkrieg abgerissen werden, da er baufällig geworden war. 1931 errichtete die Stadt Frankfurt einen Nachfolger: einen 43 m hohen Turm aus Kiefern-, Buchen- und Eichenholz. Mit insgesamt 196 Stufen galt die Goetheturm getaufte Plattform bis 1999 als höchster öffentlich zugänglicher Holzbau Deutschlands. 1981 bis 1982 wurde sie aufwändig renoviert, zum Schutz gegen die Witterung mit Teeröl imprägniert – und beim sogenannten Goetheturmfest wiedereröffnet. Dieses fand in der Folgezeit jährlich statt, bis das gefeierte Gebäude in der Nacht zum 12. Oktober 2017 durch Brandstiftung völlig zerstört wurde. Die Imprägnierung hatte die Ausbreitung der Flammen noch begünstigt. Für den Nachfolger wählte die Bevölkerung demnach zwar erneut das Baumaterial Holz. Auch die Konstruktion ist weitgehend identisch mit dem Vorgängerbau, doch sie berücksichtigt den heutigen Stand der Technik und die aktuellen Bauvorschriften und Erkenntnisse.
Hält Wind und Wetter stand
Der 43 m hohe Neubau ist der Nutzungsklasse 3 zugeordnet und besteht aus blockverleimtem Edelkastanienholz. Als Witterungsschutz dient die Konstruktion überwiegend selbst: überlappende Blechabdeckungen, mit viel Abstand verbaute Edelstahlverbinder und Abstandshalter aus Kunststoff. So durfte der Holzbau dank mehrerer Zustimmungen im Einzelfall auch ohne chemischen Holzschutz – und mit Blockverleimung – im Außenbereich errichtet werden.
Das gesamte Bauwerk ruht auf vier Eckstützenpaketen bestehend aus je 4 zylindrischen Holzsäulen. Jene weisen am Fußpunkt 39 cm Durchmesser auf, ganz oben nur mehr 25 cm. Edelstahlverbinder koppeln das Stützenpaket an den Ecken, während Anschlusslaschen aus Duplex-beschichteten Stahl die horizontalen Fachwerkstäbe mit den Stützenpaketen verbinden. Dies macht es möglich, einzelne Tragglieder bei Bedarf auszutauschen.
Keine Rostfahnen
Die Dachkonstruktion folgt einem ähnlichen Prinzip: Um die Sparren mit den Gratsparren zu verbinden, setzte die mit den Holz- und Stahlbauarbeiten betraute Holzbau Amann GmbH 90 RICON Verbinder 60/30 EA Edelstahl und 4 RICON Verbinder 60/40 EA Edelstahl ein. „Dieser Verbindertyp konnte bereits im Werk vormontiert werden und wurde auf der Baustelle nur mehr eingehängt“, erinnert sich Tobias Döbele, der als Projektleiter seitens Amann Holzbau die Entwicklung und den Aufbau des Turms betreute. „Das hat die Montage sehr beschleunigt und eine unsichtbare Verbindung möglich gemacht. Zudem sind diese Edelstahlverbinder korrosionsbeständig – und sie verursachen bei Edelkastanienholz keine Verfärbungen“, fährt er fort.
Vorfertigung und schnelle Montage vor Ort
Neben RICON und Stabdübeln nutzt der Turm auch noch Schlüsselschrauben für die reversible Montage der Holzbauteile. Auf dieser Basis montierte Amann die Stützenpakete zunächst in 13 m Länge vor und verband sie auf der Baustelle zu drei Turmsegmenten. Das auf dem sanierten Originalfundament ruhende erste Segment wurde direkt mit dem Beton verbunden, die beiden weiteren Segmente nach der Montage mit dem jeweiligen Unterbau gekoppelt. Die aus Brettschichtholz-Eckstützen sowie einem Zeltdach aus Gratsparren, Sparren und einer Blecheindeckung bestehende, 16 Tonnen schwere Kanzel hievte Amann ganz am Schluss mit einen 250 Tonnen schweren Kran 40 m in die Höhe, wo sie nur mehr fixiert wurde.
Bautafel:
Projekt: Goetheturm in Frankfurt, Stadtwald Frankfurt, Sachsenhausen
Bauherr: Magistrat der Stadt Frankfurt am Main-Grünflächenamt Adam-Riese-Str. 25, 60327 Frankfurt am Main
Architekt/ Planer/Statiker: Wirth-Haker, Marie-Curie-Str. 1 79100 Freiburg, www.ing-wh.de
Generalunternehmer und Holzbauer: Holzbau Amann GmbH, Albtalstraße 1, 79809 Weilheim-Bannholz, www.holzbau-amann.de
Verbindungsmittel: RICON 60/30 EA Edelstahl und RICON 80/30 EA Edelstahl
Verbinderhersteller: Knapp Verbinder, Föhrenweg 1, 85591 Vaterstetten, www.knapp-verbinder.com
Gesamtkosten: 2,4 Millionen Euro davon Holz- und Stahlbau ca. 1,3 Millionen Euro
Baujahr 2020
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