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KMAR – Koninklijke Marechausse

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KMAR – Koninklijke Marechausse

Wohnen und Arbeiten am Wasser, maritime Atmosphäre und das Alles in sanierter geschichtsträchtiger Baustruktur. Brachliegende Hafengebiete zeichnen sich durch ein ganz besonderes Flair aus. Diesem Flair haben sich Stadtplaner seit inzwischen zwei Dekaden verschrieben und versuchen durch Revitalisierungsmaßnahmen den Brachen neues Leben einzuhauchen. Die Marinekaserne im Hafen von Amsterdam bietet eben dieses Potential. Und in der nordöstlichsten Ecke, dort wo zwei urbane Welten aufeinander prallen, liegt das Distrikts-Bürogebäude der niederländischen Militärpolizei, der Koninklijken Marechausse (KMAR). Direkt am Wasser, direkt an einer Brücke gelegen, in unmittelbarer Nähe zur historischen Altstadt.

Die Lagefaktoren sind somit optimal für die neue Residenz der KMAR. Doch so einfach wurde es dem Kölner Architektenbüro Wansleben nicht gemacht. Schließlich sollte an dieser Stelle ein Gebäude der Nationalpolizei entstehen, deren Bedeutung und Funktion sich auch in dem äußeren Erscheinungsbild auszudrücken hatte. Keine leichte Aufgabe, dennoch wurde sie vom Büro Wansleben auf einfache wie geniale Weise gelöst.

Die Außenfassade des Gebäudes besticht durch eine vordergründige Schlichtheit, die den wehrhaften Charakter des Gebäudes transportiert. Auf den ersten Blick sieht man sich einem massiven und dunklen Komplex gegenüber. Quadratisch, zwar viele, aber dennoch sehr klein erscheinende Fenster in tiefen Nischen, eine raue Struktur der Fassadenoberfläche, die zusammen mit den Fenstern dem Muster eines gewebten Teppichs ähnelt. In geometrischer Perfektion befindet sich ein Fenster über dem anderen und in geringfügig größeren Abständen auch nebeneinander. Die Außenschale des Gebäudes besteht aus der Aneinanderreihung von Platten mit jeweils 16 Fensteröffnungen (1750 insg.), die passgenau zueinander montiert worden sind. So entsteht bis auf wenige Ausnahmen ein recht eintöniges Muster.

Sieht man allerdings genauer hin, fallen einem bereits hier zahlreiche architektonische Besonderheiten auf. So wird der fast festungshafte Charakter des Bürogebäudes durch einen großen gläsernen Ausschnitt aufgelockert. Es bietet sich dem Beobachter ein Einblick in das Treppenhaus und darüber hinaus auch in den wesentlich lebhafteren und bunten Innenhofbereich. Eine weitere Besonderheit, die nicht direkt ins Auge fällt, ist der farbliche Kontrast zwischen den dunklen Fassadenelementen und den hellen Fensternischen, aus denen bei Dunkelheit das Licht der Fenster einen interessanten Illuminationseffekt erzeugt. Das monolithische Gebäude, am Tag nur schemenhafte Bilder hinter den Fensterscheiben zulassend, erwacht bei Dunkelheit zum Leben.

Damit wird klar: die Fassade spiegelt Bedeutung und Nutzung des Gebäudes wider, kommuniziert es in die Stadt, verzichtet bewusst auf Prunkelemente. Düster und beklemmend ist es aber keineswegs im Inneren. Es ist das Wechselspiel zwischen der Schlichtheit der Fassade und der verschleierten räumlichen, programmatischen und technischen Komplexität, die dem Gebäude seinen besonderen Reiz verleiht. Es ist fast so, als verberge sich hinter einem schützenden Panzer, denn genauso könnte man die zusätzliche Hülle aus dem körnigen dunklen Basalt/ Labrador interpretieren, eine gänzlich andere Welt.

Im Innenhof angelangt, bestätigt sich der beim Blick durch das vergläserte Treppenhaus gewonnene Eindruck der freundlichen Atmosphäre. Farbige Sonnenschutzpaneele in Blau-, Grün-, Gelb- und Weißtönen und ein bepflanzter Innenhof mit gemütlicher Holzterrasse lassen den ersten Gebäudeeindruck völlig in Vergessenheit geraten. Auch die Innenraumgestaltung liefert eher einen freundlichen denn einen abweisenden Eindruck. Helle Flächen, Sichtbeton, hölzerne Verkleidungen, gläserner Aufzug, futuristisch anmutendes Treppenhaus mit weißer Wendeltreppe, all dies wirkt nicht wie ein Gebäude, dass etwas zu verbergen hat. Und wie bereits erwähnt, bei genauem Hinsehen scheint auch die Außenfassade nicht so, wie sie zu sein vorgibt. Scheint nämlich der ein oder andere Sonnenstrahl auf den schwarzen gebrochenen Basalt der rauen Oberfläche, ergibt sich aus der direkt vor dem Wasser des Kanals bedrohlich aufgetürmten Wand als ein funkelndes Lichtspiel.

Bei dem Variantenreichtum des Gebäudes drängt sich die Frage auf, welche Produkte von FSB einen Bogen zwischen den zahlreichen Facetten des Bürokomplexes zu schlagen imstande sind. Für die Architekten lautete die Antwort schlicht und einfach „Modell 1016“. In der Ausführung Aluminium besticht es durch ein schlichtes und dennoch nobles Erscheinungsbild. Die Ursprünge dieses Modells reichen bis in die 20er Jahre des letzten Jahrhunderts zurück. Diese beeindruckende Historie paart sich mit einer außergewöhnlichen Bandbreite an Ausführungen, die wiederum in der Lage ist, den gewünschten Brückenschlag zum Charakter des Gebäudes zu vollziehen. Für die Türen fand das Modell 1016 als Türdrückergarnitur (7216 13), als Wechselgarnitur (7216 14) und als Badgarnitur (7216 15) Verwendung. Die Garnituren bestehen jeweils aus Drückern und Rosetten. Dazu gesellt sich der Rahmentürknopf 2354-28. Für die Fenster wurde das Modell 1016 als Griff verwendet, zudem noch der Fenstergriff 3476 – zum einen in der Standardausführung, zum anderen in der abschließbaren einbruchhemmenden Version (3476 70). Eine Besonderheit verdient noch der Erwähnung. Zwei Rahmentürdrücker, nämlich der 7216 25 und der 0616 12 runden die große Variantenfreude der verbauten FSB-Beschläge ab, wobei letzterer die verkröpfte Form des ersten ist. Und diese Idee des verkröpften Türdrückers geht auf den österreichischen Philosophen Ludwig Wittgenstein zurück, der als gelernter Ingenieur sich nicht nur abstrakt mit den Geschicken der Menschheit beschäftigte, sondern auch ganz konkret, wie hier, bei der Entwicklung eines Türdrückers zu Werke gehen konnte. Somit zieht zusätzlich ein Hauch großen Denkens in das KMAR Bürogebäude ein.

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