In der Vortragsreihe 90 Minuten spricht Matthias Haber über: «Kleidungsstücke. Textile Anleihen im Werk von Hild und K « – Textile Anleihen haben innerhalb der Baugeschichte Tradition: Bereits Gottfried Semper wies auf die etymologische Verwandtschaft der Begriffe „Wand“ und „Gewand“ hin. Und schon viel früher finden sich Beispiele für die Analogie von Architektur und Bekleidung: Die traditionellen Schilftonnenhäuser Mesopotamiens etwa bestehen – wie die Kleider der Zeit – aus geflochtenen Schilfblättern. Das mittelalterliche Samaniden Mausoleum in Buchara übersetzt die Struktur des Korbgeflechts in Mauerwerk. Und vier Wohnhäuser Frank Lloyd Wrights werden als „Textile Block House“ bezeichnet, weil ihre Betonwände brokatstoffartig strukturiert sind. Auch Hild und K Architekten greifen gerne auf textile Vorbilder zurück. Beispiele sind das „Wohnhaus in Aggstall“, dessen strukturierte Ziegelfassade an ein Strickmuster erinnert. Oder die aus Beton- und Aluminiumfertigteilen „geflochtene“ Fassade des Agfa-Hochhauses. Mit dem „Büro- und Wohnhaus Schwabinger Tor“, dessen Fassade sich wie ein Brokatüberwurf über das gesamte Gebäude legt, haben sie dieser bürointernen und baugeschichtlichen Tradition im Jahr 2017 ein weiteres Beispiel hinzugefügt.
KURZVITA
Matthias Haber schloss sein Studium der Architektur an der Hochschule München 2002 mit dem Diplom ab. Ein Aufbaustudium an der ETH Zürich beendete er 2006 mit dem Master of Advanced Studies. Seit 2002 ist der Architekt für das Büro Hild und K tätig, das er seit 2011 gemeinsam mit Andreas Hild und Dionys Ottl leitet. Er ist Korrekturassistent an der TU München und Mitglied im Arbeitskreis „Bauen im Bestand“ der Bayerischen Architektenkammer, hält Gastkritiken und -vorträge an deutschen Hochschulen.
Wo: Hochschule Oldenburg, Fachbereich Architektur
Wann: 16.04.2019, 18 h