Schon für sich allein genommen bietet die neue Fassade an der Wundtstraße 7 ausreichend Anlass, sich in einer Architekturzeitschrift mit ihr zu beschäftigen. Die ganze Komplexität ihrer Aussage erschließt sich jedoch erst durch die städtebauliche Planungsgeschichte des Standorts.
1969 bis 1971 errichtete die DDR hier in einer von niedriger und stark durchgrünter Bebauung geprägten Umgebung sechs eng beieinander stehende, jeweils 15-geschossige Hochhäuser. Je nach Sichtweise konnten die ca. 46 m hohen Studentenwohnheime als etwas deplatzierte Fremdkörper oder als gewollte Landmarke und Blickfang in dieser Stadtlage interpretiert werden. Ebenso zwiespältig fällt die Beurteilung der damaligen Fassaden aus, die den Charakter der Serienfertigung von Plattenbauten betonten und wenig gestaltet sowie überhaupt nicht individualisiert waren. Immerhin fasste jedoch die gelb-weiße Keramik der Fassaden die Hochhäuser zu einem erkennbaren Ensemble zusammen.
Bei aller Widersprüchlichkeit der Architektur stellten die insgesamt rund 1 300 Wohnheimplätze wegen der Nähe zur Universität und zur Innenstadt einen erheblichen und gut nachgefragten Wert dar, weshalb das Studentenwerk Dresden als jetziger Besitzer und Bauherr ab dem Jahr 2000 eine umfassende Modernisierung aller Häuser plante. Eine Möglichkeit dabei wäre gewesen, die Gebäudegruppe als Einheit zu betrachten und den Umbau von nur einem Planungsbüro mit einer in sich geschlossenen gestalterischen Idee ausführen zu lassen. Der Bauherr entschied sich jedoch anders: Jedes Hochhaus wurde an ein anderes Büro vergeben und in jeweils eigenständiger Formensprache und Materialität umgebaut.
Weitere Informationen: