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Firmensitz der Edelmetall-Handelsfirma pro aurum

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Firmensitz der Edelmetall-Handelsfirma pro aurum

Auf Unternehmensarchitektur mit Markenstatus setzen Unternehmen und Konzerne seit über hundert Jahren. Diese Art von Architektur, die heute als Corporate Architecture bezeichnet wird, leisteten sich in den letzten Jahren jedoch nur wenige Unternehmen. Architekt Rainer Freitag von FKS Generalplaner Karlsruhe schlug für das neue Firmengebäude der Münchener Edelmetall-Handelsfirma pro aurum eine solche Unternehmensarchitektur vor. Er erkannte die einmalige Gelegenheit, über die traditionellen Formen der Kundenansprache hinaus, ein Gebäude mit hohem Aufmerksamkeitswert und unverwechselbarem sowie zeitlosem Erscheinungsbild zu schaffen.

So liegt seinem Entwurf die Idee zu Grunde, ein Gebäude in Form eines Goldbarrens zu schaffen. Der Goldbarren steht sinnbildlich für das, was darin stattfindet: der Handel mit Gold, Goldbarren und Edelmetallen. Als gebaute Visitenkarte soll das Gebäude das Interesse und die Zuneigung der Kunden auf architektonischem Weg gewinnen. Architekt Rainer Freitag strebte daher bewusst eine Form an, die jeder Betrachter als visuelle Marke sofort versteht und die selbsterklärend ist. Gleichzeitig war ihm wichtig, dass die gebaute Markenidentität die Firmeninhalte vermitteln kann. Beides erreicht das Symbol des Goldbarrens. Mit seinen „oberirdischen“ Abmessungen von 42 Metern Länge, 24 Metern Breite und 8 Metern Höhe entspricht das neue Gebäude sinnigerweise auch dem Volumen der bis heute weltweit geförderten Goldmenge. Die goldenen Fassaden umschließen quasi dieses Volumen.

Rainer Freitag betrachtet Gebäude als Gesamtkunstwerke, die ihre volle Wirkung nur dann entfalten können, wenn innen und außen im Einklang stehen und aus einem Guss sind. Bei Corporate Architecture ist dies im doppelten Sinn wichtig, da die Erwartungen der Besucher, die durch das äußere des Symbols angezogen werden, im Innern voll erfüllt werden müssen, um sie vom Unternehmen zu überzeugen. Die Wahl der Materialien und Farben sowie die Art der Innenarchitektur spielen für den Karlsruher Architekten dabei eine ebenso große Rolle wie die Anordnung der Räume und die Lichtführung.

Während Rainer Freitag für die Fassade großformatige goldfarbene Fassadenplatten gewählt hat – sie werden aus recycelten alten Münzen hergestellt und sind damit eine weitere sehr schöne Analogie auf die Haupttätigkeit des Hauses – setzte er im Innern bewusst auf einen Kontrast mit Sichtbeton und Stein. Helles Gold gegen mattes Grau. Filigran erscheinendes gegen massives Material. Die Entwurfsidee, mit Symbolik im Sinne der Unternehmensmarke zu arbeiten, setzt sich auch hier fort. So stehen Gold für die Werthaltigkeit, und der massive Beton sowie der harte Basalt für die Seriosität und die Solidität des Handelsunternehmens.

Die transparenten Elemente des Gebäudes verwendet Rainer Freitag dagegen als Symbol für die Offenheit des Unternehmens, dem jeder willkommen ist, der Privatkunde ebenso wie die Großbank, aber auch der interessierte Besucher, der sich einfach nur umsehen will. So reicht der breite, mittig angeordnete gläserne Oberlichtstreifen im Dach über die gesamte Länge des Gebäudes und geht an der Stirnseite in einen transparenten einladenden Eingangsbereich über. Eingang und Oberlicht sollen den Besucher wie ein kristallener Wegweiser in die zentral angeordnete Kundenhalle führen, die der Oberlichtstreifen mit Tageslicht versorgt. Diese Transparenz wiederholt sich in der Galerieebene des zweigeschossig angelegten Kubus’: Die verglasten und damit einsehbaren Bürobereiche sollen wie der Eingangsbereich zeigen, dass pro aurum für jeden offen ist.

Im Kontrast zur Transparenz stehen nun die opaken, für die Öffentlichkeit nicht zu-gänglichen Bereiche aus dickem Stahlbeton wie beispielsweise die Edelmetalllagerung, der Versand und die Verwaltung. Die komplizierte Logistik innerhalb des Gebäudes ist um die zentrale Kundenhalle herum angeordnet und so strukturiert, dass die Geschäftsabläufe nahtlos ineinander übergehen, ohne dabei den öffentlichen Kundenbereich zu berühren. Gleichzeitig legte Rainer Freitag beim Entwurf großen Wert darauf, dass die in der Kundenhalle und im Galeriegeschoss ineinander greifenden Raumvolumen das Gefühl eines großzügigen, ausgewogenen Gesamtraumes vermitteln, verbunden mit einem skulpturalen Charakter. Wer die Kundenhalle betritt, soll außerdem schnell alles überblicken und sich sofort zurechtfinden. An ihr orientiert sich daher auch die Anordnung aller Räume und Bereiche. Hier wird der „Goldbarren“ von innen erlebbar.

Um die Attraktivität und damit auch den Bekanntheitsgrad von pro aurum in der Bevölkerung zu steigern, sieht der Entwurf des Gebäudes auch einen Ausstellungs-bereich zum Thema „Gold und Edelmetalle“ (Edelmetallwelten) in der Kundenhalle vor. Dieser soll so interessant gestaltet sein, dass Menschen das Gebäude auch wie ein Museum aufsuchen. Ein Teil der Ausstellung wird sich der Gewinnung von Edelmetallen widmen, worin sich die Analogie zum Gebäude ein weiteres Mal widerspiegelt: Gold und Stein entspringen beide der Erde und treffen im Gebäude aufeinander. Die Ausstellung unterstreicht diesen Gedanken und will den Betrachter in die Welt der Edelmetalle entführen.

Eine Besonderheit stellen auch die Faltläden in der Fassade dar. Sie ermöglichten den Entwurf des Gebäudes in zwei Zuständen: geöffnet und geschlossen. Die Faltläden lassen sich nach oben öffnen und bilden in diesem Zustand eine Art Sonnen- oder Regenschutzdach. Die zum Teil sehr breit angelegten Fensterbereiche hinter der Gold-Fassade, die im geschlossenen Zustand nicht mehr zu sehen sind, zeigen an, ob das Gebäude geöffnet oder geschlossen ist.

Das neue pro aurum-Gebäude im Technologiepark der Messestadt Riem wird – ob offen oder geschlossen – bereits von weitem zu sehen sein. Schon heute wird es hin und wieder als Goldhaus bezeichnet. Wenn es zukünftig unter diesem Namen Bekanntheit erlangt, hat Rainer Freitag der Marke pro aurum ein Denkmal gesetzt und sein anvisiertes Entwurfsziel erreicht.

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