Wie wird ein Flüchtlingscamp zu einem wohnlicheren Ort?
Die Lage für syrische Flüchtlinge ist bei Weitem nicht einfach. In Saatari einem Flüchtlinscamp nahe der syrischen Grenze leben derzeit ca. 80.000 Menschen – eine „Stadt“ so groß wie Konstanz. Den Menschen fehlt es an allem. Alltägliche Bedürfnisse können nur schwer befriedigt werden. So fehlt es natürlich auch an Elektrizität, Wasser – gernerell: Infrastruktur.
Der deutsche Künstler Daniel Kerber, der bis vor ein paar Jahren noch in den großen Ausstellungshäusern in Berlin, New York oder Wien zu sehen war, widmet sich nun der Not und Sorge der syrischen Flüchtlinge.
Hat er sich in seiner Kunst mit dem Verhältnis von Mensch und Raum auseinandergesetzt und dabei tunnelartige Raumstrukturen aus Styropor, Pappelsperrholz und Klebeband entwickelt und so ein instabiles System zu einem stabilen zu konvertieren, entwickelt er nun Systeme im Flüchtlingscamp, um so das Leben der Menschen lebenswerter zu machen.
Kerber hat eine Innovations- und Planungsagentur gegründet. Mit einem kleinben Team arbeitet er von Deutschland aus und in Jordanien. Er macht auf das Problem der Verstetigung von Flüchtlingscamps aufmerksam – denn im Schnitt sind die Menschen gezwungen bis zu 12 Jahre in einem Camp zu hausen. Als vorübergehende Phase kann man das kaum beschreiben. So entwickelt Daniel Kerber mit seinem Team die Versorgung mit Wasser, Solarenergie, Recycling und einem Transportsystem.
Daniel Kerber erkannte, dass das Flüchtlingscamp Saartari sich von den Camps, die er zuvor besucht hatte, unterschied: Die Menschen organisierten sich wie in einer Stadt. Der Flüchtlingscampmanager Kilian Kleinschmidt hatt schon früh nicht mehr von einem Camp, denn einer Stadt gesprochen. Die Meschen nahmen dieses Bewusstsein an und agierten: Container wurden auseinandergenommen und neu zusammengesetzt. Die Syrer bauten sich ihre Zuflucht sofort so, dass sie sich ein wenig wie zu Hause fühlten.
Was macht ein Zuhause zu einem Zuhause? Das ist für Kerber zu einer Lebensfrage geworden. Deshalb entschied er sich nicht mehr auszustellen, sondern selbst aktiv zu werden.
Er gründete das Sozialunternehmen morethanshelters und baute eine Art Zelt, ein „modulares System“, so nennt er es. 80 Jahre lang hatten sich Flüchtlingszelte nicht verändert: Stangen und Zeltplanen. Kerbers Modell besteht aus Boden, Tragwerk und Außenhaut und kann je nach Familiengröße erweitert, je nach Klimazone angepasst werden. Domo heißt dieses System, und mit Domo hatte Kerber die kleinste Einheit eines Lebensraums geschaffen. Drei Jahre hat er sich gegeben, um Lösungen für infrastrukturelle Notwendigkeiten zu finden, um so was wie eine Stadt aufzubauen. Er will es so gut machen, dass dann nur noch Einheimische Saatari weiterbauen und verwalten.
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