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Fugenlos - Bodensanierung in der neuen Nationalgalerie Berlin

Kultur | Berlin | Uzin Utz Group
Anspruchsvolle Bodenrenovierung in Architekturikone

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Die von 1963 bis 1968 nach Plänen von Ludwig Mies van der Rohe gebaute Neue Nationalgalerie gilt als Ikone der Architektur des 20. Jahrhunderts. Nach fast fünfzig Jahren intensiver Nutzung als Ausstellungsort für zeitgenössische Kunst benötigte sie eine umfassende Grundinstandsetzung. Die Ertüchtigung und behutsame Modernisierung betraf alle Teile des Gebäudes, die teils nach Originalvorgaben demontiert, restauriert und wieder eingebaut wurden. Das ursprüngliche Erscheinungsbild sollte dabei weitestgehend unverändert bleiben, um die Gesamtwirkung des Baus zu erhalten. Denkmalschutz und Anforderungen zur Nutzung als moderner Museumsbetrieb mussten in Einklang gebracht werden – auch beim Boden, bei dem Uzin-Verlegesysteme fugenlos maßgeblich zur Instandsetzung nach allen geforderten Maßgaben beitrugen.

„So viel Mies wie möglich“ – das war die Zielvorgabe, die David Chipperfield Architects Berlin bei der Grundsanierung des zeitlosen Baus der klassischen Moderne meisterlich umsetzten. Dies bedeutete, dass bei allen notwendigen Maßnahmen so viel originäre Substanz wie möglich zu erhalten war.

Prunkstück der Moderne meisterhaft saniert

Um den Rohbau freizulegen, wurden rund 35.000 originale Bauteile demontiert und archiviert, darunter die komplette Innenausstattung und der Naturstein. Allein 2.500 m2 Natursteinplatten aus Striegauer Granit wurden nach ihrer denkmalgerechten Restaurierung wieder eingebaut. Die Außenbereiche erhielten ihre ursprüngliche Bepflanzung. In den Ausstellungsbereichen jenseits der Treppenhalle wurde wieder Teppichboden verlegt – ein viel diskutiertes Detail, auch in Hinblick auf die Erwartung heutiger Museumsbesucher an eine zeitgemäße Gestaltung. Nach einem intensiven Abwägungsprozess entschieden sich Architekten, Landesdenkmalamt, Bauherr und das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) als baufachlicher Bauherrenvertreter für eine Neuauflage der Webware. Die Rekonstruktion des Teppichs musste ohne bauzeitliche Muster nur anhand von Fotos und Zeitzeugenaussagen erfolgen. Der textile Belag im Originaldesign sollte seine Wirkung im Raum entfalten – ganz nach Mies van der Rohes Vorstellung von Haptik, Optik und Akustik. Farblich passt die hellgraue feinmelierte Schlingenware zum Granitbelag in Foyer und Skulpturengarten.

Fugenlose Teppichbodenverlegung und Oddy-Test gefordert

Damit die Neue Nationalgalerie den heutigen technischen Anforderungen hinsichtlich Klimatisierung, Brandschutz und Sicherheit entspricht, wurde die gesamte technische Gebäudeausrüstung erneuert, beispielsweise die Raumlufttechnik, die Fußbodenheizung oder das Grundleitungssystem in der Bodenplatte. Der Bodenaufbau erforderte besonderes Know-how, denn rund 4.000 m2 Teppichboden sollten in den Ausstellungsbereichen auf einer beheizten Estrichkonstruktion in fugenloser Optik verlegt werden – trotz vorhandener Dehnfugen. Laut Denkmalamt war ein durchgängiges Erscheinungsbild in der Fläche unerlässlich. Zudem waren ausschließlich Produkte verlangt, die den sogenannten Oddy-Test für die Verträglichkeit der Anwendung in Museen bestehen und keine schädlichen Emissionen verursachen. Uzin bot als einziger Anbieter eine passende Lösung und empfahl einen Bodenaufbau nach dem neuesten Stand der Technik – fachmännisch ausgeführt von der IB Fußbodentechnik Berman GmbH aus Berlin.

Unterboden mit Fugenschließung auf beheizter Estrichkonstruktion

Die beheizte Estrichkonstruktion im Untergeschoss bestand aus rund 7 x 7 m2 großen Feldern mit einzeln steuerbaren Heizkreisen. Aufgrund der großen Speichermasse des Fußbodens leistet die Fußbodenheizung einen wichtigen Beitrag zur Stabilisierung des Raumklimas. „Die eigentliche Herausforderung bestand darin, die Dehnfugen übernehmen zu müssen“, erklärt Igor Berman. Laut DIN 18365 sind Bewegungsfugen aus der Untergrundkonstruktion in den Oberboden zu übernehmen. Das Denkmalamt lehnte jedoch den Einsatz von Profilen klar ab, es wollte eine homogene Teppichfläche. „Dank Uzin hatten wir glücklicherweise eine Aufbauempfehlung, mit der der textile Belag ohne Trennung auf den Dehnfugen verlegt werden konnte“, so Berman.

Dazu wurden nach dem Schleifen und Grundieren die Fugenbereiche jeweils zirka 30 cm links und rechts der Fuge angefräst, Dämmstreifen wurden auf gesonderte Art auf ca. 20–25 mm keilförmig heruntergeschnitten. Anschließend legte das Team Rissbrücken in die Fugen ein, die mit einem 2-K-PUR-Klebstoff verklebt wurden. „Das Glasgewebe nimmt in Verbindung mit dem Klebstoff die Zugkräfte auf“, erläutert Dirk Hohenhaus, Fachberater von Uzin, der das Projekt während der gesamten Bauzeit eng begleitete. Zum Abschluss wurden die Fugen vollständig mit dem Parkettklebstoff UZIN MK 92S gefüllt und noch einmal abgestrichen. „Insgesamt haben wir auf diese Weise ca. 700 laufende Meter Fugen geschlossen“, so Berman.

Ebener Boden: Gips-Schnellspachtelmasse auf vollflächig verklebter Dämmunterlage

Nach der Trockenzeit wurde die gesamte Fläche noch einmal geschliffen und mit der Schnellgrundierung UZIN PE 414 BiTurbo grundiert. Die gebrauchsfertige 1-K-Grundierung ist leicht aufwalzbar und dringt rasch ein. Um den Teppichboden vom Untergrund zu trennen, wurde anschließend eine Dämmunterlage verlegt. „Sie entkoppelt nicht nur, sie nimmt auch Bewegungen auf“, erklärt Igor Berman. Außerdem sorgt sie für Druckverteilung, besseren Gehkomfort, Maßstabilität und Trittschallschutz. Aufgrund der Größe der Bodenfläche und der starken Frequentierung verklebte das Team die Multimoll-Unterlage vollflächig mit dem 1-K-Premium-STP-Parkettklebstoff UZIN MK 250. Selbst meterlange Holzdielen lassen sich damit absolut schubfest verlegen.

Da der Teppichboden einen sehr ebenen Untergrund verlangte, empfahl Uzin die selbstverlaufende Gips-Schnellspachtelmasse UZIN NC 112 Turbo. In drei Abschnitten wurden insgesamt rund 50 Tonnen bis zu 150 m weit auf die Baustelle gepumpt und in einer Schichtdicke von ca. 5–10 mm aufgebracht. Die hoch belastbare und schnell belegreife Spachtelmasse hat einen extrem guten Verlauf, ist sehr spannungsarm und bildet sehr glatte und homogene Oberflächen. Nach rund zwei Stunden war der Boden bereits begehbar, nach ca. sechs Stunden belegreif. Die sehr hohe Druckfestigkeit C40 sowie eine große Zug- und Biegefestigkeit sind ideal bei starkem Publikumsverkehr.

Textil-Hochleistungsklebstoff sorgt für Maßstabilität

Um die 200 cm breiten Teppichbahnen im Ausstellungsbereich optisch perfekt zu verlegen, war ein scherfester Textilklebstoff nötig, der schnell eine hohe Festigkeit erreicht. „Durch seine hohe Maßbeständigkeit und sein schnelles Anzugsvermögen eignet sich UZIN UZ 88 besonders gut“, meint Dirk Hohenhaus. Der harzfreie Dispersionsklebstoff ist geruchsneutral und wie die Spachtelmasse sehr emissionsarm, mit dem Blauen Engel ausgezeichnet und bestand den Oddy-Test, mit dem die Verträglichkeit von Materialien für Vitrinen, Schränke, Objekte und Museumsräume überprüft wird. Er vermeidet zudem Nahtschrumpf und Fugenbildung. Damit betonen die textilen Beläge die ruhige Flächigkeit der Räume und unterstreichen die Wirkung von Architektur und Kunst.

