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Neue Rapunzel Welt in Legau

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Besucherzentrum Rapunzel

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Auf dem Betriebsgelände der Rapunzel Naturkost GmbH in Legau ist nach dreijähriger Bauzeit ein Besucherzentrum als begehbare Gebäudeskulptur entstanden. Das neue Besucherzentrum ist öffentlich und einladend konzipiert und soll das Leitmotiv von Rapunzel „Wir machen Bio aus Liebe“ für die Besucher erlebbar machen. Ein Haus voller Entdeckungen, das mit abwechslungsreicher und emotionaler Wissensvermittlung die Gäste zum Verweilen und Mitmachen einlädt.

Die adressbildend geformte Gebäudeskulptur empfängt jeden Besucher von weitem durch den nördlichen Hochpunkt – den Rapunzelturm. Der Märchengarten umspielt das Haus und erstreckt sich bis auf das Dach. Eine offene und einladend begehbare Skulptur an deren Ende das Krähennest den Ausblick in die Landschaft ermöglicht. Begleitet wird die Geste durch das große, schwebende alles überspannende Dach, das sich wie ein umlaufendes Band um das Besucherzentrum legt, Aus- und Einblicke jedoch nicht begrenzt.

„Die natürlichen Kreisläufe der Natur zu beachten ist eine Grundlage ökologischen Landbaus. Den Prinzipien einer ökologisch sinnvollen Kreislaufwirtschaft fühlt sich auch die Architektur der Rapunzel Welt verpflichtet. Die Haustechnik wurde auf ein Minimum reduziert. Wir nutzen Tageslicht und das Mikroklima und verzichten weitestgehend auf eine mechanische Klimatisierung. Das schwebende, beschützende und sich zum Rapunzelturm aufschwingende Dachband, die in den Naturraum gestreckten Gebäudeflügel und die sorgfältige Wahl möglichst regionaler Baumaterialien werden dem Besucher, so hoffe ich, diese Grundsätze bei der Entwicklung des Besucherzentrum auch veranschaulichen.“
Martin Haas Gründer und Partner haascookzemmrich STUDIO2050

Ein Gebäude mit vielen Überraschungen

Die neue Rapunzel Welt macht das Leitmotiv des Unternehmens mit allen Sinnen erlebbar. In der Ausstellung erfährt der Besucher an interaktiven Stationen Wissenswertes zum Anbau, Fairen Handel und der Herstellung sowie zur nachhaltigen Lebensweise. Die Kaffeerösterei ist so gestaltet, dass man bei der Röstung und Verarbeitung zuschauen kann inklusive dem herrlichen Kaffeeduft.

Der Zopf der Rapunzel in Form einer großen, gewendelten Holztreppe verbindet alle Geschosse vom Weinkeller über die Ausstellung bis zur Dachterrasse mit ihrem herrlichen Rundumblick. Neben der Bäckerei und dem Bio-Markt gibt es noch viele weitere Räume zu entdecken für Schulungen, Yoga und andere Aktionen. Durch den spielerisch gestalteten Märchengarten gelangt man zum Tropenhaus, in dem man den Kaffeepflanzen beim Wachsen zusehen kann. Neben dem Offensichtlichem, dem Großen, sind es aber auch die vielen kleinen Details, wie die kupfernen Regenfallrohre ineinander-greifender Töpfe, oder die spielerisch versetzten Dachziegel, jeder mit seiner eigenen Farbnuance, welche zum besonderen Charakter der Rapunzelwelt beitragen.

Das Dachband als verbindendes Element

Wie ein umlaufendes, schwebendes Band legt sich die mit Ziegel bedeckte Holzdachkonstruktion um die dreigliedrige Gebäudestruktur. Nur im Turmbereich reicht die Konstruktion bis auf den Boden und hebt sich ansonsten ringsum ab. Die umlaufende Glasfassade im Erdgeschoss bleibt maximal frei und transparent, um Einblicke zuzulassen und eine Vielzahl an Ein- und Ausgängen zu erlauben. Für gezielte Ausblicke und eine natürliche Belichtung der oberen Geschosse sorgen umlaufend platzierte Gaubenfenster. Die organisch geschwungene Form entsteht durch drei in den Naturraum gestreckte Gebäudeflügel, die jeweils unterschiedliche Nutzungsbereiche beinhalten. Der öffentliche Bereich mit der hölzernen Wendeltreppenskulptur liegt im Zentrum der Rapunzel Welt.

Ein einladendes Haus

Die Vielschichtigkeit der Erlebnisräume ist ein besonderer Wesenszug des Besucherzentrums. Egal von welchem der zwei gleichberechtigten Zugänge der Besucher das Gebäude betritt wird er über das Zentrum in Empfang genommen und verteilt. Die verglasten Innentrennwände lassen großzügige Einblicke in die Kaffeerösterei und in die Bäckerei zu. Durch die einladende Wendeltreppenskulptur wird das Erdgeschoss mit der darüberlegenden Galerie verbunden.

