Das Grundstück des Ev. Gemeindehaus Aalen liegt zentral in der Innenstadt und grenzt gleichzeitig an den Kocher. Im Außenbereich sollten, neben Stellflächen für PKWs und Fahrräder, einladende Bereiche zum Sitzen in großer und kleiner Runde sowie Spielmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche entstehen.
Begrüßung, Bewirtung und Parken: Der Kirchplatz
Mitten im Geschehen der Stadt soll er einladend für all und gleichzeitig nur für Gemeindebesucher zu nutzen sein. Ein schwieriges Unterfangen. Mit der Einfassung des Vorplatzes durch niedrige Mauerscheiben und Heckenelemente wird die Privatheit signalisiert. Die klare Gliederung der Flächen zeigt unmissverständlich deren Funktion: Parken auf Schotter – mit Kunststoffwaben vor Verschieben geschützt –, Gehen und Fahren auf Platten.
Die ruhige Plattenfläche aus dunklen Betonplatten mit Granitvorsatz führt den Bodenbelag aus dem Foyer weiter und spielt in zwei Grautönen. Schmale, helle Streifen gliedern und deuten die Stellplatzeinteilung an.
Alle Eingänge sind stufenlos. Bei schönem Wetter ergänzen Stühle und Tische auf dem Kirchplatz das Angebot im Café.
Spielbereich, Sitzecke, Terrasse vor dem großen Saal
Der Garten am Wasser setzt die außergewöhnliche Lage um – wer hat schon ein Ufergrundstück? Da der Fluss an dieser Stelle stark eingetieft ist und die Hochwasserschutzmauer sich als unverhandelbar erwies, wurde kurzerhand die Ufergestaltung nach oben verlagert. Eine Trauerweide wurde gepflanzt und lässt schon von weitem das nahe Wasser erahnen. Wandkies als prägendes Material, nur punktuell mit robusten Stauden und Gräsern bepflanzt, eignet sich sowohl zum Buddeln für die Kinder als auch zur naturnahen Weiterentwicklung der Vegetation. Auf dem auskragenden „Kocherbalkon“ kann der Bach weit über das Grundstück hinaus erlebt werden.
Leitidee Fischernetz
Über der Ufermauer ist ein Fischernetz mit Korkschwimmern aufgespannt: Die Absturzsicherung aus Edelstahl nimmt Bezug auf den Auftrag, den Jesus sein Jüngern (Fischern) gegeben hat.
Regenrückhalt, Überblick und geschützter Raum: Die Dachgärten
Auf dem Hauptdach des Gemeindehaus Aalen dient die extensive Begrünung nicht nur der Regenwasserrückhaltung. Die „blauen Bänder“, vielfältig bepflanzte Substratwälle, bereichern die Biodiversität wie auch die Optik der vom Nachbarhaus einsehbaren Dachfläche. Sie ist nicht begehbar.
Die begehbare Dachterrasse mit Blick auf den Kirchplatz liegt ein Stockwerk tiefer. Für kleine Gruppen wurde die Terrasse so mit niedrigen Kräutern und Gräsern bepflanzt, dass sich Sitzbereich und Pflanzung verzahnen. Hier beträgt die Substratdicke lediglich 5-25 cm. Für einen grünen Hintergrund sorgt die Bepflanzung auch 30-40 cm Substrat mit Hochstauden und Sträuchern.
Standort: Friedhofstraße 5, 73430 Aalen
Bauherr: Ev. Kirchengemeinde Aalen
Architekt: Klaiber + Oettle Architekten und Ingenieure, Martin Klaiber, Martin Oettle
BGF: 1000 m² AF
Bauzeit: 7/2018-10/2019
Team: Peter Brunkel (Projektleitung), Siegfried Dähnert (Bauleitung), Heike Puschmann (Außenanlagen), Veronika Zhylinska
ELT-Planung: Büro für Elektrotechnik Elmar Beirle