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Zeitgemäßer Denkmalschutz

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Zeitgemäßer Denkmalschutz

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Verputzen von verdeckt liegendem Fachwerk

Gerade bei verdeckt liegendem und überputzten Fachwerk sind die modernen Erkenntnisse hinsichtlich Wärme- und Feuchteschutz sowie Holzschutz für die später nicht mehr zugängliche Konstruktion zu beachten. Das Fachwerk des Beamtenhauses von Schloss Callenberg erhielt eine komplett neue Ausfachung. Der abgestimmte Putzaufbau kombiniert das historische Erscheinungsbild mit den heutigen bauphysikalischen Anforderungen.

Die denkmalgerechte Sanierung von Fachwerkgebäuden soll die Doppelbauweise aus Holz und mineralischen Baustoffen möglichst weitgehend in ihrer Form und Funktion bewahren, sie aber gleichzeitig mit zeitgemäßen Baumaterialien behutsam so erneuern und ergänzen, dass sie heutigen Lebens- und Wohnvorstellungen genügen kann. Wie dieser Spagat gelingen kann, zeigt die Sanierung des Beamtenhauses von Schloss Callenberg, dem Stammsitz des herzoglichen Hauses Sachsen-Coburg und Gotha. Nachdem die Familie bereits in den 1990er-Jahren das Schloss selbst renoviert und modernisiert hatte, standen in der Folgezeit die Nebengebäude und damit auch der Ökonomiehof auf dem Programm. Anfang des 18. Jahrhunderts hatten die damaligen Herzöge hier unter anderem Wohnungen für ihre Verwaltungsbeamten errichten lassen. Das Beamtenhaus entstand als konstruktiv eher einfacher Fachwerkbau, der aber eine zur Parklandschaft und der Schlossnähe passende repräsentative Putzfassade erhielt.

Zu Beginn der Modernisierung stand eine umfassende Bestandsaufnahme, wie der Architekt und Stadtplaner Karl Heinz Glodschei aus Weitramsdorf/Coburg erklärt: „Die Konstruktion hatte keine Fundamente. Außerdem waren speziell die Schwelle, aber auch große Teile des Fachwerks im Erdgeschoss durch Feuchtigkeitsbelastung so stark beschädigt, dass wir viele Balken ersetzen mussten. Besser sah die Situation an der Decke zum Obergeschoss aus, die zwar stark durchhing und Stahlverstärkungen benötigte, aber ansonsten weitgehend erhalten werden konnte. Auch im Obergeschoss selbst sowie im Dachstuhl war der Ersatz einzelner geschädigter Hölzer ausreichend.“

Radikal fiel hingegen die Lösung in den Gefachen aus, wo sich ein ungeordneter Materialmix aus Naturstein und Lehm sowie gebrannten und ungebrannten Ziegeln gefunden hatte. Die Gefache wurden komplett entkernt und mit wärmedämmendem Porenbeton in zwei Schichten und einer Gesamtdicke von 30 cm ausgemauert. Die erste Schicht bildet die neue Ausfachung, an die sich auf der Innenseite ohne Hohlraum eine zweite Schicht anschließt, die über das Fachwerk hinweg gemauert wurde und dadurch eine geschlossene Porenbetonfläche bildet.

Während auf der Innenseite der Außenwände so ein homogener mineralischer Untergrund entstand, zeigte der Putzgrund außen den typischen Fachwerkaufbau: Ausfachungen mit Porenbeton wechseln sich ab mit den historischen oder erneuerten Holzoberflächen der Balken. Die gesamten Putz- und Malerarbeiten wurden vom Fachunternehmer Bernd Friedrich aus Ebersdorf-Friesendorf durchgeführt. Zusammen mit dem Architekten und in enger Abstimmung mit dem Knauf Fachberater Heiko Gilbert entwickelte er ein Putzsystem, das den komplexen Anforderungen an die bauphysikalischen und ausführungstechnische Sicherheit ebenso gerecht wurde wie den architektonischen und denkmalpflegerischen Belangen.

Außen: Dezente Filzstrukturen auf Wärmedämmputz
Um den Wärmeschutz der Außenwand insgesamt zu verbessern, vor allem aber um die Wärmebrückenwirkung der Holzbalken im hochwärmedämmenden Porenbeton zu reduzieren, bildet der Wärmedämmputz Knauf DP 007 die erste Schicht. Die Arbeiten begannen mit der Befestigung der Schrenzlage auf dem Holzuntergrund und der Montage eines gewellten metallischen Putzträgers über die gesamte zu verputzende Oberfläche hinweg. Die Schrenzlage schützt das Holz vor der Feuchtigkeitseinwirkung des frischen Putzes und bildet zugleich eine Trennschicht, die Spannungen am Übergang vom Holz zum Putz verhindert. Der Putzträger überbrückt die kritischen Holzteile und sorgt für die Bildung eines geschlossenen sowie sicher haftenden Putzkörpers.

Auf den so vorbereiteten Untergrund konnten die Mitarbeiter von Bernd Friedrich den Kalk-Zement-Wärmedämmputz DP 007 mit der Maschine auftragen. Die Nenndicke betrug 5 cm, doch ergaben sich durch Unebenheiten der historischen Konstruktion tatsächliche Putzdicken in einem Bereich von 4 – 8 cm. Durch seine EPS-Leichtzuschläge hat der Putz eine Wärmeleitfähigkeit von nur 0,066 W/(m·K), was die Energieeffizienz des Gebäudes insgesamt erhöht. Gleichzeitig wird so verhindert, dass sich die Holzbalken durch ihr abweichendes thermisches Verhalten später in der fertigen Putzfläche abzeichnen können.

