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Innen Clubmusik, außen Stille Raum-in-Raum-Konzept Cubo macht Club schalldicht

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Innen Clubmusik, außen Stille Raum-in-Raum-Konzept Cubo macht Club schalldicht

Normalerweise dient das frei stehende Raum-in-Raum-Konzept Cubo dazu, in großen Räumen Büros, Küchen oder Besprechungsräume zu schaffen. Für eine Musikbar in München wandelte Knauf die Lösung zur Schallschutzvariante um. Mit herausragendem Erfolg.

Eine Musikbar in einem Wohnhaus? Musik mit bis zu 95 dB Lautstärke nur ein Stockwerk unter einem Schlafzimmer? Lautes Tanzvergnügen in direkter Nachbarschaft zu Ruhe suchenden Menschen? Das muss klappen, befanden die Geschäftsführer der Sanjirobe GbR. Sie verließen sich auf das Knauf Cubo-Konzept, einer Raum-in-Raum-Lösung, die den Schall innerhalb der damit gebildeten Grenzen hält.

Eine 28 m lange, rund 4 m breite und etwa 4 m hohe ehemalige Kegelbahn in einem Kellergeschoss in der Schyrenstraße in München ist das Zuhause der neuen Musikbar Charlie, in der bis tief in die Nacht hinein getanzt werden darf. Im Stockwerk darüber wohnen Menschen und genießen abends ihre wohlverdiente Ruhe. Entsprechend hart waren die Anforderungen an den Schallpegel innerhalb der Räumlichkeiten.

Normalerweise wäre in diesem Fall eine Vorsatzschale zum Einsatz gekommen, um die akustischen Bedingungen zu optimieren. Allerdings hätten die Verbindungspunkte zum Rohbau – dort, wo die Konstruktion montiert ist – Schallbrücken dargestellt, sodass die Gefahr bestanden hätte, dass über diese Punkte Geräusche übertragen worden wären. Stattdessen riet Bernhard Bredl, Gebietsleiter Trockenbau von Knauf, Iphofen, zu Cubo. Dieses Raum-in-Raum-System dient im Regelfall dazu, frei stehende Räume im Inneren von Hallen oder größeren Gebäuden aufzustellen. Büros, Sanitärzellen und Küchen finden beispielsweise darin Platz, ohne dass an den Seitenwänden oder an der Decke eine Befestigung notwendig wäre.

In der Schyrenstraße dient die Knauf Lösung als Rundum-Vorsatzschale, die von der mit der Ausführung des Projekts beauftragten Graber GmbH aus Rimsting beinahe raumfül-lend in den vorhandenen Raum gestellt wurde. Die einzig noch mögliche Schallübertragung verläuft daher über den Luftraum. „Im Prinzip handelt es sich bei dem System um ein sogenanntes Masse-Feder-Masse-System“, erklärt Jochen Seidel, Leiter des Bereiches Schall in der Anwendungstechnischen Entwicklung der Knauf Gips KG. Bei höheren Frequenzen als der Resonanzfrequenz f0 des Systems entkoppelt die Feder. Die Resonanzfrequenz der Rund-um-Vorsatzschale Cubo wiederum lässt sich anhand einer Formel aus der Norm EN 12354-1:2000 ganz einfach berechnen:

In dieser Formel ist d die Hohlraumtiefe in Metern zwischen Bestandsdecke bzw. -wand und der Beplankung des Cubo. m’Bestand und m’Cubo sind die flächenbezogenen Massen der bestehenden Bauteile und des Cubo in kg/m². Für m’Bestand wird im Zweifelsfall der niedrigere Wert angesetzt. Für m’Cubo wird nur die Beplankung angesetzt. „Letztlich berechnet man also die Frequenz, bei der die Schalldämmung gut wird. Man muss dabei nur achtgeben, dass die Resonanzfrequenz niedriger ist als alle Frequenzen, mit denen der Raum beschallt wird“, bringt Seidel die Formel auf den Punkt. Um das zu erreichen, bedarf es eines großen Lufthohlraums zwischen dem eingestellten System und dem Rohbau. Dieser beträgt an den Seiten umlaufend 30 cm. An der Decke ist er größer, da hier auch Rohre und Leitungen verlaufen, unter denen das Raum-in-Raum-System aufge-stellt wurde. Der Hohlraum muss bedämpft werden. Dafür ist Mineralwolle mit längenbezogenem Strömungswiderstand r ≥ 5 kPa∙s/m² geeignet. Auch die Beplankung wurde so optimiert, dass höchstmöglicher Schallschutz gewährleistet ist. Sie besteht aus drei Lagen Gipsplatten: eine Lage 18 mm Diamant und zwei Lagen 12,5 mm Silentboard. Das Flächengewicht aus diesem Trio summiert sich auf 53 kg/m². Die Kombination aus Hohlraum und flächenbezogener Masse resultiert in einer Resonanzfrequenz von unter 20 Hz. „Entsprechend kann man davon ausgehen, dass bereits bei 50 Hz eine sehr gute Schalldämmung erreicht wird. Bei dieser Frequenz beginnt die Musikbeschallung“, erläutert Seidel.

