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VELUX Patrizierhaus

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VELUX Patrizierhaus

Traumhafte Aussichten: Das ausgebaute Dachgeschoss eines denkmalgeschützten Patrizierhauses in exklusiver Wohnlage im Hamburger Stadtteil Uhlenhorst lässt einen weiten Blick über die Dächer, Parks und Wasserflächen der Hansestadt vermuten. Dem Ehepaar, das den Hamburger Architekten Dieter Glaser mit dem Umbau ihrer Wohnung beauftragte, zeigte sich zunächst ein anderes Bild: Zwar bot ihre Dachwohnung in einem Gründerzeithaus von 1906 einen bemerkenswerten Erker mit Weitblick, ansonsten wurde bisher aber viel Raum für dunkle Kammern unter den Dachschrägen verschenkt. Lange haben die Bauherren davon geträumt und viel Fantasie war nötig, damit sich das Ehepaar Glasers Pläne von der Licht durchfluteten und großzügig organisierten Dachwohnung vorstellen konnte. Der Architekt hat mit dem Umbau der Dachgeschosswohnung schließlich genau diese Wohnqualitäten erzielt und dabei durch die geschickte Auswahl und Anordnung von Elementen zur Belichtung und Belüftung angenehmen Wohnkomfort geschaffen.

Ziel der Umbaumaßnahme war die Verbesserung der räumlichen Qualität inklusive Belichtung. Denn trotz ihrer Größe ließ der Zuschnitt der Wohnung zu wünschen übrig. Verschachtelte und getrennt voneinander angeordnete Räume gruppierten sich um ein zentral gelegenes Atrium. Rechts und links des kleinen Innenhofs waren niedrige Abstellräume und Flure angeordnet; die angrenzenden Zimmer wirkten fast wie Einzelzimmer ohne räumlichen Zusammenhang. So lag etwa die alte Küche diametral entgegengesetzt zum Erkerzimmer mit dem Essbereich. Abgesehen von der räumlichen Dissonanz barg das offene Atrium auch Bauschäden, die sich im Verlauf der Bauarbeiten zeigten.

Geschickte Planung schafft großzügigen Wohnraum in der Dichte
Urbanes Wohnen in der Stadt ist gefragt, wenn Standortfaktoren wie gute Lage, hochwertige Ausstattung und individuelle Freiräume, das heißt ausreichend Wohnraum, gegeben sind. Die Bauherren des Dachgeschosses in dem Hamburger Patrizierhaus benötigten ein zusätzliches Arbeitszimmer, optional als Kinderzimmer zu nutzen. Außerdem wünschten sie eine direkte Kommunikation durch offene Raumfolgen. Das Dach sollte die Wohnbereiche ausreichend mit Tageslicht versorgen. Nicht zuletzt wollte das Ehepaar im obersten Stockwerk auch von der eigentlichen Qualität einer Dachwohnung profitieren: der guten Aussicht. Doch weite Ausblicke und ein Rundum-Panorama setzen gezielt angeordnete Dachfenster voraus. Der Architekt löste Grundrissproblematik und Lichtführung durch einen raffinierten Kunstgriff in einem Zug. Er schloss das innen liegende Atrium mit einem Lichtdach mit VELUX Dachfenstern, entfernte störende Zwischenwände und integrierte den nachgeordneten Abstellraum als hochwertige Fläche in den Wohnbereich. Durch den Einbau von Dachschwingfenstern und den verglasten Überbau verwandelte er den schattigen Innenhof in eine von der Seite und von oben hell mit Tageslicht beleuchtete Wohnküche, die fließend in die anschließenden Wohnbereiche übergeht. Entstanden ist eine weitläufige Raumkomposition, die nur partiell durch Funktionen wie einem eigens entworfenen Kamin unterbrochen ist. Knapp 100 Quadratmeter umfasst allein der neue Wohntrakt. Er ist durch eine Tür des belichteten Nebenflurs vom Privatbereich abgegrenzt, der die gewünschte Rückzugsmöglichkeit sichert.

Große Herausforderungen mit eleganter Lösung
In einem ersten Bauabschnitt wurde die Umfassung des Atriums abgebrochen sowie zwei Schornsteine entfernt. Zu Beginn der Arbeiten stellte sich heraus, dass der kleine Innenhof durchfeuchtet und folglich die Holzkonstruktion in diesem Bereich zusätzlich saniert werden musste. Dabei entdeckten die Bauarbeiter im Gebälk auch noch eine Brandbombe aus dem Zweiten Weltkrieg mit eingraviertem Datum von 1943. Erst als der Hamburger Kampfmittelräumdienst angerückt, die Weltkriegsbombe entschärft und damit der Alarmzustand aufgehoben war, konnte der eigentliche Umbau erfolgen, der planmäßig drei Monate dauerte.

