Offen der Landschaft entgegen
Die ehemalige Bundesschule des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes (ADGB) in Bernau bei Berlin ist nach dem Bauhausgebäude in Dessau das zweite realisierte Schulgebäude des Bauhauses. Das weitläufige, im Juli 2017 zum Weltkulturerbe der UNESCO erklärte Ensemble wurde zwischen 1928 und 1930 durch den zweiten Bauhaus-Direktor Hannes Meyer und seinen langjährigen Büropartner Hans Wittwer unter Mitwirkung von Studierenden am Bauhaus errichtet.
Die Schule sollte optimale Lern- und Aufenthaltsbedingungen für eine vierwöchige Fortbildung von insgesamt 120 Gewerkschaftsfunktionären ermöglichen und dabei ein „Musterbeispiel moderner Baukultur“ darstellen, wie bereits in der Ausschreibung formuliert war. Zur Umsetzung dieser Vorgabe entwickelten die Planer einen additiv aus einzelnen Baukörpern zusammengesetzten Komplex, bestehend aus einem zentralen Kern mit Eingangsbereich, Aula und Speisesaal, von dem aus sich zwei weit auslaufende Gebäudeflügel mit den Internatshäusern, den Seminarräumen, den Lehrerhäusern sowie mit Sporthalle und Bibliothek offen der umgebenden Landschaft entgegenstrecken.
Prägend für sämtliche Abschnitte ist eine streng geometrische Architektur mit gelben Klinkern, symmetrischen Lochfassaden sowie mit einigen kontrastierenden Details wie dem geschwungenen Wintergarten oder den im Bereich der Eingänge eingesetzten roten Stahlprofilen. Eine besondere Qualität des Entwurfs sind außerdem die vielfältigen Beziehungen, die zu der umgebenden Landschaft mit Wald und See entstanden sind. Große Aufmerksamkeit widmeten die Planer außerdem der Innenausstattung, die zu großen Teilen in den Werkstätten am Bauhaus gefertigt wurde.
Sanierung seit 2002
Zu DDR-Zeiten wurde die Schule durch den Freien Deutschen Gewerkschaftsbund (FDGB) genutzt und dazu nach Plänen des Architekten Georg Waterstradt durch einen zusätzlichen Flügel nach Norden erweitert. Nach der Wende waren Erhalt und Nutzung der seit 1977 denkmalgeschützten Gebäude jedoch zunächst ungewiss. Zwischenzeitlich wurde das Ensemble dabei als Fachhochschule für öffentliche Verwaltung genutzt. Doch erst als die Handwerkskammer Berlin die Schule 2001 als Standort für ein Bildungszentrum mit Internat übernahm, konnte ein Konzept für den weitgehenden Erhalt des Baudenkmals entwickelt werden.
Seit 2002 wurde der Komplex daraufhin in zwei Bauabschnitten nach Plänen von Brenne Architekten aus Berlin denkmalgerecht wiederhergestellt und instand gesetzt. Als wichtigste Maßnahmen erfolgten dabei die Freilegung überformter Bauteile wie im Bereich des Speisesaals mit seinem großflächigen Oberlicht sowie die originalgetreue Rekonstruktion von nicht mehr vorhandenen Bauteilen wie dem Glas-Wintergarten an der Cafeteria. Nach Abschluss der Sanierung präsentiert sich das Baudenkmal als ein modernes und funktionales Bildungszentrum, das den Ansprüchen eines zeitgemäßen Schulbetriebes gewachsen ist.
Ein wichtiger Aspekt der Sanierung betraf die Neuabdichtung der bauzeitlich als Steineisendecke ausgeführten, mit aufliegenden Torfisothermplatten gedämmten und oberhalb einer vier Zentimeter starken Aufbetonschicht mit einer mehrlagigen Teerpappe abgedichteten Flachdächer. In enger Abstimmung mit dem Denkmalschutzamt hatte das Büro Brenne Architekten entschieden, den vorhandenen Aufbau komplett zu erhalten und durch eine zusätzliche Dämmung aus acht Zentimeter dicken Polystyrol-Hartschaumplatten sowie eine zweilagige Abdichtung mit kaltselbstklebenden Elastomerbitumenbahnen zu ergänzen.
Besondere Anforderungen stellte die Ausbildung der Dachränder. Um trotz des erhöhten Dachaufbaus die ursprüngliche Ansicht zu erhalten, kamen in den Randbereichen der Dächer keilförmig zugesägte Holzbohlen zum Einsatz, die nach oben mit Kupferblechen abgedeckt wurden.
Objekt: Ehemalige Bundesschule des ADGB, Bernau
Architekt 1928-1930: Hannes Meyer, Hans Wittwer
Sanierung 2001-2009: Brenne Architekten, Berlin
Bauherr: Handwerkskammer Berlin (Schulgebäude), Brandenburgischer Landesbetrieb für Liegenschaften und Bauen (Lehrerhäuser)
Dachabdichtung: 2008
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Neuabdichtung Steineisendecke des Schulgebäude in Bernau bei Berlin