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Farbe bekennen

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Farbe bekennen

Ein wenig beneiden kann man Schönefeld im Land Brandenburg schon: Während anderenorts über Schulschließungen oder Zu­sam­menlegungen nachgedacht wird, hat die Gemeinde im Orts­teil Großziethen gerade die neu erbaute Paul-Maar-Grund­schule eingeweiht. Vor allem der Zuzug von Familien aus dem nahe gelegenen Berlin sorgte in den letzten Jahren für steigende Kinder­zah­len. Beim Bau der Bildungsstätte kamen Außenwände aus Poren­beton, Innen­wän­de in Kalksandstein-Sichtmauerwerk sowie Bau­sätze für Kalk­sandsteinwände zum Einsatz. Dabei konnten die drei verschiedenen Arten von Mauerwerk aus einer Hand bezogen und mit rationellsten Techniken in einem knappen Zeit­fenster verarbeitet werden.

Es ließ sich schon einige Jahre absehen, dass die vorhandene Grund­schule aus allen Nähten platzen würde. Für den Neubau war weitsichtig eine ehemals landwirtschaftlich genutzte Brache gleich nebenan frei­gehalten worden. Bereits 2005 konnte hier eine neue Mehrzweckhalle in Betrieb genommen werden, die unter anderem für den Sport­unter­richt der Schüler genutzt wird. Im Jahr darauf folgte der Schulneubau, der als Ganztagsschule den Eltern Kinderbetreuung bis 17.00 Uhr bietet. Die Grund­ge­danken bei der Entwicklung des Standorts waren für den Architekten Vilco Scholz aus Teupitz eine ganzheitliche Planung und nachhaltige Nutzungsmöglichkeiten. Er entwarf daher nicht nur die bauliche Hülle der Bildungseinrichtung, sondern erarbeitete auch das Farbkonzept und entwarf die Inneneinrichtung des Gebäudes.

Die Nachhaltigkeit drückt sich in soliden und funktionalen Lösungen aus, die auch einem robusten Schulalltag standhalten und nur ein Mini­mum an Wartungsaufwand erfordern. Stabiles Buchenholz und Edel­stahl sind die vorherrschenden Materialien bei den Möbeln, wie bei­spiels­weise den in Decke und Boden verankerten Vitrinen in den Fluren oder den fest installierten Sitzecken. Optisch präsentieren sich diese Einrichtungsgegenstände zurückhaltend-neutral, die markante Farb­ge­staltung ist allein an den Wänden zu finden. Bei der baulichen Hülle setzte der Architekt auf sehr kompakte Formen, die nicht nur energetisch günstiger, sondern auch in der Herstellung wirtschaftlicher sind. Der zweigeschossige Hauptbaukörper enthält siebzehn Unterrichts­räu­me, eine Bibliothek und das Lehrerzimmer. L-förmig schließt sich ein zweiter Gebäudeteil mit dem Foyer und der Aula an, die gleichzeitig als Speisesaal dient. In knapp 17.000 Kubikmetern umbautem Raum stehen der Schule gut 2.000 Quadratmeter Haupt- und Neben­nutz­fläche zur Verfügung.

Die Konstruktion entstand als Mauerwerksbau mit drei verschiedenen Wandtypen, die jeweils auf ihre Funktion und die erforderlichen bauphysikalischen Eigenschaften abgestimmt sind. Die Außenwände bestehen aus 36,5 Zentimeter dickem Ytong Porenbeton mit einem hervorragenden Wärmeleitfähigkeitswert von 0,12 W/(mK). Die Innen­wän­de zu den Fluren wurden als Sichtmauerwerk in konventioneller Dick­bettvermörtelung aus Silka Kalksandstein hergestellt. Die Aus­füh­rung ohne Putz sorgt für hochstrapazierfähige Oberflächen. In den Unter­richts­räumen sollte bewusst eine andere Atmosphäre erzeugt werden, weshalb hier mit Wandputz gearbeitet wurde. Zur Verwendung kam in diesen Bereichen Kalksandsteinmauerwerk aus Silka Plan­ele­menten im Dünnbett, das neben seinem ausgezeichneten Schallschutz auch eine schlanke, raumsparende Ausführung ermöglichte.

Die drei verschiedenen Mauerwerksarten, die beim Bau eingesetzt wurden, konnten aus einer Hand bezogen werden, da die Xella Deutsch­land GmbH Anfang 2005 ihre Sparten Ytong Porenbeton und Silka Kalksandstein zusammengeführt hat. Damit reagierte das Unter­nehmen auf die Gegebenheiten der Praxis, denn immer häufiger werden auf den Baustellen beide Steinarten miteinander kombiniert, um den komplexen Anforderungen an Tragfähigkeit, Schallschutz und Wär­me­däm­mung gerecht werden zu können. Durch die gemeinsame Ver­triebsor­ganisation der beiden Sparten haben Planer und Verarbeiter nun nur noch einen Ansprechpartner für das gesamte Projekt. Der Xella Fach­berater unterstützt die termingenaue Koordination aller Lie­fer­ungen, was bei der Paul-Maar-Grundschule in Großziethen sehr wich­tig für eine fristgerechte Eröffnung war. Deshalb wurden die Innen­wände auch mit Silka Kalksandstein Planelement-Bausätzen ausgeführt: Das Xella Werk konfektionierte nach Plänen des Architek­ten die Steine für jede einzelne Wand, stellte die Elemente dann einschließlich sämtlicher erforder­licher Zu­schnitte, Passstücke und Zu­be­hör zu Paketen zusammen und schickte diese beschriftet und nummeriert mit anschaulichen Verlege­plä­nen just in time auf die Baustelle. Langwieriges Sägen und Schnei­den vor Ort wurde somit hinfällig.

Weiteren Zeit­gewinn erreichte das Bauunternehmen durch den Einsatz von Steinversetzgeräten – eine Technik, die auch bei den Poren­beton-Außen­wänden genutzt wurde. Hier verbaute man den Vollstein Ytong Jumbo W im Doppelpack, der durch sein zweifaches Groß­for­mat und die Nut-Feder-Ausbildung an den Stirn­seiten ein besonders rationelles Vermauern ermöglicht.

Nach rund dreizehn Monaten Gesamtbauzeit zogen so pünktlich zum Schuljahresbeginn 2006 Lehrer und Schüler voller Begeisterung in ihr neues Domizil. Sein schönstes Kompliment für den Neubau hatte Archi­tekt Scholz jedoch schon ein Jahr zuvor erhalten – und zwar von den Schülern der damaligen 6. Klasse, die kurz vor dem Weggang standen. Als er damals seine Planungen präsentierte, erklärten sie, nun absichtlich sitzen bleiben zu wollen, damit auch sie noch ein Jahr in den Ge­nuss des attraktiven neuen Schulgebäudes kämen. Soweit zu hören war, wurde das Vorhaben aber nicht in die Tat umgesetzt.

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