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Haus der Geschichte Baden-Württemberg

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Haus der Geschichte Baden-Württemberg

Ein Kulturmeilenstein
Guter Städtebau braucht einen langen Atem. Er ist immer ein Stück Geschichte mit Zukunft. Dauerhafte Qualität ist natürlich auch eine Eigenschaft guter Architektur – aber darüber hinaus erwartet man von ihr, dass sie die Zeit widerspiegelt, in der sie entstanden ist. In diesem Spannungsfeld wollen sich das nun fertiggestellte Haus der Geschichte und der vollendete zweite Bauabschnitt der Stuttgarter Hochschule für Musik und Darstellende Kunst beweisen.

In städtebaulicher Hinsicht vollendet unser in seinen Funktionen verzahnter Neubau das von James Stirling und Michael Wilford in den siebziger und achtziger Jahren konzipierte Ensemble aus Museums- und Hochschulbauten. Aus architektonischer Perspektive handelt es sich allerdings nicht einfach um einen spät realisierten Entwurf aus der Schublade des einst in London ansässigen Büros James Stirling, Michael Wilford and Associates: Das neue Haus an der Konrad-Adenauer-Straße zeigt vielmehr einen sehr eigenständigem Charakter. Und eine Haltung, die sich deutlich von dem absetzt, was in den Achtzigern unter dem Begriff Postmoderne verstanden (und manchmal auch missverstanden) wurde.

Wenngleich also das Haus der Geschichte Baden-Württemberg – in der städtebaulichen Figur, in der Materialsprache und auch in manchen Details – einen engen Dialog mit der benachbarten, 1984 vollendeten Neuen Staatsgalerie und dem hangaufwärts an der Urbanstraße hingestreckten ersten Bauabschnitt der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst (1992 -1996) führt, so setzt es doch ganz andere Akzente: Es öffnet sich stärker in den Außenraum und nimmt umgekehrt diesen Außenraum mit hinein in das Gebäude. Es verzichtet auf bauhistorische Zitate und spielt nur noch mit einigen formalen Details der Neuen Staatsgalerie. Der Farbenkanon unterscheidet sich sowohl von dem der Staatsgalerie als auch von dem der Musikhochschule. Schließlich wurde das Prinzip der öffentlichen Durchwegung der Kulturbauten südöstlich der Konrad-Adenauer-Straße beim Haus der Geschichte neu interpretiert, Passanten und Flaneure können, ohne die Museumsräume zu betreten, eine Terrasse erklimmen und von dort bzw. von einer verglasten Loggia aus den Blick auf die schöneren Teile der City Stuttgarts genießen.

Bedingt durch die unterschiedlichen Institutionen und Personengruppen, die das Gebäude nutzen, hat das Gebäude mehrere Benutzeroberflächen: für uns eine Herausforderung, aber auch eine Chance, das Haus entsprechend facettenreich zu gestalten. Das museologische Konzept des Hauses der Geschichte etwa verlangte nach architektonischer Zurückhaltung und Nüchternheit im Museumsbereich, so wurden die Ausstellungsräume als Black Boxes übereinander gestapelt in das Gebäude eingestellt. Diese Sachlichkeit spiegelt sich übrigens auch außen im Design der Fassadenelemente (Fensterprofile und -materialien) wider. Im Kontrast zur coolen Atmosphäre der Funktionsräume präsentiert sich der öffentliche Bereich des Hauses der Geschichte – genauer: die Wände des Treppenhauses, das gewissermaßen das Rückgrat des Gebäudes darstellt – dafür um so farbiger.

Große Hoffnungen setzen wir auf die Anziehungskraft der städtischen Räume rund um das neue Gebäude. Zwei neue, sehr urbane Plätze sind entstanden. Der Museumsgarten am Fuß der nach Osten ansteigenden Eugenstraße hat mit dem Haus der Geschichte die schon im Wettbewerbsentwurf für die Neue Staatsgalerie angedachte Symmetrie und räumliche Fassung bekommen, die Verlegung des Eingangs zum Parkdeck der Staatsgalerie und, damit verbunden, das Schließen der Einmündung der Eugen- in die Konrad-Adenauer-Straße macht den Platzraum für die Kulturmeilen-Flaneure nun auch tatsächlich benutzbar.

Auch von der leicht geneigten Plaza zwischen dem Haus der Abgeordneten und dem Haus der Geschichte hoffen wir, das sie vom städtischen Publikum angenommen wird. Das nunmehr vollendete Fußwegesystem zwischen den Bauten an der Ostflanke der Kulturmeile führt geradewegs hier vorbei, das Bistro-Café des neuen Museums wird die Plaza gastronomisch bespielen, und durch die Absenkung der Platzfläche unter die Terrassenkante an der Konrad-AdenauerStraße genießen die Flaneure einen gewissen Schutz vor dem Verkehrslärm der B14.

Eine hohe Akzeptanz der zwei neuen Stuttgarter Plätze seitens der Öffentlichkeit könnte die Chancen erhöhen, nach einer tragfähigen Lösung für die ebenerdige Überquerung der Adenauerstraße auf der Höhe der Eugenstraße / des Museumsgartens zu suchen: Damit wäre die klassische Achse zwischen dem Großen Haus der Staatstheater und der Galathea-Statue am Eugensplatz wieder funktionstüchtig! Wilford Schupp Architekten

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