Leben vis à vis zur laufenden „Großbaustelle“, hier mit elf beteiligten Gewerken, ist immer eine Herausforderung. Ein Notdach mit Wärmedämmung und eine Staubwand trennten während der Umbauphase den Privatbereich der Familie vom Baugeschehen.

Leben unterm Lichtdach
Beim Abbau der Trennwände zum Atrium ließ sich die künftige räumliche Dimension sofort erahnen. Damit der innen liegende Raum ausreichend mit natürlichem Tageslicht versorgt wird, hat Dieter Glaser ein Lichtdach über dem Dachausschnitt geplant. Hierfür wurde ein umlaufender Schwellenkranz exakt auf die vorhandene Holz-Stahlkonstruktion aufgelegt. Darüber schwebt nun der verglaste Aufbau wie ein kleines Satteldach, das in der Tat eine Sparrenkonstruktion aus Holz ist. Mit einer Deckenhöhe von 4,35 Metern bietet das Lichtdach ein phänomenales Raumerlebnis. Links und rechts unter dem First sitzen sich jeweils sechs, beziehungsweise vier, Klappschwing-Fenster und ein Dachausstiegsfenster gegenüber. Diese Fenster und ihre Jalousetten, die je nach Tages- und Jahreszeit vor zu starker Sonneneinstrahlung schützen, lassen sich per Fernbedienung bequem von unten steuern. Auch die Giebelseiten bieten mit jeweils zwei dreieckigen Festverglasungen Ausblicke. Eine schmale eigens angefertigte Stahltreppe mit Handlauf aus Edelstahl führt zum VELUX Dachausstiegfenster. Ursprünglich nur als Handwerkerausstieg für Revisionszwecke geplant, ist die Dachfläche bereits statisch verbessert für eine spätere Nutzung als Dachterrasse. So wurde der Freisitz auch vorsorglich mit Bangkirai-Terrassenholz begehbar ausgeführt.

Konstruktiv und gestalterisch stimmig fügen sich die Eindeckrahmen der Dachfenster in die Kupferbekleidung der Konstruktion, die auch das innen liegende Rinnensystem einbezieht. Dank der einheitlichen Materialwahl lassen sich schädliche Auswirkungen wegen unterschiedlicher Spannungsverhältnisse in Metallen ausschließen. Als Pendant zum Kupfer, das im Laufe der Zeit eine gedeckte Patina erhält, ragen die neuen Kamine aus hellem Edelstahl in den Himmel.

Himmlische Küche
Kochen unter freiem Himmel erinnert an Urlaub. Im Dachgeschoss des Hamburger Patrizierhauses versüßt der weite Ausblick alltäglich die Küchenarbeit. Beim Umbau wandelte sich das offene Atrium zum zentralen Essplatz, außerdem bezog der Architekt die ehemalige Abstellkammer für die Küchenplanung in den offenen Grundriss ein. Die 6,50 Meter lange, tiefe Nische, ursprünglich ein schmaler Schlauch unter der dunklen Dachschräge, bot Platz für eine puristische Küchenzeile, die als Sonderfertigung nach Architektenentwurf eingepasst wurde. Mittels einer 80 bis 100 Zentimeter tiefen Arbeitsplatte kann die zuvor schlecht zugängliche Fläche optimal genutzt werden. Unmittelbar über der funktionalen Designküche bieten drei Dachschwingfenster Blickbeziehungen vom Arbeitsplatz nach draußen und dienen gleichzeitig zur Be- und Entlüftung der Herdstelle mit ihrem modernen Wok-Kochfeld. Zwischen den hohen Dachfenstern im Lichtdach und den Küchenfenstern in der Dachschräge verläuft ein sichtbar eingebauter Stahlträger. Konstruktiv kann so die größtmögliche lichte Weite des Atriums erhalten bleiben. Gleichzeitig wird die puristische Gestaltung der 6,50 Meter langen Küchenzeile betont. Als „Spezial- Effekt“ ist ein horizontaler, stahlblauer Lichtstrahl aus blauem LED-Licht im unteren Flansch des Trägers vorgesehen.
Durch die geschickte Planung ließ sich auch ein Flur in das ganzheitliche Wohnkonzept einbinden. Er hatte lediglich Verbindungsfunktion zwischen Wohn- und Privatbereich. Nun ist er als Bestandteil des offenen Grundrisses integriert und nicht mehr als Erschließung wahrnehmbar.

