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Neubau Officegebäude und Forum für die Paul Hartmann AG Heidenheim

Büro | Heidenheim | Nething
Die Natur in die Arbeitswelt holen

Firmen im Artikel

Den Standort aufwerten. Identifikation schaffen. Die herausragende Lage zur Natur einbeziehen – Das waren zentrale Fragestellungen bei der Neugestaltung des über 200 Jahre alten Hauptstandortes der Paul Hartmann AG in Heidenheim. Denn auf dem Firmengelände des Anbieters für Medizinprodukte bot sich nach dem Rückbau einiger Gebäude Platz für eine Erweiterung des Haupt- und Stammsitzes. Gemeinsam mit dem Architekturbüro Nething aus Neu-Um, entwickelte das Unternehmen eine zukunftsorientierte Masterplanung. Im ersten Schritt konnten Mitte 2021 ein Bürogebäude sowie das Forum bezogen werden.

Das Werksgelände der Paul Hartmann AG liegt im Süden der Stadt Heidenheim, zwischen dem Fluss Brenz und einer Bahnlinie, welche die Städte Ulm und Aalen verbindet. Die Paul-Hartmann-Straße teilt das Gesamtareal in eine West- und Ostseite. Auf dem westlich gelegenen Betriebsgelände wurden als Teil der Masterplanung mehrere „Bausteine“ geplant, die am Standort eine Erweiterung in einzelnen, zeitlich voneinander unabhängig zu realisierenden, Abschnitten ermöglichen sollen. Nicht alle werden zukunftsnah umgesetzt, aber die Masterplanung bietet Möglichkeiten. Alle Bausteine sind über eine Magistrale mit dem Bestand verbunden und schaffen mit ihren dynamischen Konturen einen fließenden Übergang zu den bestehenden Gebäuden. Wichtiges Element der Planung war die Aktivierung der südlich gelegenen Flächen direkt an der Brenz. Sie bieten Potential für erholsame Aufenthaltsräume der Mitarbeitenden.

Das Officegebäude – Ein Wechselspiel in Form und Funktion

Das neue Office-Gebäude mit 330 Arbeitsplätzen ist in die bestehende Gebäudestruktur eingebettet und stellt die Zukunftsgewandtheit des Unternehmens Hartmann erlebbar dar – für die Mitarbeitenden, Kunden und die Region. Gemeinsam mit dem Forum dient das Gebäude als Identifikationspunkt für die Mitarbeitenden und schafft kreativen Raum für ein lebendiges Arbeiten. Die weich fließende, organische Form des Gebäudes betont das Menschliche und Fürsorgliche und symbolisiert damit die Leidenschaft, dem Menschen zu dienen. Als Fassaden-Material wurde weißes Glattblech im Wechsel zur Verglasung gewählt. Die matt reflektierende, samtene und reduzierte Oberfläche des Glattblechs mutet eher kühl an und steht so in Spannung zur Fassadenformung. Die Fassadenkonstruktion ist als Pfostenriegelkonstruktion geplant. Die durchlaufenden Fassadenbänder lösen die dahinterliegende Tragkonstruktion auf, wobei das Wechselspiel des Fassadenrasters in vertikaler und horizontaler Ausrichtung die Eigenständigkeit der Geschossebenen unterstreicht.

Im Erdgeschoss an der nordöstlichen zurückgesetzten Kopffassade befindet sich der Haupteingang. Durch eine Auskragung der Obergeschosse entsteht ein überdachter sowohl zur Pforte als auch zum Forum hin orientierter Zugang als großzügige Geste.

Flexibilität für die Bürogeschosse

Im Inneren der Bürowelt dominiert in allen Stockwerken ein mittlerer Funktionskern, welcher der organischen Form der Außenfassade nachempfunden ist. Damit wird die Dynamik der Fassadengestaltung in das Innere überführt. Der Funktionskern nimmt Meeting- und Fokusräume, Garderobe, Sanitärräume sowie Kaffeeküche auf. Die Arbeitsplätze sind entlang der Fensterfront angeordnet, die entstehende Mittelzone ist für die temporäre Nutzung geplant.

Zudem wurde dem Wunsch nach Flexibilität in der Flächennutzung Rechnung getragen: Die Büroflächen sind so geplant, dass eine flexible Belegung mit Großraum-, Kojen- oder Einzelbürostrukturen möglich ist. Dafür wurde eine systemische Ausstattung und Vorhaltung der haustechnischen Anlagen entwickelt, die es ermöglicht in ca. jeder dritten Achse ein Einzelbüro auch nachträglich einzurichten. Als bauliche Voraussetzung ist hierfür der Einbau der luft- und elektrotechnischen Anlagen sowie die erforderlichen baulichen Maßnahmen in Boden- und Deckenkonstruktionen bereits im ersten Schritt geplant. Trotz seiner dynamischen und unregelmäßigen Kubatur, sind nur sehr wenige Elemente nicht im Standard-Raster von 2,70 m, was eine ökonomische Bauweise zulässt.