Zusätzliche Sicherheit gegen Rissbildung bietet am Beamtenhaus von Schloss Callenberg der anschließende Klebe- und Armiermörtel Knauf Lustro, der mit Gewebeeinlage verarbeitet wurde. Den Abschluss des Putzaufbaus bildet schließlich Knauf Noblo Filz, ein mineralischer feinkörniger Oberputz in 1 mm Korngröße, der die für historische Bauwerke typischen dezent gefilzten Oberflächen zeigt. Durch seine Marmorkörnung hat Noblo eine weiße Oberfläche, weshalb die historisch überlieferte gelbe Farbgebung des Beamtenhauses mit der Silikat-Fassadenfarbe Knauf Minerol hergestellt wurde. Wie im gesamten Schichtenaufbau war auch hier wieder die Doppelanforderung aus Architektur und Bauphysik zu beachten: So passte Minerol als hoch diffusionsoffene Silikatfarbe ideal zum gewählten Systemaufbau. Gleichzeitig entstand eine dem Alter des Bauwerks angemessene matte Oberfläche, die die vorher aus dem Putz herausgearbeiteten Filzstrukturen markant hervortreten lässt.

Insgesamt besteht der Putzaufbau der Außenwände also aus der Schrenzlage, dem Putzträger, drei verschiedenen Putzschichten und einem Anstrich. „Das Gebäude erfüllt seit rund 200 Jahren seine Funktion. Das war für uns – und übrigens auch den Bauherren – Ansporn, mit der Modernisierung wieder eine lange Standzeit und damit eine hohe Nachhaltigkeit zu erreichen“, erklärt Architekt Karl Heinz Glodschei. Bernd Friedrich ergänzt: „Jede Schicht im Aufbau erfüllt eine genau festgelegte Funktion und ist auf das Gesamtsystem abgestimmt. Erst zusammen bilden sie einen dauerhaften Putzaufbau, der alle Anforderungen erfüllt und das verdeckt liegende Fachwerk sicher schützt. Durch die Maschinengängigkeit der Putze ließ sich jede einzelne Schicht schnell und unkompliziert herstellen. Der eigentliche Aufwand entsteht eher durch die Terminkoordination für die Trocknungszeiten jeder Schicht oder auch für die Berücksichtigung anderer Gewerke. Weil die Arbeiten im Winter stattfanden, haben wir zu Beschleunigung teilweise mit Baustellenheizungen gearbeitet.“

Innen: Begeisterter Bauherr verzichtet auf Anstrich
Die Innenräume des modernisierten Beamtenhauses zeigen einen weiteren Vorteil mehrschichtiger Putzaufbauten. Denn wie in historischer Bausubstanz häufig, gab es auch hier auffällige Abweichungen der bestehenden Konstruktion aus Lot und Flucht. Bernd Friedrich nutzte den Putzaufbau, um mit jeweils angepassten Putzdicken Unebenheiten auszugleichen und möglichst gleichmäßige Anschlüsse, etwa zu den Türen, herzustellen.

Vergleichsweise einfach war der Putzaufbau auf den Innenseiten der Außenwände, wo der durchgehende Porenbeton einen Putzgrund fast wie im Neubau bildete. Es wurde ein zweischichtiger Aufbau aus Knauf Rotkalk Grund und Rotkalk Filz ausgeführt, der mit seiner dezenten Filzstruktur und dem strahlenden Weiß der Oberfläche den Bauherrn so sehr überzeugte, dass er auf einen Anstrich verzichtete.

Etwas anspruchsvoller waren die reinen Innenwände, bei denen wiederum ein Mix aus Fachwerk und Ausfachung als Putzgrund auftrat. Hier waren zunächst eine Schrenzlage über dem Fachwerk und ein Putzträger – in diesem Fall in Form eines ebenen Streckgitters aus verzinktem Stahl – erforderlich. Es folgte ein dreischichtiger Aufbau aus Rotkalk Grund, Rotkalk Fein mit Armierungsgewebe sowie abschließend Rotkalk Filz ohne Anstrich.

Die Gründung und der Fußboden im Erdgeschoss mussten angesichts ihrer Schäden vollständig erneuert werden. Wie auch im Obergeschoss wurde dabei eine Fußbodenheizung unter Eichenparkett eingebaut, sodass ein hochwertiges, aber zur historischen Substanz passendes Ambiente in den Innenräumen entsteht.

Die Außenansicht folgt mit ihren komplett erneuerten Holzfenstern sowie den dunkelgrün gehaltenen Fenstereinfassungen und Fensterläden den denkmalpflegerischen Vorgaben. Das gilt auch für das mit Biberschwanzziegeln wiederhergestellte Dach, bei dem Karl Heinz Glodschei in Absprache mit der Denkmalpflege allerdings aus architektonischen Gründen die Zahl der Gauben reduzierte. Das Beamtenhaus im Schlosspark von Callenberg sieht dadurch heute nicht nur wieder attraktiv aus, es präsentiert sich sogar so ausgewogen und harmonisch, wie es vorher vielleicht nie war.


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