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Ein perfektes Fassaden-Duo

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Ein perfektes Fassaden-Duo

Wohnen in historischen Gebäuden erfreut sich nach wie vor großer Beliebtheit, die notwendigen Umbaumaßnahmen erweisen sich jedoch oftmals als äußerst aufwendig und teuer. Der Ausbau einer ehemaligen Getreidemühle zu einer Seniorenresidenz für betreutes Wohnen zeigt jedoch, dass sich mit einer sorgfältigen Planung und geschickten Baustoffwahl auch alte Bausubstanz mühelos und kostengünstig an die Bedürfnisse des modernen Lebens anpassen lässt.

Die 1771 im niedersächsischen Uetze erbaute Mühle erlangte über zwei­hundert Jahre hinweg überregionale Bedeutung als Mehl­lieferantin für die im Kreis ansässige Bevölkerung. Seit 1894 erzeugt die Anlage außer­dem elektrischen Strom aus Wasserkraft mit einer maximalen Leis­tung von vierzig Kilowatt. Der eigentliche Mahlbetrieb wurde jedoch Ende September 1972 eingestellt. Dreißig Jahre stand das Gebäude danach leer, bis sich schließlich im Jahr 2002 ein Käufer fand, der die denkmalgeschützte Anlage zu einem Seniorenwohnheim um­bauen und es so einer neuen sinnvollen Nutzung zuführen wollte. Rund vier Jahre dauerte es allerdings noch, bis der neue Besitzer den Umbau der Mühle tatsächlich in Angriff nahm. Zuvor hatte er lediglich eine Teil­sa­nierung durchführen lassen, die sich auf den oberen Bereich der Fassa­den und auf das Dach beschränkte. Damit konnte zwar der endgültige Verfall der Anlage verhindert werden, große Teile der historischen Bau­sub­stanz aber waren, wie sich später herausstellen sollte, nicht mehr zu retten.

Jan Groth, Geschäftsführer der Groth Bau GmbH aus Buchholz, entwickelte schließlich eine Sanierungslösung in Massivbauweise. Sein Konzept sah vor, die alte Substanz zu unterfangen, beziehungsweise von innen auszusteifen und das Gebäude anschließend vollständig zu entkernen. Erhalten blieben lediglich die historische Fachwerkfassade sowie das bereits sanierte Dach. Beides bildete gewissermaßen die Hülle, in die dann auf einer biegesteifen Betonplatte eine Innenschale aus Ytong Porenbeton eingestellt wurde. Der dabei entstandene Luft­spalt zur Bestandsbebauung variiert baulich bedingt sehr stark, beträgt jedoch mindestens acht Zentimeter. Die Fußböden der neuen Konstruk­tion wurden in Stahlbeton ausgeführt, die Wohnungstrennwände der Anlage wurden aus Silka Kalksandsteinen gemauert.

Ein wichtiger Aspekt bei der Wahl des Materials für die Au­ßen­wände war der Wärmeschutz. Der Bauherr entschied sich schließlich für den Einbau von Ytong Poren­beton, der eine sehr hohe Wärmedämmung und zugleich ein gesundes und angenehmes Raumklima garantiert. Er wird umwelt­freund­lich aus natürlichen Rohstoffen hergestellt und bietet aufgrund seiner feinporigen Struktur mit einem Lambda-Wert von 0,08 W/(mK) den besten Dämmwert unter den Massivbaustoffen. Schon bei einer Wand­dicke von 36,5 Zentimetern bestehen optimale Voraus­setz­ungen für eine ener­gie­sparende Gebäudehülle entsprechend den Vor­schriften der Energie-Einsparverordnung (EnEV), so dass eine zusätzliche kosten­aufwendige Wärmedämmung hinfällig wird. Auch aus statischen Grün­den erwies sich das vergleichsweise leichte Ytong Mauer­werk als vorteilhaft: Auf die ursprünglich geplante Absicherung der alten Bausub­stanz der Mühle durch eine Pfahlgründung konnte verzichtet werden, da die biegesteife Gründungsplatte für die Poren­beton­ele­mente ausreichend tragfähig war. Hinzu kam, dass durch den Einsatz von Ytong Poren­beton ein schneller Baufortschritt gewährleistet werden konnte. Durch die Verwendung von Planblock Mörtel, der lediglich in der Lager­fuge in einer millimeterdünnen Schicht aufgetragen werden musste – eine Stoß­fugenvermörtelung konnte durch das Doppel-Nut- und Feder­system ent­fallen – wurde nur wenig Feuchtigkeit in den Bau ein­gebracht. Lange Trocknungsphasen mussten daher nicht in den Bau­ablauf mit ein­kalkuliert werden, so dass vielmehr sofort nach Fertig­stel­lung des Rohbaus die Installationen durchgeführt werden konnten.

Inzwischen sind 19 Zweizimmer- und 9 Einzimmer-Appartements mit einem Platzangebot zwischen 38 und 80 Quadratmetern in dem dreistöckigen Objekt entstanden. Fast alle achtundzwanzig Wohneinheiten verfügen über Balkon, Loggia oder Terrasse. Die einzelnen Etagen sind bequem über einen Aufzug erreichbar, sämtliche Wohnungen bieten Barrierefreiheit und sind mit rollstuhlgerechten Badezimmern ausgestat­tet. Ein ebenfalls in der Anlage geplantes Café sowie ein kleines Müh­len­museum – beides wird auch den übrigen Bewohnern von Uetze zur Verfügung stehen – sollen als Schnittstelle zur Öffentlichkeit fungieren.

Eine sinnvolle Umnutzungsstrategie, gepaart mit einer sorgfältigen Bau­stoffwahl haben in Uetze die Rettung einer halb verfallenen historischen Mühle sowie die Schaffung einer modernen Senioren­wohn­anlage er­mög­licht, die dieselben Wärme- Schall- und Brandschutz­werte erreicht wie ein vergleichbarer Neubau. Durch den Einsatz von Ytong Poren­be­tonelementen konnte eine hoch wärmedämmende und zugleich statisch vorteilhafte Gebäudehülle hergestellt werden. Kompro­misse hinsichtlich des Komforts, die Bewohner von Altbauten früher fast selbstverständlich wegen der besonderen Atmosphäre auf sich nahmen, gehören damit endgültig zu den Akten.

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