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Farbenpracht auf allen Wegen: Landesgartenschau Norderstedt 2011

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Farbenpracht auf allen Wegen: Landesgartenschau Norderstedt 2011

Drei Landschaften, ein nachhaltig attraktives Naherholungsgebiet: Die Landesgartenschau Norderstedt bei Hamburg lockt seit April hunderttausende Besucher an. Ungewöhnliche Attraktionen sollen auch langfristig das Gelände zum Anziehungspunkt für die Region machen – unter anderem mit romantisch beleuchteten Wegen aus sandfarbenem Beton.

Je nach Lust und Laune können Besucher der Landesgartenschau Norderstedt im Wald, über Wiesen oder am Wasser lustwandeln. Das Zentrum bildet der 25 Hektar große See, in dem bis Ende der 80er Jahre Sand und Kies abgebaut und im Kalksandsteinwerk, dem zukünftigen Kulturwerk, verarbeitet wurden. Die industriellen Flächen gehören nun zum Naherholungsgebiet Seepark, um den ein zwei Kilometer langer Rundweg führt.

Der Rundweg um den See ist ein zentrales Element der Neugestaltung des Norderstedter Stadtparks und als ein rahmendes, skulpturales Band aus sandfarbenem Ortbeton konzipiert. Der so genannte Seeloop ist drei bis fünf Meter breit und reagiert in seiner Dynamik auf die verschiedenen Nutzerdichten und die vorhandene Topographie. „Der Fußgänger promeniert auf sich verändernden Wegbreiten und abwechselndem Höhenniveau rund um den See“, beschreibt das planende Büro Kiefer den Weg.

Die ungewöhnliche Farbe des Weges wurde in Anlehnung an die Historie des Kiesabbaus an diesem Ort gewählt. Sie ähnelt der gelben Farbe des Kieses. Und da Gelb nicht gleich Gelb ist, stand die liefernde TBH Transportbeton Hamburg GmbH & Co. KG, eine Beteiligung der Heidelberger Beton GmbH, vor der Herausforderung, über die gesamte Dauer des Wegebaus eine gleichmäßige Farbgebung zu gewährleisten. Nils Hilbert, Verkaufsleiter der TBH Transportbeton Hamburg erzählt: „Wir haben über ein Jahr lang extra eine Farbdosieranlage unterhalten, um immer den gleichen Gelbton liefern zu können.“

Parallel verlaufend zu diesem Ortbeton-Rundweg wurden wassergebundene Wegedecken ebenfalls in einem gelblichen Elbesand-Ton ausgeführt. Innerhalb des Rundweges führen Steganlagen über den See, die aus Fertigbetonteilen bestehen. Aus gestalterischen Gründen wurden die Fugen der Steganlagen im gleichen Rhythmus – das heißt alle drei Meter – auch im Ortbetonweg weitergeführt. Ein querlaufender Besenstrich gab dem Weg den letzten Schliff. Durch das Baumaterial und die Gestaltung entstand so ein vielfältig nutzbarer, robuster und langlebiger Rundweg für Jung und Alt, bestens geeignet zum Fahrrad fahren, Spazieren gehen, Skaten und Joggen.

Ein weiterer Clou des Seeloops ist die ausgetüftelte Effektbeleuchtung, die ihresgleichen in der deutschen Park- und Gärtenlandschaft sucht. Sie entstand in enger Zusammenarbeit mit der Fachhochschule Lübeck und wurde mit 700.000 Euro vom Kreis Segeberg gefördert. 106 Lichtsäulen stehen in einem Abstand von 20 Metern rund um den Loop. Sie verfügen über Leuchtdioden, die im unteren Bereich separat schaltbar sind und warmweiß den Weg beleuchten, darüber hinaus aber auch unter anderem in Rot-, Orange- und Gelbtönen erstrahlen können.

Die Steuerung der Effektbeleuchtung erfolgt über eine eigene Software und richtet sich nach den Grundsätzen der Green IT. Das heißt, temporär nicht benötigte Komponenten werden ausgeschaltet und benötigte Komponenten gehen möglichst sparsam mit Energie um. Die Beleuchtung kann flexibel auf Bewegungssignale sowie akustische oder visuelle Signale eingestellt werden. Befindet sich kein Spaziergänger auf dem Rundweg, ist sie ausgeschaltet, reagiert auch nicht auf Bewegung von Zweigen oder kleinen Tiere. „Betritt nun ein Spaziergänger den Loop, so läuft in dem betreffenden Segment zuerst die farbige Beleuchtung von ihm weg in Richtung Ende des Segments, dann läuft die warmweiße Wegbeleuchtung auf ihn zu. Nach dieser kleinen Lichtanimation, die dem Parkbesucher den Weg weist, läuft die Beleuchtung mit dem Spaziergänger mit – sie beginnt zu atmen“, erklärt Diplom Designer Ralf-Ingo Koch von der Fachhochschule Lübeck. „Ich habe mir bei der Lichtkonzeption vorgestellt, der Park sei ein großes Tier, das schläft und ruhig und entspannt atmet. Dieser Atem soll sich auf den Besucher übertragen, ihn entspannen und eine Verbundenheit mit der ihn umgebenen Natur hervorrufen.“

Damit nicht nur der Seepark, sondern auch der Wald- und Feldpark nach Ende der Landesgartenschau am 9. Oktober „weiteratmen“, bleiben viele der Flächen und Wege erhalten. Ebenso werden Bauwerke integriert, wie das kernsanierte Kulturwerk am See als Veranstaltungsstätte und der angeschlossene Neubau der Musikschule. Dort, wo sich jetzt noch die Themengärten und Ausstellungsflächen erstrecken, sollen neue Spiel- und Sportfelder entstehen. Die zukünftigen Besucher des Naherholungsgebietes dürfen gespannt sein, denn auch für die Zeit nach der Landesgartenschau wollen die Norderstedter ihrem Anspruch gerecht werden, immer „eine Idee voraus“ zu sein.

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