Moderne Sachlichkeit als Gegengewicht zum romantisierenden Landhausstil. Wo andere Villen schmiedeeiserne Schnörkelzäune haben, überzeugt Karl-Heinz Schwarz mit klaren Linien – und Lochblech. In den sonnendurchfluteten Ausläufern des Wienerwaldes liegt der 18. Wiener Gemeindebezirk. Währing gilt seit jeher als eine der feinsten und teuersten Adressen, viele Prominente wohnen hier. Im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts wurde diese Toplage durchgängig im „Wiener Cottage-Stil“ bebaut. Der Architekt Dipl.-Ing. Dr. techn. Karl-Heinz Schwarz hatte im Jahr 2001 das Glück, auf einer der raren Freiflächen eine Einfamilienvilla zu entwerfen, sicher einer der letzten Neubauten in diesem Bezirk.
Schon von außen deutet er ein architektonisches Prinzip an, das sich im Inneren der Villa fortsetzt: eine klare, schnörkellose Architektur. Um den Zusammenprall des verständlichen Bedürfnisses nach Privatheit mit der Wiener Bauordnung, die „freien Durchblick“ verlangt, zu lösen, entschied sich Schwarz an der Straßenseite des Grundstücks für einen Zaun aus drei Meter hohem Lochblech, das genügend abgrenzt und sich doch ausreichend öffnet.
Die beengten Grundstücksverhältnisse verlangten ein Ausreizen der Bebauungsordnung in die Höhe, um ein großzügiges Raumprogramm unterbringen zu können. So kommt die Villa auf insgesamt fünf Stockwerke. Um diese Ebenen schnell zu erschließen, integrierte Schwarz einen Aufzug – um sie stilvoll zu erreichen, eine gewundene Treppe.
Das augenfälligste Merkmal dieser Treppe ist die Spannung zwischen dynamischer Bewegung – die sich im Holz der Stufen ausdrückt – und einer statischen Fläche in Form von Lochblech-Paneelen. Diese Spannung spiegelt sich auch in den Farben wider. Das kühle Grau des Edelstahls steht im lebhaften Kontrast zum leuchtenden Rot des Tropenholzes.
Die Edelstahl-Lochbleche dienen als Treppengeländer, aber auch als halbtransparente Trennelemente – Abgrenzungen, die zu spannenden Einblicken verleiten. Mit Detaillösungen, die die planerische Sorgfalt des Architekten bezeugen – z. B. ist das Blech dem Zickzack der Stufen angepasst; die Paneele sind sorgfältig aneinandergeschweißt und an der Schweißnaht geschliffen, sodass keine Nahtstelle den Anblick stört. Der in Wien arbeitende Architekt Schwarz sieht neben den ästhetischen auch noch pragmatisch-funktionale Gründe, die ihn immer wieder gerne zu Lochblech greifen lassen: Gerade im Unterschied zu Glas sei es viel einfacher zu verarbeiten, zudem leichter und preiswerter.
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