Schwarz marmoriertes Linoleum in Depot, Personal- und Technikräumen

Zu den Materialien der Innenausstattung, die nach bauzeitlichem Erscheinungsbild vollständig neu hergestellt wurden, gehören neben dem Teppichboden auch 25 x 25 cm große Platten mit schwarz-weißer Marmorierung, die in den nichtöffentlichen Räumen verlegt waren. Da das zeittypische Fliesenmaterial wegen der Schadstoffbelastung entsorgt werden musste, fiel die Wahl auf fast schwarzes Linoleum mit einer leicht gerichteten Struktur, das zu Fliesen im Originalmaß zugeschnitten wurde. Diese wurden auf einer Hohlraumbodenkonstruktion der neuen Technikbereiche verlegt, die grundiert, gespachtelt und mit Dehnfugen versehen wurde. In den neuen Gemälde- und Skulpturendepots kamen Linoleumbahnen zum Einsatz.

Neue Nationalgalerie „reloaded“

Den bauzeitlichen Zustand von 1969 samt Patina zu erhalten und das Museum für die Zukunft zu rüsten – dies ist von allen Beteiligten mit großem Können und viel Erfahrung umgesetzt worden. „Es war ein komplizierter Bodenaufbau, meint Dirk Hohenhaus von Uzin. „Wir haben das Objekt wöchentlich besichtigt und den Baufortschritt für Bauleitung und Verleger dokumentiert.“ „Ich bin stolz, dass wir das in so kurzer Zeit bewältigen konnten“, sagt Igor Berman. „Dank guter Zusammenarbeit, Qualität und Fleiß haben wir eine sehr positive Rückmeldung der Bauleitung erhalten.“ Martin Reichert, Partner und Managing Director von David Chipperfield Architects: „Dieses Bauvorhaben war in vielerlei Hinsicht bemerkenswert: Die Ernsthaftigkeit, mit der selbst scheinbar marginale denkmalpflegerische Fragen von allen Beteiligten diskutiert wurden, die hohe Wertschätzung der materiellen Substanz, die differenzierte Abwägung der unterschiedlichen Interessen und Belange sowie die explizite Botschaft, dass nach Abschluss der Baumaßnahme nicht mehr zu sehen ist als ein mit großer Sorgfalt instandgesetztes Hauptwerk der späten Moderne. Es gab kein Versprechen auf neuen Glanz, keine Verheißung neuer Qualitäten, keine Neu-Interpretation oder ästhetische Auffrischung. Nur eine denkmalgerechte Grundinstandsetzung des letzten Werks von Ludwig Mies van der Rohe.“ Im August öffnet die Neue Nationalgalerie wieder mit einer neuen Sammlungspräsentation und einer Ausstellung zu Alexander Calder.

Bautafel

Objekt: Grundinstandsetzung Neue Nationalgalerie Berlin, Bruttogrundfläche: 13.900 m2
Bauherr: Stiftung Preußischer Kulturbesitz, vertreten durch das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung, Projektleitung: Arne Maibohm
Architekturbüro: David Chipperfield Architects, Berlin
Bodenverlegearbeiten: IB Fußbodentechnik Berman GmbH, Igor Berman
Flächen: 4.000 m2 Textilbelag, ca. 800 m2 Linoleum, Fliesen und Bahnenware
Fachberatung Uzin: Dirk Hohenhaus, Uzin Utz Group, Ulm
Verlegewerkstoffe von Uzin: Grundierung UZIN PE 414, Fugen: UZIN RR 203 Rissbrücke UZIN MK 92 S, Entkopplungsunterlage UZIN Multimoll Vlies 1-K-Premium-Parkettklebstoff UZIN MK 250, Spachtelmasse UZIN NC 112 Turbo, Premium-Textilbelagsklebstoff UZIN UZ 88, Linoleumklebstoff UZIN LE 44
Teppichboden von Anker: GALERIE KOMFORT GL500, Sonderanfertigung aus 100 % PA Radicci-Polmaterial, mit einer speziellen Komfort-Filz-Beschichtung als Rücken, Linoleumfliesen von Forbo Flooring sowie Linoleum-Bahnenware von Tarkett

 

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