Offenheit, Verwandlung und Geborgenheit waren die Leitbilder der Architekten Allmann, Sattler und Wappner für den Neubau der Herz-Jesu-Kirche in Neuhausen. Vorausgegangen war ein offener Wettbewerb aufgrund der 1994 völlig abgebrannten Holzkirche. Nach dreijähriger Bauzeit konnte der Bau im November 2000 eingeweiht werden. Anmutend zeigt sich die Kirche durch ihr Raum-im-Raum-Konzept mit den zwei diaphanen Hüllen aus Holz und Glas. Die äußere Hülle, von Klarglas bis opak, transportiert das Licht in veränderter Intensität, Farbe und Brechung in den Kirchenraum. Sie ist schützende Hülle und thermischer Raumabschluss zugleich. Durch eine stärkere Satinierung wird das Glas vom Eingang bis zum Altarbereich zunehmend blickundurchlässiger. Gegenläufig verhält sich die innere Hülle aus Ahornholzlamellen, die bis zum Altarbereich ihren Abstand kontinuierlich vergrößert. Der Raum zwischen den Hüllen dient als Kreuzweg und ist am Eingang zum Vorraum geweitet worden. Von hier gelangt der Besucher unter der niedrigen Orgelempore vorbei in das Kirchenschiff. Dabei tritt das Spiel mit dem Licht besonders in Erscheinung. Ist der Vorraum noch in klares weltliches Licht getaucht, so scheint im Bereich der Empore ein mystisches Halbdunkel, das sich im Kirchenschiff zu einem hellen weichen Licht wandelt und sich im Altarbereich bündelt. Aber nicht nur das Licht spielt bei diesem Bau eine große Rolle, auch die Kunst wurde als architektonisches Gestaltungsmittel zum Einsatz gebracht. Ein raumhoher Kreuzvorhang aus durchscheinendem Metallgewebe an der Altarrückwand verstärkt die Lichtwirkung und lässt den Ort metaphysisch wirken. Im Boden eingelassene Kammern zeigen die fünf Wunden Jesu Christi, im Kreuzweg veranschaulichen schwarzweiß-Dias seinen Leidensweg und das Eingangsportal enthält Nagelmotive die den Text der Johannespassion wiedergeben. Zu besonderen Anlässen werden die zwei überdimensionalen Tore vollständig geöffnet und verbinden den Vorplatz mit dem Kirchenraum. ps
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