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Nadelfabrik zeigt Putz und Profil

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Nadelfabrik zeigt Putz und Profil

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Neubau und energetische Sanierung der Neuen Mitte Ichtershausen

Das historische Gebäude D der Nadelfabrik und der fast schwebend wirkende neue Veranstaltungssaal bilden den Kernbestand der „Neuen Mitte Ichtershausen“. Das Fassadendämmsystem Knauf WARM-WAND kombiniert am Altbau zeitgemäßen Wärmeschutz mit der Idee des denkmalgerechten Bewahrens.

Die Nadelfabrik im thüringischen Ichtershausen war einmal die größte Europas und bildete zugleich den Identitätskern des Ortes unweit des Autobahnkreuzes Erfurt. Als die Produktion in den 1990er-Jahren teils stillgelegt, teils verlagert werden musste, gab die Gemeinde ihr Zentrum nicht auf, sondern kaufte das Gelände und entwickelte es bis 2015 zur „Neuen Mitte Ichtershausen“ weiter.

Zum Projekt gehörte die umfassende Sanierung eines ehemaligen Produktionsgebäudes, das heute das Nadelwerkmuseum mit Ausstellungsstücken aus 150 Jahren Werksgeschichte, Teile der Gemeindeverwaltung sowie ein Fitnesszentrum und eine Tagespflegestation für Senioren beherbergt. Außerdem wurde eine durch Abriss entstandene Baulücke mit einem verbindenden Zwischenbau und einem markanten Mehrzwecksaal für 400 Personen neu interpretiert. Der Saal ragt auf Stützen stehend und damit scheinbar schwebend in den Hof hinein und gibt dem ehemaligen Industrieensemble seine Konturen zurück. Seine Entsprechung bildet das historische Eckgebäude D, dass eine ganz andere optische Anmutung, aber keinesfalls weniger architektonische Wirkung zeigt. Den Architekten der SIGMA PLAN® WEIMAR GMBH gelang hier eine sensible Wiederherstellung der ursprünglichen Gebäudeansicht, die aber trotzdem nicht auf einen zeitgemäßen Wärmeschutz mit einer bewährten außen liegenden Wärmedämmung verzichtet.

Dies ist umso bemerkenswerter, als das Gebäude D unter Denkmalschutz steht und damit nicht in den Geltungsbereich der EnEV fällt. Doch eine Energieeffizienz nach heutigen Maßstäben lag der Gemeinde und den Planern im Sinne der Umweltverantwortung, aber natürlich auch mit Blick auf die laufenden Betriebskosten sehr am Herzen. „Wir als Architekten haben die Herausforderung gern angenommen“, erklärt Dipl.-Ing. Jan Weyh von SIGMA PLAN®. „Konnten wir doch dabei zeigen, dass Denkmalschutz und Energieeinsparung kein Widerspruch sein müssen. Bis auf die Tatsache, dass die gesamte Außenfront um die Stärke des Fassadensystems und der Wärmedämmung nach vorn gerückt ist, sieht die ehemalige Nadelproduktion heute wieder so aus wie vorher.“

Maßgeblich für diesen Eindruck sind zum einen die Fenster, die energetisch modernisiert, aber in ihrem optischen Eindruck erhalten wurden. Zum anderen konnten verschiedene gesimsartige Formen sowie die Anmutung der Putzoberfläche insgesamt mit dem Fassadensystem Knauf WARM-WAND Plus wiederhergestellt werden.

Historische Fenster neu interpretiert
„Die früheren kleinteiligen Fenster sind komplett durch moderne Aluminiumfenster mit Isolierverglasung und funktionaler dreifacher Scheibenteilung ersetzt worden“, beschreibt Jan Weyh die Herangehensweise. „Damit entsprechen sie nicht nur heutigen Standards der Energieeffizienz, sie lassen auch mehr Licht hindurch und sind einfacher zu reinigen. Die alten Industriefenster haben wir aber keinesfalls entsorgt, sondern sie vorsichtig geborgen, aufgearbeitet und als filigrane unverglaste Gitter vor den neuen Fenstern mit Hilfe eines Aluminium-Hohlprofils wieder eingebaut. Die modernisierte Funktionalität zeigt dadurch in der äußeren Ansicht wieder das ursprüngliche Bild.“

Das am Fensterrahmen befestigte Aluminium-Hohlprofil diente gleichzeitig als Anschluss an das Fassadensystem Knauf WARM-WAND, bestehend aus 160 mm dicken, einseitig beschichteten Mineralwolle-Dämmplatten WLG 035, dem mineralischen Armiermörtel SM300 und dem Armierungsgewebe sowie dem Silikonharz-Oberputz Conni S. Die verschiedenen Vouten und Faschen in der Fassade wurden mit speziell zugeschnittenen Dämmstoffplatten realisiert. Knauf als Hersteller bietet für solche Lösungen eine umfassende Beratung und Planungsunterstützung an. Der Zuschnitt wird dann bei Partnerunternehmen ausgeführt, sodass der Dämmstoff montagefertig und genau in der vorgegebenen Form auf die Baustelle kommt.

Noch vergleichsweise einfach war dieser Zuschnitt für die Platten um die Fenster herum. Denn wie vorher schon die alten, füllen auch die modernen Fenster mit ihrem vorgesetzten Aluminium-Hohlprofil nicht die komplette Mauerwerksöffnung aus. Stattdessen gibt es einen umlaufenden Putzstreifen um die Fenster, der mit einer Ausklinkung 40 x 40 mm am Rand der Dämmplatten auch in der neuen Fassade wiederhergestellt wurde.

