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Erweiterungsneubau und Umbau des Kulturdenkmals Disibodenberger Kapelle zu einer Brauereigaststätte

Gastronomie | Bad Sobernheim | Baufrösche
Brauhaus Bad Sobernheim

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Die Disibodenberger Kapelle wurde im 14. Jahrhundert in Bad Sobernheim errichtet und gilt als herausragendes Kulturdenkmal jener Zeit. Das Gebäude wurde jedoch nur knapp 100 Jahre als Sakralbau genutzt und stand lange Zeit leer. Mit einer neuen Nutzung als Brauereigaststätte soll der Fortbestand des Kulturgutes gesichert werden.

Die Kapelle liegt am Rande des Bad Sobernheimer Zentrums. Sie wurde in der Mitte des 14. Jahrhunderts im spätgotischen Stil errichtet. Die Dachstühle des Chores und des Langhauses zählen zu den bedeutendsten Zeugen der damaligen Zimmermannskunst. Bereits im 16. Jahrhundert wurde die Kapelle profanisiert und als Lagerhaus genutzt. In den ursprünglichen Kirchenraum wurden dazu zwei Zwischendecken eingezogen, um die Lagerflächen zu vergrößern.

Architektur

Die Kapelle wird zu einer Brauereigaststätte umgenutzt. Dafür nutzen die Architekten einen Teil der in der Vergangenheit eingezogenen Zwischendecken und bauen diese nur teilweise zurück, so dass der ehemalige Sakralraum wieder in seiner ursprünglichen Form erfasst werden kann. Die notwendige technische Infrastruktur der Gastronomie sowie die erforderlichen Sanitärbereiche und Lagerräume werden in einem Nebengebäude untergebracht. Der Neubau wird mit verglasten Gängen an die Kapelle angeschlossen.

Die Brautechnik und der Gär- und Lagerkeller befinden sich im Gewölbekeller der Kapelle. Ein Biergarten und ein weiteres Funktionsgebäude komplettieren den Entwurf. Die drei Ebenen werden durch eine filigrane Glas-Stahl-Konstruktion miteinander verbunden. Die neu hinzugefügten Elemente werden in einer zeitgenössischen Sprache ergänzt und unterstützen so eine klare Ablesbarkeit des Prozesses, den die Architektur bis in die heutige Zeit mitgemacht hat. Der Eingriff erhält das historische Erbe und bereichert gleichzeitig den Wert der alten Kapelle durch eine moderne Sprache.

Umbau Kapelle

Die historischen Zwischendecken werden teilweise zurückgebaut. Der ursprüngliche Raum wird dadurch in seiner Form und Dimension wieder erlebbar gemacht. Der Zwischenzustand aus der Zeit als Lagerhaus wird jedoch in gleicher Weise ablesbar.

Der alte Gewölbezugang wird zum Haupteingang in die Kapelle. Dazu wird das Gewölbe im Eingangsbereich durch eine aussteifende Stahlbetondecke ersetzt. Diese Decke und ein verbindender Steg nehmen die Höhe des Bürgersteigs auf und ermöglichen damit einen barrierefreien Zugang in die Kapelle. Von der Eingangsebene aus können die unterschiedlichen Ebenen der Kapelle über eine neue Treppenanlage erschlossen werden: das Untergeschoss mit dem als Gär- und Lagerkeller genutzten Gewölbe, das Obergeschoss mit dem Hauptgastraum und die Galerieebene auf der Holzbalkendecke. Ein Aufzug gewährleistet den barrierefreien Zugang zum Obergeschoss und zum Gewölbekeller. Gewölbekeller und Gastraum werden unabhängig voneinander erschlossen und können damit auch getrennt voneinander genutzt werden.

Der ehemalige Zugang zur Sakristei wird an anderer Stelle wieder geöffnet und die Sakristei über eine neue Treppe aus dem Hauptgastraum erschlossen. Hier wird eine Kreativbrauerei für Kleingruppen eingerichtet und zugleich der zweite Rettungsweg aus dem Gastraum ins Freie sichergestellt. Die Innenwände der Kapelle werden nach restauratorischen Farb- und Putzuntersuchungen denkmalgerecht überarbeitet, jedoch nicht gedämmt. Die Fenster erhalten eine außenseitig vorgesetzte Verglasung mit thermischer Trennung, so dass die historischen Kapellenfenster in ihrer Dimension erlebbar bleiben.

Das Holztragwerk des Dachstuhls wird fachgerecht restauriert und bleibt vom Gastronomiebereich aus sichtbar. Der „Kirchgarten“ zwischen Kapelle und Stadtmauer bietet Platz für eine Außengastronomie. Über eine verglaste Schallschutzwand zwischen Kapelle und Stadtmauer wird der Kirchgarten zu der Freifläche hinter der Kapelle getrennt.

Neubau

Die notwendige technische Infrastruktur der Gastronomie sowie die erforderlichen Sanitärbereiche und Lagerräume werden in einem neuen Nebengebäude untergebracht. Der Neubau erhält eine geschlossene Fassade, öffnet sich jedoch durch eine großflächige Verglasung in Richtung der Kapelle und stellt somit einen direkten Bezug zu dem historischen Gebäude her. Das Nebengebäude wird über verglaste Gänge an die unterschiedlichen Ebenen der Kapelle angeschlossen.

Der Neubau liegt an der nördlichen Grundstücksgrenze und setzt sich damit räumlich, formal und durch seine Materialität deutlich von der Kapelle ab. Auf der Ebene des Haupteingangs befinden sich die Toilettenanlagen für die Gäste. Die Ebene ist über einen Glasgang mit dem Eingangspodest der Kapelle verbunden. Die Küche befindet sich im Obergeschoss des Neubaus und liegt damit auf der selben Ebene wie der Hauptgastraum in der Kapelle. Küche und Gastraum werden über eine verglaste Brücke miteinander verbunden.

Am östlichen Ende des Nebengebäudes befindet sich ein Treppenhaus, das alle Geschosse des Nebengebäudes miteinander verbindet. Das Treppenhaus dient zugleich als zweiter Rettungsweg für die Galerieebene der Kapelle.

Die Einbauten wurden so konzipiert, dass sie später auch ohne Zerstörung des Bestands rückgebaut werden können. Das Gebäude wird durch eine bivalente Heizanlage (Gasbrennwert und BHKW) beheizt. Zusätzlich wird der vom BHKW produzierte Strom größtenteils im Gebäude selbstverbraucht. Die Kapelle wird über eine Fußbodenheizung und Warmluftkonvektoren an den Außenwänden beheizt.


Bauherr: B.B.S. Brauhaus Bad Sobernheim GmbH & Co. KG, Merxheim
Tragwerk: IbU Ingenieurbüro Ullrich GmbH / Beratende Ingenieure für Bauwesen, Aschaffenburg
Haustechnik: Schneider Bau Generaltunternehmer GmbH, Merxheim
Brandschutz: BauSecur AG, Bad Kreuznach
Restauration: Architekt Alwin Bertram, Rüdesheim

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