Auf der Galerie kann man durch die Schaufassade zur Rösterei schauen und kommt entweder in die Vorzone des Ausstellungsbereiches oder zum Bürobereich im Süden des Gebäudes. Im Zweiten Obergeschoss befindet sich die Kochwerkstatt und ein Seminar- und Yogaraum, der auch als Konferenzraum genutzt werden kann. Weinseminare, Weinverkostungen und weitere kleine Veranstaltungen können im Weinkeller stattfinden, der sich im Untergeschoss befindet und über die Wendeltreppe oder die drei Treppenkerne in den Gebäudeflügeln erreichbar ist.

Die Ausstellung als Erlebnis

Die interaktive Ausstellung im 1. OG der Rapunzel Welt ist der Schlüssel, um das Erlebnis Bio ganzheitlich zu erfahren und auch den Blick für das übrige Angebot nochmals neu zu schärfen und wertzuschätzen. „Vom Teller bis zurück aufs Feld“ involviert die vom Atelier Markgraph konzipierte Ausstellung auf ca. 600 qm die Besucher*innen mit einer großen Bandbreite an digitalen wie analogen Exponaten und Stationen. In szenografischen Themeneinheiten wie Küche, Labor oder Anbaufeldern erfolgt neben dem Blick auf das Engagement von Rapunzel auch der sprichwörtliche Blick über den Tellerrand hinaus.

Ökologie des Gebäudes und der Produktion

Die natürlichen Kreisläufe der Natur zu beachten ist eine Grundlage des ökologischen Landbaus. In der Ausstellung des Besucherzentrums erfährt der Besucher alles über die Teilaspekte gesunder Ernährung, über deren Anbau und Verarbeitung.

Diesem Grundsatz einer ökologischen Kreislaufwirtschaft haben wir uns auch in der Architektur der Rapunzel Welt verpflichtet. Natürliche und nachwachsende Baustoffe wie Holz und Ton wurden eingesetzt und die Haustechnik auf ein notwendiges Minimum reduziert. Kein Styropor wurde für die Dämmung und den Unterboden verwendet, sondern recycleter Schaumglasschotter. Alle Materialien, Farben und Beschichtungen sind mineralisch und ökologisch sorgsam gewählt.

Im Besucherzentrum wird das Tageslicht genutzt und weitestgehend auf mechanische Klimatisierung verzichtet. Hier wurde genutzt was uns die Natur vor Ort als Mikroklima zur Verfügung stellt, um ein robustes und damit dauerhaftes Haus zu errichten, das mit der Natur und nicht gegen die Natur arbeitet.

Regionale Baumaterialien

Alle Handwerksbetriebe, die bei der Errichtung der Rapunzelwelt mitgewirkt haben sind in der unmittelbaren Nachbarschaft Legau´s beheimatet. Vom heimischen Holz bis zum benachbarten Kieswerk konnte auf lokale Materialien zurückgegriffen werden, um die ökologischen Auswirkungen langer Transportwege gering zu halten. Lediglich für die Rapunzeltreppe und die fein engobierten Ziegel mussten wir auf entferntere Partner zurückgreifen, da in der Ziegelbrennerei in der Schweiz noch alte Brennöfen eine besondere Art der Engobierung zulassen.

So stärkt das Gebäude nicht nur die Region, sondern hilft der Umwelt durch Vermeidung von Emissionen und Ressourcenverbrauch im Transport.

Der Rapunzelzopf – Eine einzigartige Holzwendeltreppe verbindet die Rapunzel Welt Die ganz aus Holz gefertigte Wendeltreppe ist das Herz- und Verbindungsstück der Rapunzel Welt. Im Erdgeschoss beginnt die ca 12 Tonnen schwere und rund 14,5 Meter hohe dreifach gewendelte und freitragende Wangentreppe. Das primäre Tragelement der Wendeltreppe bilden die in der Brüstung integrierten Treppenwangen aus gekrümmtem Furnierschichtholz mit 15cm Stärke. Sie sind zur Reduktion der Schwingungsanfälligkeit an den Podesten über Schlitzbleche biegesteif mit der Betonkonstruktion verbunden und bestehen aus Eichen- und Fichtenfurnierlagen mit unterschiedlicher Orientierung nach den statischen Anforderungen. Die äußere Furnierlage besteht dabei aus Eichenholz. Sie ist mit vertikaler Faserrichtung angeordnet und gibt der Treppe ihr spezifisches Erscheinungsbild. Die Setz- und Trittstufen (Kerto bzw. BSH) wurden durch eine ausgeklügelte Verbindungsmittelanordnung mit den tragenden Wangen verbunden, um die dreidimensionale Tragwirkung und die Einspannung zwischen den Geschoßebenen zu erzeugen.

Die Herstellung erfolgte in einzelnen Segmenten mit bis zu acht Stufen. Hierbei wurden zunächst die Furniere der Wangen gekrümmt auf vorgefertigten Formen verleimt und anschließend mit einer CNC-gesteuerten Fräse bearbeitet. Danach wurden die äußere und die innere Wange mit den Setzstufen zusammengefügt und schließlich die Trittstufen eingesetzt.