Dachräume zum Verweilen
In Zusammenarbeit mit dem Denkmalschutz entwarf der Architekt im Erkerzimmer zusätzlich zwei weitere Fenster unter den Dachschrägen. Ein ovales Fenster aus Kunststoffprofilen war in der Schieferdeckung des Steildaches bereits vorhanden. Hinsichtlicht des Wärmeschutzes und insbesondere aufgrund eines einheitlichen Erscheinungsbildes war es jedoch notwendig, alle Ovalfenster aus Holz neu einzubauen. Um den exakten Fensterbogen zu fertigen, schalten die Handwerker das innere Oval mit schmalen Holzleisten ab und bekleideten die Laibungen mit vorgeschlitzten Gipskartonplatten. So sind auf einer Unterkonstruktion aus Holz kleine beheizbare Fensternischen entstanden, die mit Sitzen aus 40 mm starken, weiß lackierten Mehrschichtplatten zum Verweilen einladen. Passend zum Interieur gefertigte Kissen machen die exklusiven Plätze mit Aussicht noch behaglicher. Aus nächster Nähe fällt vom Fensterplatz aus der Blick auf die meisterhaft ausgeführten Eckausbildungen und das Rund der perfekten Ovale. Sie unterstreichen in handwerklicher Güte die hohe Qualität der Innenausstattung. An der Außenfassade fügen sich die Gauben- und die Ornamentgiebelabdeckungen aus Kupfer wiederum stilvoll zur schwarzen Dachhaut.

Flankierende Baumaßnahmen
Beim Umbau konnten die massiven Wände und die statische Konstruktion des Bestandes weitestgehend erhalten bleiben. Lediglich im Eingangsflur ließ der Architekt die Stirnwände aus Gipskarton mit den Türen entfernen. Außerdem erhielt die Trennwand zwischen neuer Wohnküche und Schlafzimmer zwei liegende und einen vertikalen Lichtschlitz. Nun kann der Blick aus dem Schlafgemach durch die verglasten Ausschnitte über die VELUX Fenster im neuen Lichtdach bis in den Himmel schweifen.

Aus den 80er Jahren blieben auch die beiden Lichtkuppeln erhalten, einmal quadratisch einmal rund, beide mit fester Verglasung. Im gesamten Bereich der neuen Dachschwingfenster bot sich die Ausführung im Trockenbau mit Gipskarton an. Auch Teile der Dachschrägen mussten nach dem Einbau der neuen Installationen für die Heizung via Fernwärme und für Elektrokabel großflächig mit Gipskarton ergänzt werden. Sinnvoll war außerdem, die Wärmedämmung dort zu verbessern, wo sie unzureichend und zugänglich war. So sind vor allem die Fenster nachgebessert worden. Auch der Zwischendeckenbereich des flach geneigten Daches mit einem Dachabschluss aus Bitumenschweißbahn wurde gedämmt.

Innenausbau mit edler Ausstattung
Gute Trittschalldämmung und effiziente Fußbodenheizung in der Wohnküche gehören nach dem Umbau selbstverständlich zum Komfort. Die Funktionen stecken in einem Holzpodest, das in der Küche mit quadratischen Fliesen ausgelegt ist. Zum Wohntrakt hin läuft das Podest in eine breite, elegante Stufe aus Eichenparkett aus. Kalkweiße, fein geschliffene Oberflächen und seidenmatte, weiße Farbtöne heben den besonderen Ausdruck der Architektur hervor. Im Kontrast dazu stehen der warme Farbton des Holzfußbodens und der massiven Küchenarbeitsplatte aus Eiche. Materialien und Oberflächen wählte der Architekt besonders in Hinsicht auf das breit gestreute, angenehme Tageslicht, das in den unterschiedlichen Farbtönen reflektiert. Bis ins Detail ist die Gestaltung aufeinander abgestimmt. So korrespondiert der graue Spezialfarbton des Hochglanz-Lacks von der Küchenfront mit den großformatigen Spezialkacheln der Sitzbank entlang der Kaminanlage und mit den Stahlelementen von Träger und Treppe. Insgesamt entstand auf diese Weise eine beeindruckende Raumskulptur, die mit wenigen, ausgesuchten Materialien gelang.

In den Himmel bauen
Der Dachgeschossausbau in Uhlenhorst zeigt, worauf bei innerstädtischer Verdichtung künftig Wert gelegt wird. Ohne zusätzlichen Flächenverbrauch schufen Planer und Bauherren eine beispielhafte Wohnetage, die höchste Ansprüche an Architektur und Wohnkomfort erfüllt. Rein rechnerisch wurden durch den Umbau nur wenige Quadratmeter gewonnen. Allerdings haben die Baumaßnahmen einen komplett veränderten Grundriss und dadurch einen fundamental neuen Raumeindruck erwirkt. Wesentlichen Bestandteil am Erfolg des Dachumbaus hat die effiziente Lichtführung mit Dachfenstern, die Ausblicke, Klimatisierung und Gestaltung der Räume maßgeblich beeinflusst. Entstanden ist eine mit Tageslicht durchflutete Stadtwohnung über den Dächern Hamburgs, die dank der Großzügigkeit ihrer offenen Räume den Vergleich mit einer modernen Penthouse-Wohnung nicht zu scheuen braucht. Sicher ist, dass diese Dachwohnung auch langfristig den Vorstellungen der Bewohner nach exklusivem Wohnen in der Stadt entspricht.

Weitere Informationen:

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