Von jeher hatte es die kleine Insel nicht einfach. Nur Weniges zeichnet sie aus: Fisch und Natur – Jobs sind rar gesät. Die wirtschaftliche Entwicklung der Insel stagnierte in den letzten Jahrzehnten immer weiter. Mittels Kunstförderung und soziales Unternehmertum sollte dies geändert werden, auch um das Interesse von „High-End-Touristen“ zu wecken, die die Wirtschaft aufblühen lassen.
Der Architekt Todd Saunders, ein gebürtiger Neufundländer, der seit 1997 in Norwegen lebt und arbeitet, entwickelte sechs Atelierhäuser. Sie bringen regionale Kultur und Geografie mit der minimalistischen skandinavischen Architektur zusammen. Alle Atelierhäuser liegen direkt am Meer, isoliert von zivilisatorischer Infrastruktur und dennoch unweit der verschiedenen Gemeinden Fogo Islands, in denen zusätzlich traditionelle Wohnhäuser zur Beherbergung der Künstler renoviert werden.
Das Long Studio war eines der ersten Häuser, die fertiggestellt wurden. Mit einer Grundfläche von 120 Quadratmetern spiegelt in seiner Dreiteilung den Wandel der Jahreszeiten. Ein halboffener Eingangsbereich mit Überdachung steht für den Beginn aller jahreszeitlichen Aktivität: den Frühling. Das Zentrum ist gänzlich offen gehalten und bietet den Künstlern die Möglichkeit, in die langen Tage des nordischen Sommers förmlich einzutauchen. Der zum Meer ausgerichtete Hauptteil des Gebäudes soll hingegen Schutz und Rückzug vor der kälteren Jahreszeit bieten. Einzige Verbindung zur Außenwelt ist hier das Panoramafenster, das einen unverstellten Blick auf die tosende Brandung erlaubt. Durch die beiden großen Fenster an den Gebäudeenden sowie das Oberlicht im Dach wird der gesamte, in Weiß gehaltene Innenraum von Naturlicht durchflutet.
Eine der Seitenwände hat eine Tiefe von einem Meter, um Platz für sanitäre Anlagen und Stauraum zu schaffen. Da die Türen bündig mit der Wand schließen, wird so jegliche visuelle Ablenkung vermieden und die Klarheit der Form gewahrt. Als Referenz an die jahrhundertealte Inselarchitektur ruht das gesamte Long Studio auf Stelzen. Es wurde während der kalten Wintermonate in einer lokalen Werkstatt vorgefertigt und im Frühling auf seinem felsigen Küstenstandort errichtet. Durch diese Vorgehensweise konnten die traditionelle Handwerkskunst reaktiviert und neue Arbeitsplätze geschaffen werden.
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