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Minarett statt Zechenturm

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Minarett statt Zechenturm

Nicht in Köln oder Berlin, sondern im Duisburger Stadtteil Marxloh steht die größte Moschee Deutschlands. Unter den Kuppeln der Moschee im osmanisch-byzantinischen Stil finden bis zu 1.300 Gläubige Platz. Die Angebote der integrierten Begegnungsstätte richten sich an alle Bewohner des Stadtteils.

Vor über 20 Jahren gründeten in der Zechenkantine des Bergwerks Marxloh muslimische Arbeiter die Ditib-Merkez Moschee. Für eine der ältesten und größten muslimischen Gemeinden in Duisburg war das Bedürfnis nach einer würdigen Stätte des Gebets und Räumen für die breit gefächerten Aktivitäten groß. Im Dezember 2003 wurde das bestehende Gebäude an der Warbruckstraße abgerissen, um Platz für einen Neubau im klassisch osmanisch-byzantinischen Stil einer Hagia Sophia zu schaffen. Nach Plänen des Architekturbüros Dipl.-Ing. Cavit Sahin und der Duisburger Planungsgesellschaft Ropetz & Partner in dreieinhalb Jahren Bauzeit errichtet, wurde der Neubau der DITIB-Merkez Moschee am 26. Oktober 2008 feierlich eröffnet.

Drei verschiedene Kuppelformen prägen den Moscheebau. Jede Kuppel besteht aus mehreren radialen Fertigteilsegmenten. Deren Herstellung erforderte höchste Präzisionsarbeit. Nach den statischen Berechnungen und Plänen eines Mönchengladbacher Ingenieurbüros schnitt eine CNC-Fräse die Formstücke für die Schalung aus. In den speziell gefertigten, beschichteten Holzformen goss man anschließend die einzelnen Kuppelsegmente. Nach dem Transport auf die Baustelle richtete ein Autokran die siebzig Teilstücke mit einem maximalen Radius von bis zu 13,20 Metern auf.

Die großen Kuppeln über dem zentralen Saal der Moschee gründen auf vier tragenden Rundsäulen von jeweils einem Meter Durchmesser. Für die hochwertigen Oberflächen im Innenraum kam ein Beton der Sichtbetonklasse 3 zum Einsatz. Als schalungstechnisch anspruchsvoll erwiesen sich die Einbindung der Galeriedecke, der Galeriebrüstung und der Übergang der Säulen in die Unterzüge. Besonders die geometrischen Formen und zahlreichen Rundungen stellten unsere Betonbauer vor nicht alltägliche Herausforderungen erläutert Bauleiter Thorsten Figge vom ausführenden Bauunternehmen Kissel-Rapid GmbH aus Solingen. Für die Unterzüge von 70 mal 70 Zentimeter mit einem Radius von 6,60 Meter wurden an die 300 Quadratmeter Schalung benötigt. Zwanzig Tonnen Bewehrung und circa 50 Kubikmeter Beton C30/37 wurden für Unterzüge verarbeitet. Insgesamt lieferte die Heidelberger Beton rund 1.900 Kubikmeter Ortbeton für den Bau von Deutschlands größter Moschee.

In einer Höhe von 23 Metern wölbt sich die fertiggestellte Hauptkuppel über dem zentralen Saal der Ditib-Merkez Moschee. Innen ist die Kuppel mit aufwendigen Malereien und Goldbronze verziert. Die Fenster sind aus blauem Glas, ein goldfarbener Kronleuchter schwebt über den Köpfen der Betenden.

Neben den Segmenten für die Kuppeln wurden auch die Fahrstuhlschächte und Treppenläufe vorgefertigt auf die Baustelle geliefert. Hinter der gelblichen Fassade aus gespaltenen und vorgesetzten Betonsteinen verbergen sich außerdem rund 1.900 Kubikmeter Ortbeton, ebenfalls geliefert von Heidelberger Beton Rhein-Ruhr.

Neben dem Kuppelbau ragt das Minarett 34 Meter in den Duisburger Himmel. Bis zu einer Höhe von sieben Metern ist das Minarett quadratisch, danach wandelt sich die Grundform zu einer runden Säule mit einem Außendurchmesser von 2,20 Metern bei einer Wandstärke von 25 Zentimetern. Für das direkt vor Ort errichtete Minarett wurde ein Beton C30/37 der Festigkeitsklasse 3 verwendet. Schließlich wollten wir mit der Kletterschalung so schnell wie möglich nach oben, erklärt Bauleiter Thorsten Figge, da war eine frühe Anfangsfestigkeit des Betons wichtig. Wie bereits bei den tragenden Rundsäulen der Kuppeln wurde auch dieser Beton in Sichtbetonklasse 3 ausgeführt.

In 30 Metern Höhe umläuft die begehbare Plattform des Muezzins das Minarett. Mit einer Begegnungsstätte neben den religiösen Gebetsräumen im Neubau führt die Moschee ihren offenen und kooperativen Umgang mit den Bewohnern des Stadtteils fort. Das Land Nordrhein-Westfalen und die EU förderten den Bau der Begegnungsstätte mit 3,2 Millionen Euro, während die restliche Summe des insgesamt 7,7 Millionen Euro Projektes durch Spenden finanziert wurde.

Produkteinsatz
– rund 1.900 Kubikmeter Ortbeton
– C30/37 Festigkeitsklasse 3
– Sichtbetonklasse 3

Weitere Informationen:

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