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Neubau der Polizeidirektion Ludwigsburg

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Neubau der Polizeidirektion Ludwigsburg

Transparent und bürgernah

Der Neubau der Polizeidirektion in Ludwigsburg, eingeweiht im April 2004, vermittelt ein zeitgemäßes Bild der Polizeiarbeit. Trotz eines sehr engen Kostenrahmens realisierten die Architekten des staatlichen Vermögens- und Hochbauamts ein großzügiges, transparentes Gebäude, das dem heutigen Selbstverständnis der Polizei als modernem Dienstleister entspricht. Auf einer Nutzfläche von 6.600 m2 ist Raum für 290 Arbeitsplätze, eine Raumschießanlage und einen Lehrsaal. Mit Hilfe neuartiger Sicherheitstechniken sowie spezieller baulicher Maßnahmen – beispielsweise durchbruch- und durchschusshemmende Scheiben – konnten die Architekten auf Absperrungen, Zäune und Schranken rund um das Gebäude verzichten. Damit ist ihnen das Kunststück gelungen, die Polizeidirektion im innerstädtischen Raum tatsächlich zu verankern, anstatt sie aus Sicherheitsbedenken zu isolieren.

Das markante äußere Merkmal des 130 Meter langen Neubaus ist seine nahezu durchgängige Glasfassade. Sie erlaubt Einblicke in die tägliche Arbeit der Beamten und demonstriert so ein Stück Bürgernähe. Sie steht aber auch im bewussten Kontrast zur Militärarchitektur des angrenzenden Luitpoldareals, auf dem sich noch zahlreiche ehemalige Kasernen aus dem 19. Jahrhundert mit Loch- und Backsteinfassaden befinden. In der Höhe freilich orientiert sich die Polizeidirektion an den früheren Soldatenquartieren, wobei die dem Stadtkern zugewandte Seite drei Geschosshöhen aufweist, während der langgestreckte Riegel auf der rückwärtigen, dem Luitpoldgelände zugeneigten Seite etwas schmaler ist, dort aber um ein viertes Geschoss aufgestockt wurde.

An die Rückseite des Neubaus grenzt ein großflächiger Innenhof. Hier befinden sich Parkplätze, Garagen für die Einsatz- und Nutzfahrzeuge, ein neu konzipierter Trakt für die Hundestaffel und der vorgelagerte quadratische Lehrsaal aus grün gefärbten Betonfertigteilen. Ein zweigeschossiger Durchgang, der den Innenhof und die Friedrich-Ebert-Straße auf der anderen Gebäudeflanke verbindet, durchbricht die lang gestreckte Achse des Bauwerks und verknüpft damit optisch das Luitpoldgelände mit dem historischen Stadtkern von Ludwigsburg. Diese Öffnung des bislang weitgehend abgeriegelten historischen Kasernenareals war ein wesentliches städtebauliches Ziel des Neubauprojekts. Darin eingebunden sind ebenfalls neu angelegte Fuß- und Radwege, die an das charakteristische Achsensystem der Barockstadt angeschlossen sind.

Betritt man die Ludwigsburger Polizeidirektion vom Haupteingang aus, gelangt man über eine Sicherheitsschleuse in eine zwölf Meter hohe Halle, die den räumlichen Mittelpunkt des als Drei-Bund gestalteten Gebäudes bildet. Während die beiden Außenseiten ausschließlich Büroräumen vorbehalten sind, ist der mittige Bund als Erschließungs- und Technikzone konzipiert, die in schwarz lasierten Sichtbeton gefasst ist. Die auffallenden Betonwände ziehen sich längs durch das gesamte Gebäude und bilden einen interessanten Material- und Farbkontrast zu den glatten, hellen Wänden der einzelnen Büros.

Insgesamt prägen klare und strenge Linien, spannungsvoll eingesetzte Materialien und Farben sowie wenige, wenngleich sorgfältig inszenierte Höhepunkte das Gestaltungskonzept des Gebäudes. Zu ihnen gehört auch die Installation des Stuttgarter Künstlers Stefan Bombaci in der Eingangshalle: Unter einem mit Lamellen bestückten Glasdach spiegeln sich in großen Kugeln architektonische Details, beispielsweise die einläufigen Treppen oder der grün hinterleuchtete Aufzugsschaft. Besonders prägnant kommen in der Halle zudem die schwarzen Betonwände zur Geltung, die hier mit langen Sichtschlitzen versehen sind. Ihre indirekt beleuchteten, sägerauen Oberflächen bilden einen Gegenpart zum warmen Gelbton des Linoleumbodens in den angrenzenden Fluren.

Beim Linoleum entschieden sich die Architekten für den Belag Marmorette von Armstrong DLW, der im Polizeipräsidium als 4,5 mm dicker Korkment-Verbundbelag für eine besonders gute Trittschalldämmung in Fluren und Büros sorgt. Der erfrischende Farbton und die dezente Marmorierung kommen in diesem Ambiente besonders gut zur Geltung. Neben der akustischen und optischen Qualität des Bodens spielten bei der Auswahl auch die hohe Strapazierfähigkeit von Linoleum, leichte Reinigung, Rutschsicherheit und hoher Gehkomfort eine Rolle. In den Fluren und den einzelnen Büros stellt Linoleum zudem seine generelle Schmutzunempfindlichkeit unter Beweis.

In den zu Küchenbereichen erweiterten Flurzonen, die als kommunikative Zentren der verschiedenen Abteilungen dienen, bilden jeweils raumhohe, orangefarbene Raumelemente den Mittelpunkt einer Teeküche. Sie setzen einen sichtbaren Farbakzent in der recht massiven Kernzone des Gebäudes, der von den gelben Linoleumböden aufgegriffen und fortgeführt wird. Das Prinzip der sorgfältigen Materialwahl spiegelt sich im gesamten Gebäude und zeigt eindrucksvoll, wie auch mit einem engen Budget eine ansprechende Gestaltung realisiert werden kann.

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