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Mozart-Stadt erhält architektonischen Kontrapunkt

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Mozart-Stadt erhält architektonischen Kontrapunkt

Neubau und Sanierung der Universität Mozarteum Salzburg

Tradition und Moderne – im Mozarteum Salzburg treffen sie aufeinander: Mehr als 40 künstlerische und pädagogische Studienrichtungen bietet die bereits 1841 gegründete Universität, etwa 1.500 Künstler aus aller Welt erhalten hier eine exzellente Ausbildung in den Bereichen Musik, Darstellende und Bildende Kunst. Klassische Grundregeln werden gleichermaßen vermittelt wie moderne Erkenntnisse und Theorien. Auch architektonisch begegnen sich im Mozarteum nach Neubau und abgeschlossener Sanierung Historie und Neuzeit: Der Gebäudekomplex fügt sich ein in das Weltkulturerbe der Salzburger Altstadt und bildet zugleich einen Kontrapunkt durch seine eigenständige Interpretation zeitgenössischer Architektur.

Ziel des Umbaus war einerseits die Erhaltung der historischen Substanz, andererseits die Schaffung von neuen funktionalen universitären Räumlichkeiten auf höchstem gestalterischem und technischem Niveau. Die Fakultäten, die bis dato in der Stadt verstreut waren, sollten im neuen Mozarteum vereint werden und ihren Schülern ausreichend Raum für Inspiration bieten. Repräsentativ sein muss solch eine weltberühmte und traditionsreiche Ausbildungsstätte selbstverständlich auch. Die gleichermaßen verantwortungs- wie anspruchsvolle Aufgabe, eine entsprechende Architektur zu entwerfen und baulich zu realisieren übernahm der Architekt Robert Rechenauer, dessen Konzept als 1. Preis aus einem europaoffenen Wettbewerb hervorgegangen ist.

Die neuen Gebäude am Mirabellenplatz öffnen sich zur Stadt hin und heißen Studierende und Kunstinteressierte willkommen. Die offene Architektur unterstützt die Kommunikation zwischen urbanem Stadtraum und universitärem Leben. Vier Baukörper flankieren den neu entstandenen Vorplatz des Mozarteums: Mit Blick auf das gläserne Foyer in der Mitte befindet sich links der sanierte historische Primogeniturpalast, rechts der Neubau mit dem großen und kleinen Studio sowie der charakteristische steinerne Solitär.

Licht und Luft wurden in den gesamten Gebäudekomplex gebracht: Eine großzügige gläserne Halle empfängt die Besucher, eine einläufige Freitreppe führt direkt ins zweite Obergeschoss zu den Instituten. Die zum Foyer hin offenen Laubengänge sorgen für Orientierung und sind zugleich attraktive Aufenthaltszonen für Studenten und Besucher – die Halle wird zum zentralen Kommunikations- und Begegnungsort. Das Foyer verbindet nicht nur Menschen, sondern auch Epochen – den barocken Primogeniturpalast und den puristischen Neubau, die beide geprägt sind von Klarheit und Geradlinigkeit.

Neues Markenzeichen der Universität ist der steinerne Solitär, der im Kontrast zum weißen, sanierten Altbau und der offenen gläsernen Eingangshalle steht. Ruhe und Beständigkeit strahlt der Bau aus, in dem sich der große Kammermusiksaal befindet. Dieser ist über eine Loggia zum Mirabellgarten geöffnet und bietet seinen bis zu 320 Gästen einen wundervollen Blick ins Freie. Besonders bei Nacht strahlt der Saal über seine Glasfront in den Garten und lässt die Grenzen zwischen Innen und Außen verschwimmen. Im Inneren lösen Stelen die Wände auf, tags tritt gefiltertes Licht ein, die Kombination von Holz und Stein gibt dem Raum seine festliche Atmosphäre. Für eine optimale Akustik sorgen neben den steinernen Stelen Deckensegel aus Holz und Wandabsorber.