Zweiteilige Voute rekonstruiert das Gesims
Geometrisch anspruchsvoller war die Gestaltung der Voute direkt unter dem ersten Dachvorsprung. Die Fassade wölbt sich hier mit einer Rundung nach außen, sodass optisch der Eindruck eines vorspringenden Gesimses entsteht. Knauf hatte in der Fachberatung die Aufteilung der Bauform auf ein zweiteiliges Dämmstoffelement empfohlen, das durch Nut und Feder bei der Montage miteinander verbunden wird. Die Zweiteilung verringerte einerseits den Schnittabfall beim Herstellen der Rundform aus Mineralwolle, vereinfachte andererseits aber auch den Ausgleich der Bautoleranzen beim Befestigen der Dämmplatten. „Die Außenwand des Bestandsbaus wies erhebliche Unebenheiten sowie Lot- und Fluchtabweichungen auf, die wir mit dem Dämmstoff und teilweise sogar durch eine Variation der Dämmstoffdicke ausgeglichen haben“, beschreibt Thomas Scheiber von Scheiber Putz und Anstrich aus Floh-Seligenthal die Herausforderung des Projekts. Um zu einer ebenen und an allen Anschlussdetails passgenauen Fassade zu gelangen, übernahm sein Unternehmen nicht nur die Wärmedämm- und Putzarbeiten, sondern zum Beispiel auch die Montage der Fensterbänke.

„Auch wenn es am fertigen Gebäude vielleicht nicht so wirkt, ist die Fassade durch die vielen Fenster und die Formstücke der Wärmedämmung sehr kleinteilig, sodass wir auf den Einsatz von Maschinen verzichtet und alles per Hand verarbeitet haben“, erläutert Thomas Scheiber. Die Arbeiten begannen mit dem Verkleben der Wärmedämmung mit dem kombinierten Klebe- und Armiermörtel SM300 sowie ihrer zusätzlichen Verdübelung. Sowohl in der Fläche als auch bei den Formteilen kamen Schraubdübel STR U 2G zum Einsatz, die durch die ihre versenkte und mit Dämmstoff überdeckte Montage eine wärmebrückenfreie Ausführung ohne spätere Abzeichnung der Dübel in der Fassade sicherstellen.

Beim Auftragen der anschließenden Armierungsschicht mit dem Armierungsgewebe bewährten sich die einseitig beschichteten Mineralwolle-Dämmplatten der Knauf WARM-WAND, die eine sichere Haftung des Mörtels auch bei Handverarbeitung ermöglichen. Erst jetzt, also auf dem Armierungsputz, wurde ein weiteres Detail der historischen Gestaltung wiederhergestellt: Der in jedem Geschoss unter den Fenstern waagerecht über die ganze Fassade verlaufende Vorsprung entstand als Putzfasche mit einem aufgeklebten Dämmstoffstreifen. „Wie zuvor schon mit der Wärmedämmung und dem Armierungsputz hatten wir mit diesem Streifen eine weitere Möglichkeit, Flucht- und Ebenheitsabweichungen in der Außenwand auszugleichen“, erklärt Thomas Scheiber. „Die Fasche gehört also zur ursprünglichen Fassadenansicht, erfüllt aber mit ihrem Toleranzausgleich gleichzeitig auch eine technische Funktion. Damit sie dies dauerhaft tun kann, haben wir ihre Oberseite zusätzlich mit Sockelschlämme abgedichtet.“

Putzoberflächen verbinden Alt und Neu
Auch der Mehrzwecksaal und der Verbindungsbau der Neuen Mitte Ichtershausen erhielten auf ihrer Betonkonstruktion den beschriebenen Aufbau des Fassadensystems Knauf WARM-WAND Plus, hier jedoch in modern-glatter Form und angesichts des Neubau-Untergrundes ohne den Aufwand für den Toleranzausgleich. Den jeweiligen Oberputz auf diesen identischen Systemen nutzten die Architekten, um sowohl die Zusammengehörigkeit als auch die Unterschiede von Bestand und Erweiterung zu unterstreichen. Am Altbau bildet der Siliconharzputz Knauf Conni S mit 2,0 mm Körnung und Scheibenputzstruktur den Oberputz. „Mit seiner Sandfarbe und der etwas gröberen Textur bringt er den Charakter des rund einhundert Jahre alten Produktionsgebäudes gut zum Ausdruck“, beschreibt Jan Weyh die Idee. „Die modernen Gebäudeteile erhielten einen mineralischen Putz, hier jedoch mit geringerer Körnung und in einem gebrochenen Weiß. Die Oberflächen wirken dadurch heller und feiner, wie man es bei einem Neubau erwarten kann. Um diesen Eindruck zu verstärken, haben wir auch die Untersicht des auf Stützen ruhenden Saals mit Putz gestaltet, sodass der auskragende Teil komplett als Putzkörper erlebt werden kann.“

Tatsächlich bildet die großflächige Körperlichkeit des Neubaus im fertigen Ensemble einen spannungsvollen Kontrast zur Gestaltung des denkmalgerecht sanierten Hauses D. Jedes einzelne der dort sorgfältig wiederhergestellten Fassadendetails ist zwar für sich allein genommen kleinteilig und auch nicht unbedingt spektakulär. Gemeinsam tragen jedoch die Vouten und Faschen maßgeblich zum Erhalt der Proportionen und des architektonischen Eindrucks bei.


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