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Horstmann Haus

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Horstmann Haus

Annäherung von Jung und Alt

Im Duisburger Stadtteil Ruhrort wurde mit dem Horstmann-Bau ein ebenso mutiges wie ungewöhnliches Konzept realisiert: die Architekten Eller + Eller setzten auf ein architektonisches Nebeneinander von Alt und Jung und schufen ein gemeinsames Haus für einen integrativen Kindergarten und das Seniorenstift St. Nikolaus. Der Bau entstand als Teil eines Gebäudeensembles, das im Weiteren ein Bürogebäude und ein Ärztehaus umfasst.

Wie kaum ein anderes Objekt symbolisiert der gesamte Komplex den Strukturwandel des Stadtteils von der Hafenanlage mit Schwerindustrie zum Dienstleistungsstandort mit hohem Wohnwert. Den Düsseldorfer Architekten ist hier die Realisierung eines städtebaulichen Konzeptes gelungen, das sich harmonisch in die gewachsenen örtlichen Gegebenheiten einfügt.

Mit der Auflösung der neuen Bebauung in drei einzelne Baukörper näherten sich Eller + Eller der Maßstäblichkeit des Ortes an. Während sich der L-förmige Baukörper des Seniorenstifts mit seiner raumbildenden Kante entlang der Straße erstreckt, öffnet sich der halbkreisförmige Gebäudeteil im Südwesten des Grundstücks zu einer Parkanlage mit gewachsenem Baumbestand. Die homogene Natursteinfassade gibt dem heterogenen Erscheinungsbild der Nachbarbebauung Halt. Plastizität erhält die Fassade durch die tief sitzenden Fenster. Die Höhe von nur drei Etagen setzt die konsequente Staffelung verschiedener Geschosshöhen fort und stellt den Übergang zur Reihenhausbebauung in der Nachbarschaft her.

Die Kombination von Kindergarten und Seniorenstift war von Anfang an ein wichtiger Punkt bei der Konzeption des Gebäudes. Das Stift ist ausgelegt auf 80 Bewohner, der größte Teil der Pflegeplätze ist der stationären Pflege vorbehalten. Zusätzlich sind zwei Wohnbereiche für Demenzkranke vorgesehen sowie spezielle Pflegeplätze besonders für junge Schlaganfallpatienten, die hier mit entsprechenden Therapieangeboten wieder auf ein normales Leben vorbereitet werden sollen. Im Kindergarten sind drei Spiel-Gruppen mit ca. 20 Kindern untergebracht, außerdem eine Hortgruppe für Schulkinder bis 14 Jahren. Das integrative Konzept ermöglicht auch behinderten Kindern die Teilnahme an einem ganz gewöhnlichen Kindergarten-Alltag. Entsprechend wurde auch der Kindergarten barrierefrei konzipiert.

Ziel der Planung war es, eine Einrichtung mit hohem Aufenthaltswert zu schaffen, die mehr bietet, als es die Anforderungen des Heimpflegegesetzes vorsehen. So steht jedem Bewohner ein größeres Platzangebot in den Zimmern zur Verfügung. Großzügig ausgelegt sind zudem die allgemeinen Aufenthaltsflächen. Kinder und Senioren profitieren gleichermaßen von der Nutzung der großen Parkanlage mit altem Baumbestand hinter dem Haus, die Platz zum Verweilen und Spielen bietet. Eine Hochbeet-Anlage wurde zur Therapie von Demenzkranken angelegt und die kleine Gehschule unterstützt die Physiotherapeuten bei Ihrer Arbeit. Kern des Gebäudes ist eine Licht durchflutete runde Empfangshalle, die über große Glasflächen den Park in die Innenraumgestaltung mit einbezieht. Das Forum zieht sich durch die gesamte Höhe des Gebäudes und verbindet die beiden Gebäudefunktionen miteinander. Licht spielt auch in den Patiententrakten eine große Rolle: die freundlich wirkenden Zimmer sind mit großen Fensterflächen ausgestattet und die Flure enden mit einer raumhohen Verglasung, die den Blick ins Grüne freigibt. Lediglich eine von großen Bullaugen und Flügeltüren durchsetzte Wand trennt die in den beiden Gebäudeflügeln untergebrachten autarken Funktionsbereiche Kindergarten und Stift voneinander. In den Fenstern blitzen immer wieder verschmitzte Kindergesichter hervor, ermöglichen den ständigen Blickkontakt. Die ausladenden Flügeltüren können für gemeinsame Aktivitäten jederzeit geöffnet werden.

Um einen möglichst hohen Wohnkomfort sicherzustellen, wurde im Vorfeld der Planungen viel Wert auf die Wahl des richtigen Baustoffs gelegt. Die Entscheidung fiel schließlich zugunsten von Kalksandstein für den Außenbau und die tragenden Innenwände. Damit kam beim Bau des Malteserstifts ein Baustoff zum Einsatz, der über besonders gute Wärme speichernde Eigenschaften verfügt. Im Sommer treten in mit Kalksandstein erstellten Räumen nur selten Überhitzungen auf. Im Winter bieten KS-Konstruktionen den Vorteil, tagsüber Wärme zu speichern und abends wieder an den Raum abzugeben. Das Ergebnis ist ein ständig gleich bleibendes ausgeglichenes Raumklima, das den Patienten das wichtige Gefühl von Behaglichkeit vermittelt.

Neben dem Raumklima sprachen beim Bau des Horstmann-Hauses vor allem Zeit- und Kostengründe für den Einsatz von Kalksandsteinen. Verarbeitet wurden KS XL-Rasterelemente (KS XL-RE). Damit fiel die Wahl auf ein Bausystem, das durch seine Abmessungen und die einfache Verarbeitung einen besonders schnellen Baufortschritt gewährleistete. Es ermöglicht die Erstellung schlanker Wände, die hohen statischen Belastungen standhalten. So wurde der Materialbedarf reduziert und gleichzeitig die zur Verfügung stehende Nutzfläche – und damit letztlich auch die Wertschöpfung – gesteigert. Während der Kalksandstein im Außenbau hinter einer Natursteinfassade bzw. in den Innenräumen hinter Tapeten verschwand, wurde er im Kindergarten bewusst als dekoratives Element eingesetzt. Eine halbrunde Flur-Wand aus Kalksandstein-Verblendern unterstreicht den hellen und freundlichen Raumeindruck.

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