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Verjüngungskur

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Verjüngungskur

Das historische Stadtbild Kassels wurde im zweiten Weltkrieg durch Luftangriffe fast vollständig zerstört. Durch den Abbruch der Ruinen beim Wiederaufbau der Stadt gingen viele bedeutende Bauten für immer verloren. In neuerer Zeit rücken die wenigen verbliebenen alten Bauwerke wieder verstärkt in den Fokus des städtebaulichen Interesses. So konnten Umbau und Sanierung des ehemaligen Theaterfundusgebäudes auf dem Renthof-Areal nur unter strengen Auflagen des Denkmalschutzes erfolgen. Durch eine Innendämmung mit Multipor Mineraldämmplatten ließ sich der ungenügende Wärmeschutz der denkmalgeschützten Fassade verbessern, ohne die Bausubstanz anzugreifen. Hinter
historischem Mauerwerk entstanden so lichtdurchflutete Räume von hoher Sachlichkeit für den hochmodernen Betrieb eines Dentallabors.

Das ehemalige Kanzleigebäude blickt auf eine bewegte Geschichte zurück: In unmittelbarer Nachbarschaft zum alten Stadtschloss im Jahr 1580 errichtet, wurde der Renaissancebau 1943 durch Luftangriffe weitgehend zerstört. 1950 baute man das Gebäude aus den Trümmerresten des Vorgängerbaus in Anlehnung an die ursprüngliche Kubatur als Stahlbetonskelettbau mit Sandsteinverblendung wieder auf und nutzte es anschließend fast 50 Jahre lang als Theaterfundus. Nach rund vierjährigem Leerstand verkaufte das Land Hessen 2002 die Immobilie, die daraufhin zu einem Geschäfts- und Bürogebäude umgebaut wurde. Weniger das historische Vorbild als vielmehr die neue
Nutzung als Magazin für Kostüme und Requisiten war beim Wiederaufbau des Gebäudes im Jahr 1950 entscheidend. So wurden im Untergeschoss für die Aufbewahrung der Bühnenbilder besonders hohe Räume vorgesehen, während die oberen Etagen zur Lagerung der Kostüme Raumhöhen von kaum mehr als zwei Metern aufwiesen. Um die Immobilie einer neuen Nutzung zuführen zu können, waren daher umfangreiche Umbaumaßnahmen notwendig. Nach dem Einzug von Zwischenebenen entstanden auf der unteren Etage Räumlichkeiten für drei Büroeinheiten, eine Galerie und ein Delikatessengeschäft. Die darüberliegenden Geschosse dagegen mussten vor dem Einzug des Dentallabors teilentkernt werden. Dabei wurden jeweils zwei Ebenen zusammengefasst, um den Arbeitsstättenrichtlinien entsprechende Raumhöhen schaffen zu können.

Hauptproblem der Sanierung war, eine für das Objekt geeignete Wärmedämmung zu finden, die zudem die Anforderungen an den modernen Wärmeschutz erfüllt. Die einfachste Lösung, den rund sieben Zentimeter breiten Luftraum zwischen dem mit einem Hochlochziegelmauerwerk ausgefachten Stahlbetonskelett und der 24 Zentimeter dicken Vorsatzschale aus historischem Steinmaterial zu nutzen, konnte nicht realisiert werden. Entgegen den Angaben in den Bauplänen waren die Sandsteinverkleidung und der dahinterliegende Kern teilweise fest miteinander verbunden, zum Teil war der Zwischenraum mit Bauschutt verfüllt. Ein Abtragen der Vorsatzschale mit Dämmung der Stahlbetonskelett-Konstruktion und die anschließende Wiederherstellung des Bruchsteinmauerwerks hätten den Baukostenrahmen bei weitem gesprengt. Auch die charakteristische Wirkung des horizontalen Fensterelementes, das sich beidseitig über die gesamte Länge des Gebäudes hinzieht, wäre bei den so entstandenen größeren Wanddicken deutlich beeinträchtigt worden. Gerade dieses Fensterelement jedoch war wichtiger Bestandteil der denkmalpflegerischen Auflagen. Als Alternative bot sich deshalb eine Innendämmung der Fassade an. Allerdings, so Ralf Richter vom Kasseler Architekturbüro Atelier 30, stellt diese hohe Ansprüche an das verwendete Material. Es galt vor allem ein Produkt zu finden, das Feuchtigkeit aufnimmt, diese speichert und später auch wieder abgibt. Die Wahl fiel schließlich auf den neu entwickelten Dämmstoff Multipor von Xella. Dabei waren vor allem die hohe Wärmeleitfähigkeit von 0,045 W/(mK) sowie die gute Diffusionsoffenheit des mineralischen Baustoffs entscheidend.

Diese Kombination ermöglichte es, die Innendämmung ohne aufwendige Dampfsperren auszuführen. Die guten Brandschutzqualitäten des Baustoffs – Multipor ist ein nicht brennbarer Dämmstoff der Baustoffklasse A1 – waren dabei ein positiver Nebeneffekt. Hinzu kamen ökologische Aspekte, denn Multipor wird ohne Kunststoffe auf Basis der natürlichen Rohstoffe Kalk, Sand, Zement und Wasser hergestellt und enthält keine Fasern oder andere Schadstoffe. Die Verarbeitungsreste sind daher voll recycelbar.

Aus Kostengründen hatte man beim Wiederaufbau in den 50er Jahren das Hochlochziegelmauerwerk unverputzt gelassen. Die Architekten ließen daher die Wände lediglich mit einem vollflächig aufgetragenen Kalkzementputz versehen, um Unebenheiten im Mauerwerk auszugleichen. Es entstand ein planer Untergrund, der später die vollflächige Verklebung und damit die ausreichend sichere Haftung der Dämmplatten gewährleistete. Zusätzlich ergänzte der Einsatz des mineralischen Putzes die bauphysikalischen Eigenschaften der Dämmung. Nach dem Austrocknen der Wandflächen begann die Verarbeitung von Multipor. Die massiven und formstabilen Platten lassen sich durch das handliche Format von 60 mal 39 Zentimetern und das geringe Gewicht schnell und einfach verlegen und sind unproblematisch mit einer Handsäge zu bearbeiten. Die Mineraldämmplatten wurden im Fugenverband auf den
Untergrund geklebt. Geringe Unebenheiten im Stoßbereich konnten mit einem Schleifbrett plan geschliffen werden. Kleinere Eckausbrüche wurden mit Multipor Füllmörtel ausgebessert. Sämtliche Wandflächen erhielten abschließend eine Vorsatzschale.

Die Innendämmung mit Baustoffen von Xella ermöglichte den erfolgreichen Umbau des ehemaligen Fundusgebäudes des Kasseler Staatstheaters zu einem Büro- und Geschäftshaus unter Beachtung der strengen Auflagen des Denkmalschutzes. Sowohl hinsichtlich der Arbeitsbedingungen als auch in Bezug auf den Wärmeschutz konnten damit alle notwendigen Voraussetzungen erfüllt werden. Dabei blieb das besondere Ambiente des in den 50er Jahren wiederaufgebauten historischen Gebäudes erhalten und prägt nun den Stil der modernen Räumlichkeiten.

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