Der RapunzelGarten. Außenanlagen, die mit dem Leben mitwachsen

Ein herzliches Willkommen – das möchte Rapunzel nicht nur mit dem Gebäude aussprechen, sondern auch mit den großzügig angelegten Außenanlagen – gleich einem weit offenstehenden Gartentor. Diese einladende Geste zieht sich durch alle gestalterischen Überlegungen für den Garten. Hier ist Platz für den Alltag wie für Feste. Vieles noch nicht final in der Nutzung festgelegt, aber mit ganz viel Spielraum gedacht: Ob der Platz unter den Bäumen nun fürs Picknicken, eine Festtafel oder ein Theaterstück samt Bestuhlung genutzt wird.

Inspiriert von der umgebenden Allgäuer Landschaft finden sich Hügel, Blumenwiesen, Obsthain, Bauergarten und Hohlweg im Garten. Zentral gelegen ist die „Genießerwiese“, gleichsam das Herz des Gartens. An sie schließen alle Bereiche an. Sie wird gesäumt von Felsenbirne und Zierpflaume samt Sitzmöglichkeiten zum Picknicken. Der Nuss- und Gemüse-Spielplatz, die von Haselnusssträuchern überstandene Tiefe wollen entdeckt sein. Weiter geht’s zum Gewächshaus, das den Garten unübersehbar mitprägt und eines der zentralen Themen im Besucherzentrum – Kaffee – erlebbar macht: Denn hier wachsen echte Kaffeepflanzen!

Ob gesellig auf den langen Bänken unter den weißen Blüten der Felsenbirne oder Erfahren von Ruhe, Schatten, duftendes Holz im Hohlweg – Lieblingsorte! je Jahres- und Tageszeit, je nach Stimmung. Der Freiraum soll die Gäste verzaubern, in die sie abtauchen und aus denen sie gestärkt und inspiriert heimkehren.

Materialien und Vegetation suchen den Bezug zur Umgebung und zeugen entsprechend den Ansprüchen von Rapunzel von Verantwortungsbewusstsein für Lieferwege und Wertigkeit. Regional ist erste Wahl und einfach ist manchmal besser.

Eine nachhaltige Rapunzel Welt

Die Lage und Anordnung der Räume und die Fensteröffnungen wurden nach mikroklimatischen Gesichtspunkten festgelegt. Der weite Dachüberstand sorgt für eine natürliche Verschattung der tageslichtoptimierten Räume. Die Belüftung ist natürlich. Lediglich die Bereiche der Rösterei müssen noch mechanisch belüftet werden, da hier die Wärmelasten ein Normalmaß überschreiten. Das Gebäude wurde an das schon gute Nahwärmenetz und die solare Stromgewinnung von Rapunzel angeschlossen. Eine Ökobilanz wurde erstellt und bei der Wahl der Materialen waren die eingebundene Energie, die Wiederverwertbarkeit und der Transport entscheidende Faktoren. Nachwachsenden oder wiederverwertbaren Baustoffen wurde, wann immer möglich, der Vorzug gegeben.


Besucherzentrum Rapunzel

Standort: Rapunzelstraße 2, 87764 Legau
Rapunzel Besucherzentrum BGF:
7560 m2
Rapunzel Besucherzentrum BRI: 31.400 m3
Gebäudehöhe (Traufe / First): 4m / 10,5m
Höhe Turm: 21 m
Abmessungen Gebäude (L x B): 83m x 65m
Geschosse: Untergeschoss, Erdgeschoss, 1. und 2. Obergeschoss

Konzeption / Architektur: haascookzemmrich STUDIO2050 – Stuttgart
Projektleitung: Sinan Tiryaki, Lisa Ruiu
Planungsteam: Lena Lang, Yohhei Kawasaki, Ariane Prevedel, Katharina Hoppenstedt, Elisabeth Wiest, Xun Li, Felix Wolf, Sabrina Carrico
Freiraumplanung: Ramboll Studio Dreiseitl, Überlingen, Projektleitung: Hendrik Porst, Berthold Flieger
Generalunternehmer: Gebr. Filgis GmbH & Co. KG, Bauleitung: Alexander Saab, Projektteam: Alexander Huber, Marco Klein
Ausstellungskonzept/Ausstellungsgestaltung: Atelier Markgraph, Frankfurt/Main, Projektleitung: Uta Brinksmeier, Planungsteam: Mareike Schmitt
Tragwerksplanung: Ecoplan Ing. GmbH, Fleischwangen, Projektleitung: Thomas Pfister
Bauphysik: UMT Umweltingenieure GmbH, Ulm, Projektleitung: Hartmut Kayser, Verena Klotz
Energiekonzept: Transsolar – Stuttgart, Projektleitung: Monika Schulz, Christoph Stetter
Brandschutz: Tichelmann & Barillas – Darmstadt, Projektleitung: Frank Kramarczyk
HLS: Transplan Technik – Bauplanung GmbH, Stuttgart, Projektleitung: Eckehart Ulmer, Planungsteam: Rick Huber
Elektro: g+h projektplan GmbH, Eislingen, Projektleitung: Catalin Hilgarth


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