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Spielerisch Raum entdecken

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Spielerisch Raum entdecken

Praktisch, wirtschaftlich und fantasievoll präsentiert sich die Kindertagesstätte in Bad Nauheim

Funktionelles, optisch ansprechendes und vor allem wirtschaftliches Bauen mit Blick auch auf die Folgekosten ist heute die Vorgabe fast aller Bauherren der öffentlichen Hand. So müssen Architekten meist einen Balanceakt vollführen zwischen dem Wunsch nach einem attraktiven Erscheinungsbild, den optimalen Nutzungsmöglichkeiten und einem ausgeprägten Kostenbewusstsein. Den Architekten der Kindertagesstätte Am Goldstein in Bad Nauheim ist es gelungen, jeden dieser Ansprüche zu erfüllen. Seit 2006 bietet die Kita bis zu 100 Kindern einen außergewöhnlichen Platz zum Spielen, Toben und Entdecken – obwohl der enge Kostenrahmen zu einer besonders wirtschaftlichen Bauweise zwang.

Häuser im Haus – das war die Idee der bof architekten aus Hamburg. Fünf einseitig verglaste Pultdächer auf dem Flachbau markieren die vier Gruppenräume und den Mehrzwecksaal. Damit fügt sich die Kindertagesstätte harmonisch ein in die städtebauliche Umgebung: eine gerade entstandene Wohnsiedlung mit Ein- und Zweifamilienhäusern. Drinnen können die Kinder in den bis zu 4,50 m hohen Gruppenräumen bewusst Raum auch in der Höhe wahrnehmen und erhalten zusätzliches Tageslicht. Ein besonderes Highlight für die Kleinen ist eine Galerie, die zum Hochklettern, Runterschauen und einander Zuwinken einlädt. Die klare Architektur mit quadratischen Räumen und hohen Dachschrägen lässt dabei genügend Platz für eine fantasievolle Ausgestaltung.

Um den Kindern viel Licht und Luft zu schenken, sind der Mehrzwecksaal und die Räume zu den Terrassen an der Ost- und Südseite raumhoch verglast. Nach außen öffnende Fenstertüren laden bei schönem Wetter ein, im Freien zu spielen und den Garten zu erkunden. Bei Regen und Schnee erlauben sie einen wundervollen Blick nach draußen. Um Folgekosten zu vermeiden, setzten die Architekten für alle Fenster Holz-Alu-Rahmen ein. Als wetterfester Werkstoff schützt Aluminium nach außen, während innen Holz für eine behagliche und natürliche Atmosphäre sorgt.

Eine bauliche Besonderheit des Gebäudes sind die Brettstapeldecken der Pultdächer. In die verleimten Bretter wurde ein spezielles Akustikprofil eingefräst. In diesen Rillen fängt sich der Schall und strahlt nicht wieder nach unten in den Raum. So können die Kleinen nach Herzenslust lachen, musizieren oder einfach mal laut herumtoben. Mit Blick auf das knappe Budget ließen die Architekten das Gebäude ansonsten klassisch mauern. Dank der hochdämmenden Tonziegel des einschaligen Mauerwerks konnten zusätzliche Dämmschichten entfallen. Mauern, putzen, fertig: So einfach wie früher, lautete die Devise.

Viele Architekten entwerfen nicht nur das Gebäude, sondern auch Teile der Inneneinrichtung. So entstehen Möbelstücke, die optimal auf die jeweiligen Bedürfnisse zugeschnitten sind – praktisch, stabil und originell. Für die Kindertagesstätte in Bad Nauheim haben die bof architekten kindgerechte Möbel entworfen: Garderoben, Regale sowie Esstische und Bänke. Im Speisesaal haben an den drei Tischen jeweils 8 Kinder Platz. Die dazugehörigen Bänke sind exakt halb so breit wie die Tische und lassen sich deshalb platzsparend darauf stapeln oder darunter schieben. Besonders stolz sind die Kleinen auf ihren eigenen Platz an der Garderobe: Jedes Kind hat seinen persönlichen Bereich mit Haken, Fach, Sitzfläche und Abstellmöglichkeit für die Schuhe.

Möglichst wohnlich und praktisch sollten die Böden sein: Für eine behagliche Atmosphäre in den Räumen sorgen teils Parkett, teils Linoleum. Das aus natürlichen Materialien wie Leinöl, Naturharzen, Jute und Korkmehl hergestellte Linoleum ist angenehm fußwarm und trittelastisch, was gerade für das Spielen auf dem Boden ideal ist. Hinzu kommt, dass der Belag trittschalldämmend, rutschhemmend und vor allem strapazierfähig und leicht zu reinigen ist. Denn gerade Langlebigkeit und Pflegeleichtigkeit sind gefragt in einem Gebäude, wo fast 200 Kinderfüße jeden Tag ein- und ausgehen, Bobby-Cars auch mal über den Flur sausen oder Essen auf den Boden gekleckert wird.

Da die Architekten mit Farbe Akzente setzen wollten, entschieden sie sich für DLW Lino Colorette von Armstrong in einem kräftigen Blau. Dieser Belag bildet vor allem in Kombination mit den zum Teil orangefarbenen Wänden der Flure einen prägnanten Kontrast. Aber auch die geringen Unterhaltskosten – bei einer durchschnittlichen Nutzungsdauer von 20 Jahren – waren ein überzeugendes Argument für Linoleum von Armstrong. Im Mehrzweckraum sorgt ein dicker Linoleum-Verbundbelag aus Korkment für eine besonders hohe Trittschalldämmung, denn hier dürfen die Kinder bei schlechtem Wetter ihren Bewegungsdrang auch mal im Haus ausleben.

Die sorgfältige Materialauswahl, viele praktische Details und die Reduktion auf eine natürliche, klare Bauweise prägen das gesamte Gebäude der Kindertagesstätte in Bad Nauheim. Das Konzept richtet sich an den Kindern aus: attraktiv, fantasievoll und äußerst funktionell – realisiert mit einem schmalen Budget.

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