> Denkmalschutz und Sanierung
Der ehemalige Primogeniturpalast, das Palais des Erzbischofs Lodron, wurde bereits 1631 errichtet. Mozart war häufig zu Gast und widmete einzelnen Familienmitgliedern sogar Musikstücke. Durch einen großen Brand im 18. Jahrhundert wurde der Palast stark beschädigt und verfiel zusehends. Erhalten blieb letztlich nur die barocke Fassade mit der sogenannten Mozartstiege. Beides wurde im Zuge der Generalsanierung fachgerecht saniert. Dem barocken Zeitgeist entsprechend fügte Robert Rechenauer der Fassade am Vorplatz neue Fensterachsen hinzu und ließ die vorhandenen Faschen sowie Gurtgesimsbänder in Abstimmung mit dem Bundesdenkmalamt in Putz neu gestalten. Damit erstrahlt der Palast wieder in seiner früheren Eleganz. An der dem Vorplatz zugewandten Seite wurde in den unteren drei Geschossen bewusst auf eine historische Sanierung verzichtet. Wie die für Salzburg typischen Kastenfenster erscheinen die großen bündig eingebauten Stahlfenster. Die Fensterbänder leiten in die Eingangshalle und werden dort als Laubengänge fortgeführt.

> Bauen im Bestand
Baumängel, schlechte Lichtverhältnisse, mangelnde Orientierung sowie Probleme bei der Erschließung durch Höhensprünge in vielen Bereichen des Hauses führten dazu, dass die Universität den Vorgängerbau verlassen und Ersatzquartiere an verschiedenen Standorten bezogen hatte. Mitten in der durch das Unesco Weltkulturerbe geschützten Salzburger Altstadt sollte nun ein heller und moderner Gebäudekomplex entstehen, der den universitären Abläufen gerecht wird. Neu- und Umbau erfolgten auf der Basis des Bestandes. Einige Gebäudeteile wurden zurückgebaut, andere bis auf den Rohbau entkernt, denkmalgeschützte Bauteile fachgerecht saniert. Die Höhenversätze waren am größten am Preussner Hof, der um ein komplettes Geschoss tiefer lag. Der Hof wurde deshalb bis auf Erdgeschossniveau überbaut und darauf die heutige Eingangshalle errichtet. Die wichtigsten Funktionsbereiche und Veranstaltungssäle werden von dort barrierefrei erschlossen.

> Bespielbare Räumlichkeiten für musikalische Nutzer
Komposition, Dirigieren, Instrumentalfächer, Gesang, Musiktheater, Schauspiel, Regie, Bühnenbild, Musik- und Tanzpädagogik aber auch Musikwissenschaft stehen auf dem Lehrplan der Universität. 110 Seminar- und Unterrichtsräume sowie 20 Übungszimmer bietet das Mozarteum heute. Sie alle sind mit modernster Medientechnik ausgestattet und nach den aktuellsten Erkenntnissen der Akustik und Luftkonditionierung gebaut. Intelligent geplant wurde auch das Große Studio, ein multifunktionaler Veranstaltungsraum für bis zu 420 Gäste mit modernster Bühnen- und Lichttechnik. Die Künstler können ihrer Fantasie freien Lauf lassen und variable Szenarien für Oper und Orchester kreieren – mit absenkbaren Böden und einem Orchestergraben, in dem die Musiker Platz finden, ist fast alles möglich.

Insgesamt sind im Mozarteum fünf Säle für etwa 1.000 Besucher entstanden. Ein Tonstudio, eine Bibliothek und das Rektorat wurden ebenfalls integriert. Einladend für Besucher und Studenten sind das Bistro und der Mozarteum-Shop, in dem hauseigene Musikaufnahmen erhältlich sind. Die 490 qm große Dachterrasse steht den Studierenden als Aufenthalts- und Erholungsort zur Verfügung.

Die Innenräume sind puristisch gehalten mit klaren Grundrissen und wenig Materialien. Stein und Holz harmonieren mit weiß verputzten Wänden. Die Verwendung natürlicher und ökologisch nachhaltiger Produkte hatte Priorität beim Architekten. Aus diesem Grund hatte er sich auch für Linoleum Bodenbeläge entschieden. Denn Linoleum wird nach wie vor überwiegend aus natürlichen, nachwachsenden Rohstoffen hergestellt. Aber auch praktische Eigenschaften wie Trittschalldämmung, Strapazierfähigkeit und die leichte Reinigung sprachen für den Belag. DLW Linoleum Colorette in einem gedeckten Grau passt zudem bestens in die nüchtern gehaltenen Räume, die durch Musik zum Leben erweckt werden.

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