Die 1994 gegründete Welthandelsorganisation (WTO) in Genf schrieb 2008 einen offenen internationalen Wettbewerb für die Erweiterung ihres Hauptsitzes aus. Das von Georges Épitaux in den 1920er-Jahren im klassizistischen Stil erbaute Gebäude, das mehrfach erweitert wurde, liegt am Ufer des Genfer Sees mit Blickbezug auf den Mont Blanc und ist von einer beeindruckenden Parklandschaft umgeben.
Unter den 115 Wettbewerbsbeiträgen aus 25 Ländern wurde der Entwurf von wittfoht architekten mit dem 1. Preis ausgezeichnet. Die Jury überzeugte sowohl der souveräne Umgang mit der Topografie des Geländes mit seinen Niveauunterschieden als auch die prägnante Verbindung, die das neue Gebäude zwischen Stadt und Park generiert. Darüber hinaus lobte sie die respektvolle Behandlung der historischen Bausubstanz. Der Neubau hält angemessenen Abstand zum bestehenden Centre William Rappard und schafft damit gleichzeitig einen qualitätsvollen Außenraum. Die vorhandenen Baufluchten werden in Teilen aufgenommen und die Höhenentwicklung des neuen Gebäudes an der Gesamtanlage orientiert. Es entsteht ein ausgewogenes, gut proportioniertes Gesamtbild, das durch den Dialog von Alt und Neu bereichert wird.
Der Weg des Besuchers führt von der Hauptpforte durch den Altbau über eine großzügige Fußgängerbrücke direkt zur zentralen Lobby im Erweiterungsbau. Von hier aus erreicht man alle Bereiche im Neubau. Dieser gliedert sich im Wesentlichen in zwei Bauteile – die erdgebundene Sockelzone und den darüber schwebenden, kristallinen Baukörper. Durch diese Aufteilung erscheint die eigentliche Baumasse geringer und fügt sich spielerisch leicht in die Parklandschaft ein. Offenheit und Transparenz bestimmen das Erscheinungsbild.
Im Sockel befinden sich alle gemeinschaftlichen Einrichtungen wie z.B. Lobby und Empfang, Restaurant mit Küche, hausinterne Druckerei, Anlieferung und die großzügige Ausstellungsfläche. In den unteren Geschossen sind Technik und Parken untergebracht. Das Dach des Sockelbaus ist als begehbares Holzdeck konzipiert und wird mit seiner hohen Aufenthaltsqualität als Aussichtsplattform genutzt. Ein Geschoss tiefer erweitert eine vorgelagerte Terrasse das Restaurant zum See hin.
Der schwebende, kristalline Baukörper beherbergt die Verwaltung und sämtliche Bürobereiche. Durch die konstruktive und klare plastische Ausbildung des Gebäudes wird ein Höchstmaß an Transparenz erzeugt. Je nach Lichtsituation scheint der Baukörper fast durchsichtig oder reflektiert den umgebenden Baumbestand und integriert sich so in den Park. Der Neubau wirkt leicht, freundlich und zeitlos modern.
Strasse: Rue de Lausanne 154
PLZ: 1211
Ort: Genf
Land: Schweiz
URL: wittfoht-architekten.com/arbeiten/wto-genf
Baujahr: 2013