Das Forum – Ein Schauplatz der Natur

In der Mitte des westlich gelegenen Areals des Betriebsgeländes liegt die Wiege des Unternehmens. Vor 200 Jahre standen hier die ersten Mühlen der damaligen Spinnerei. Ein perfekter Platz für das Forum, das so Historie und Zukunft vereint und zugleich als neuer zentraler Treffpunkt für alle Mitarbeitenden dient. Mit seinen 500 Innen- und 200 Außenplätzen vereint es Betriebsrestaurant, Cafeteria und Meetingräume und bietet somit vielfältige Möglichkeiten, gemeinsam zu arbeiten, sich auszutauschen oder sich auszuruhen.

Wesentlicher Entwurfsansatz für das Forum ist die uneingeschränkte Verbindung von Innen- und Außenraum und der starken Einbindung der Natur – gegeben durch die direkte Lage an der Brenz. Erreicht wird dies durch eine Gebäudestruktur, die sich in unterschiedliche Höhenlagen gliedert. Und so geht das im Erdgeschoss gelegene Betriebsrestaurant über großzügig gestufte Podestflächen fließend in die Cafeteria im Obergeschoss über. Dabei wird das Äußere – ein künstlicher Hügel – ins Gebäude hineingeführt, indem der Innen- und Außenbereich entlang der gesamten Höhenstaffelung einzig durch eine Glaswand getrennt wird. Zudem holen die nach Süden gelagerten bis zu 8,15 Meter großen Fensterflächen die Brenz, das Grün, die Natur in den Innenraum. Das Dach der Kantine greift die weiche und fließende Form des Gebäudes auf und kragt nach allen Seiten hin aus. Durch die helle Membranbespannung an der Unterseite wird die Konstruktion der organischen Form als solches komplett aufgelöst und erfährt dadurch die Leichtigkeit einer Dachscheibe. Damit wirkt sie als verbindendes und beschützendes Element und vereint die unterschiedlichen Nutzungen.

Kommunizieren, speisen, erholen – das Forum bringt alle zusammen

Das Forum kann flexibel genutzt werden, um einerseits zu speisen und seine Pausen zu verbringen. Anderseits bietet es durch die Innenraumgestaltung vielfältige Möglichkeiten für Meetings, Workshops und den direkten Austausch. Auch das Außengelände lädt zum Verweilen ein. So schließt sich an das Forum in Richtung Süden die Terrasse mit 200 Sitzplätzen an. Ihr vorgelagert bieten Terrassenstufen, die entlang des Brenzufers in Breite des Forums geführt sind, einen erholsamen Ort. An der Ostfassade gelangen die Mitarbeitenden und Besuchenden über eine großzügige Außentreppe in die Cafeteria im Obergeschoss, diese lädt zum Entspannen oder gemeinsamen Kommunizieren ein.

Betritt ein Besucher heute das Forum spürt er die besondere Atmosphäre. Cafeteria, Restaurant sowie die Außenanlagen sind beliebte Ausweichflächen zum herkömmlichen Arbeitsplatz. Hier trifft man sich, tauscht sich aus, kommuniziert oder genießt seinen Kaffee, um Kraft zu schöpfen und Ideen zu entwickeln.

Ökologie

Für das Bürogebäude konnte LEED Gold nach dem aktuellen Standard LEED Version 4 angestrebt werden. Für Betriebskantinen und Restaurants ist eine Zertifizierung nicht verfügbar. Dennoch wurde das Gebäude nach den gegebenen Maßstaben einer LEED-Zertifizierung realisiert.

Folgende beispielhafte Merkmale wurden im Zuge des Projekts umgesetzt.

–   Der Primärenergiebedarf beläuft sich auf 15kWh/m²a. Dies entspricht einer Unterschreitung des ENEV-Referenzwertes für Neubauten von ca. 13% gemäß dem ENEV Standard (Neubau).
–   Das Gebäude benötigt ca. 35 kg/(m²*a) CO2-Emissionen. Erreicht wird dies durch den Einsatz eines energieeffizientes Gesamtkonzeptes.
–   Einsatz von energieeffizienter Anlagentechnik und flächendeckender LED-Beleuchtung – Ein nicht mehr genutzter Produktionsbrunnen wird zur direkten Kühlung genutzt. wird zur Kühlung eingebunden.
–   Durch ausreichend große Dachüberstände werden die transparenten Fassaden-flächen verschattet, so dass kein zusätzlicher Sonnenschutz erforderlich ist.
–   Das Forum wird mit Abwärme des BHKW von Voith, einem benachbarten Unternehmen versorgt.
–   Das Gebäude wird über Wärmetauscher mit Wärme versorgt. Eine Wärmerückgewinnung findet über die Lüftungsanlagen statt. Der Abluft wird dort Wärme entzogen und der Zuluft wieder zugeführt.


Standort: Paul-Hartmann-Straße 12, 89522 Heidenheim an der Brenz

Bauherr: Paul Hartmann AG
BGF: 3.820 m²
BRI: 22.430 m³
NF: 3.530 m²
Fertigstellung: März 2021


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