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Im Herbst 2016 schliesst das S AM seine Tore für eine Umbaupause. In dieser Zeit ist es aber nicht einfach geschlossen, sondern es geht auf die Strasse. Die Fenster zum Steinenberg werden zu Schaufenstern, indem sie als grosse Projektionsflächen dienen, auf denen Mateja Vehovar und Stefan Jauslin mit einer sechsteiligen Videoinstallation ihre Interpretation schweizerischer Baukultur zeigen.
Über die sozialen Medien wurde die Netzgemeinschaft aufgerufen, Fotografien und Videos der aus ihrer Sicht spannendsten Schweizer Bauten einzureichen. Mittels Crowdsourcing entsteht ein Bilderpool, der sich von einzelnen Gebäuden und Infrastrukturbauten über räumliche Situationen bis zur Landschaftsarchitektur erstreckt, der Zeitgenössisches genauso beinhaltet wie Vernakuläres. Dabei interessiert weniger die ikonografische Übersicht als vielmehr der subjektive Blick: persönliche Highlights, versteckte Schätze, schlafende Schönheiten oder Bekanntes aus unbekanntem Winkel finden ebenso ihren Platz wie Emotionen, Menschen, Farben oder Lichtstimmungen. Die so gesammelten Dokumente dienen – ergänzt durch eigene Aufnahmen und Archivmaterial – als Rohstoff für eine freie atmosphärische Komposition.
In Zeiten, in denen uns die Technologie ein multidimensionales Erleben unserer Welt und unseres Selbst erlaubt, ist die euklidische Lesart des Raumes unzureichend. Vielmehr interessieren das sinnlich Wahrnehmbare, die individuelle Erfahrung, das menschliche Verhältnis zu Zeit und Raum. Baukultur ist die Kulturtechnik, die diesem Raum Form und Funktion verleiht. Die Installation spürt den subkutanen Aspekt schweizerischer Baukultur auf. Sie interessiert sich für deren Unterbewusstsein, Seelenleben und Nährboden, deren Substanz. Das Material eines kollektiven Gedächtnisses wird zum Traum, der nachts das Museum verlässt und sich in den Stadtraum ergiesst.
Baukultur, bei der sich jeder beteiligen kann, sichtbar für alle im Stadtraum Basel und vollkommen schwellenfrei zugänglich. Die Installation evoziert mehrschichtige visuelle Sinneseindrücke für Passanten. Wer nachts am S AM vorbeikommt, sieht sich einer farbigen, bewegten Bilderflut gegenüber, die auf lustvolle Art Baukultur aus dem Museum auf die Strasse projiziert. Dorthin, wo sie letztlich stattfindet und ihr jeder begegnet
Diese Installation bildet den Auftakt zur neuen Richtung des S AM Schweizerisches Architekturmuseum unter der Leitung von Direktor Andreas Ruby.
01.11. – 17.11.2016
Imagine la Suisse
Vernissage: 01.11.2016
18 Uhr