Im Gegensatz zu den regulären, frei stehenden Cubo-Systemen ist die in der Musikbar verwendete Variante nur von innen beplankt. Ihr Skelett basiert auf einem Rahmen aus Cubo Systemstützen, deren oberen Enden mit umlaufenden UA-Profilen verbunden sind. Wände und Decken, mit denen der Rahmen anschließend ausgefacht wird, dienen gleichzeitig zur Aussteifung des Systems. Das Ständerwerk setzt sich aus 100er CW-Profilen an den Wänden und 125er UA-Profilen an der Decke zusammen. Zwischen den Profilen ist das Konstrukt an der Decke mit zwei Lagen à 100 mm Ecose Mineralwolle und an den Wänden mit 100 mm Ecose Mineralwolle gedämmt. Zusätzlich war im Bestand ca. 80 mm Mineralwolldämmung an den Außenwänden vorhanden.

Die Länge der fertigen Raum-in-Raum-Lösung ist im Regelfall ohne aussteifende Innenwände auf maximal 8 m angelegt. Das genügt für Büros, Küchen und Besprechungsräume. Für den 28 m langen, trennwandfreien Club hingegen wurden im Raster von 8 m zusätzliche aussteifende Stahlbögen mit 20 cm Querschnitt als Wandersatz in die Konstruktion integriert. „Gäbe es Cubo nicht bereits als fertig ausgeklügeltes System, müsste das Skelett des ganzen Raumes aus solchen Stahlträgern errichtet werden“, verrät der Knauf Techniker. „So aber erreicht das System dank seiner clever kombinierten Stahlleichtbaukonstruktion und der Beplankung aus Diamant Platten die notwendige Steifigkeit über 8 m Länge von ganz alleine.“

Am Boden steht der Cubo auf einem ringförmigen Stahlbetonfundament, das auf einer Elastomerschicht elastisch gelagert ist, um auch hier Schallübertragung auszuschließen. Fenster gibt es keine, sodass dieser Übertragungsweg entfällt. Lediglich die Lüftungsanlage musste schalltechnisch entkoppelt bzw. mit integrierten Schalldämpfern ausgestattet werden. In die Wandflächen integriert sind zudem LED-Leisten. Um die dafür notwendigen Aussparungen in der Decklage zu kompensieren, ist die Beplankung im Bereich der Leiste mit Platten hinterlegt.

Schalltechnisch macht sich diese in Zusammenarbeit mit dem planenden Akustikbüro Schwartzenberger und Burkhart aus Pöcking mehr als bezahlt. So ergaben Messungen vor Ort nach Inbetriebnahme der Musikbar ein bewertetes Schalldämmmaß zwischen einer darüber liegenden Wohnung und dem darunter liegenden Raum von 88 dB. „Das ist derartig gut, dass diese Werte so mancher Prüfstand nicht erreicht – und erfüllt auch den Wunsch der Bauherren, den Raum mit bis zu 95 dB beschallen zu können“, freut sich Seidel.

Auch der Bauherr ist zufrieden: „Das Ergebnis ist super. Man bekommt von außen nichts von dem mit, was sich in der Musikbar abspielt“, zeigt sich Jisho Lang, Geschäftsführer der Sanjirobe GbR, dem Bauherrn und Betreiber des Musikbar Charlie, begeistert: „Es ist fast so, als ob innen ein Düsenflieger landen könnte und man könnte zwei Meter darüber immer noch schlafen.“

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