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Goethequartier mit innovativer Regenwasserbewirtschaftung

Wohnen | Offenbach | vdd
Goethequartier in Offenbach

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Lebendiges Quartier mit innovativer Regenwasserbewirtschaftung: Auf einer 1,8 Hektar großen, jahrelang brachliegenden Gewerbefläche in Offenbach am Main ist vor wenigen Monaten das Goethequartier als bislang größtes Wohnungsbauprojekt der Stadt fertiggestellt worden. Die durch die Wohnkompanie Rhein-Main gebaute, mittlerweile der Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte I Wohnstadt gehörende Anlage umfasst eine kompakte Blockrandbebauung mit 259 Wohnungen, die U-förmig an eine vorhandene Gebäudezeile nach Osten anschließt. Zusätzlich wurden sieben Stadtvillen mit insgesamt 68 Wohnungen im begrünten und verkehrsfreien Innenhofbereich des Grundstücks geschaffen. Komplettiert wird das Angebot durch einen Supermarkt, Büros, eine Kindertagesstätte sowie durch eine Tiefgarage mit 274 Stellplätzen.

Mit der Planung des Goethequartiers war 2016 das Büro Landes & Partner aus Frankfurt/Main beauftragt worden. Um die neue Bebauung zwischen Goethering, Bernardstraße und Berliner Straße möglichst gut in den städtebaulichen Kontext zu integrieren, haben die Architekten die Wohnhäuser des Blocks so aufeinander abgestimmt, dass die Anlage als Einheit wirkt und dennoch die Idee von Einzelgebäuden an jedem der insgesamt 23 Häuser erkennbar bleibt. Ein markanter Blickfang ist dabei das elegant abgerundete Eckgebäude in Richtung des südwestlich angrenzenden S-Bahnhofs Kaiserlei mit seiner zweigeschossigen Arkade. Der innere Bereich des Komplexes wurde als großzügiger Hof mit sieben freistehenden Einzelbauten sowie mit Grün- und Spielflächen gestaltet.

Konzept der Regenwasserbewirtschaftung

Eine Besonderheit des Projektes ist die extensive Begrünung der insgesamt 7.500 Quadratmeter großen Flachdachflächen und insbesondere der 5.700 Quadratmeter großen Tiefgaragendachflächen, die ausgehend von einer vorherigen Langzeitsimulation in weiten Teilen als Retentionsflächen zur Rückhaltung von Regenwasser ausgebildet wurden. Das innovative Konzept wurde durch FREIRAUM Landschaftsarchitekten Rabsilber + Heckmann GbR aus Wiesbaden mit Unterstützung von Optigrün und dem Ing. Büro Prof. Sieker entwickelt und geplant. Es sorgt dafür, dass bei einem Starkregen das vor Ort anfallende Wasser zunächst zurückgehalten wird, um dann zu verdunsten oder zeitverzögert auf dem Grundstück versickern zu können. In Zeiten des Klimawandels und vor dem Hintergrund zunehmender Wetterextreme leistet das Projekt damit einen wichtigen Beitrag zum Regenwassermanagement und zur Begrenzung der negativen Folgen von Starkregenereignissen.

Komplexer Dachaufbau

Um das innovative Konzept zur Regenwasserbewirtschaftung umsetzen zu können, war zunächst eine hochwertige Abdichtung der verschiedenen Dachflächen erforderlich.  Oberhalb der Stahlbetondecke der Tiefgaragendächer wählte die beauftragte Willy Löw AG aus dem nahe gelegenen Bad Homburg eine zweilagige Bitumenabdichtung, um eine bautechnisch sichere Lösung zu erhalten. In einem ersten Schritt wurde dabei zunächst eine Bitumen-Dampfsperre mit Voranstrich aufgebracht. Direkt darüber verlegten die Dachdecker eine Elastomerbitumenbahn im Giess- und Einrollverfahren mit Heißbitumen, als Oberlage kam eine wurzelsichere Elastomerbitumen-Schweißbahn zum Einsatz.

Nach Fertigstellung der Abdichtung konnten die Garten- und Landschaftsbauer der beauftragten Uwe Reitzenstein GmbH mit der Ausbildung des Retentionsaufbaus beginnen. Über einem Trennvlies wurden dazu stabile Retentionsboxen in einer Systemhöhe von 23,5 Zentimeter integriert, die als Zusatzfunktion zu einem normalen Gründach eine verlängerte Wasserspeicherung ermöglichen. Mithilfe spezieller Drosseln lässt sich dabei je nach Bedarf einstellen, wie hoch der Wasseranstau erfolgen soll und welche Ableitmenge in Litern pro Sekunde gewünscht bzw. zulässig ist. Über den Retentionselementen folgten ganz herkömmlich ein Filtervlies sowie eine Vegetationsmatte mit aufgebrachter Substratschicht als Basis für den intensiven Gründachaufbau, der neben Sträuchern auch einzelne Bäume in Hochbeeten umfasst. In den begehbaren Bereichen wurde alternativ ein Plattenbelag verlegt.

Die Hauptdächer der verschiedenen Baukörper wurden abweichend als Warmdächer mit integrierter Dämmung ausgeführt. Alternativ zu den auf den Tiefgaragendächern eingesetzten Retentionselementen kamen hier oberhalb der Abdichtung 30 Millimeter dicke Drän- und Wasserrückhalteelemente zum Einsatz, die ebenfalls einen verzögerten Abfluss von Regenwasser bewirken. Die extensive Bepflanzung mit Sedum trägt zur Verbesserung des Mikroklimas bei und erhöht gleichzeitig die Lebensdauer der Dachflächen, indem sie den Aufbau zusätzlich vor Sonneneinstrahlung, Hagel oder Frost schützt. Im Zusammenspiel wird erreicht, dass der Niederschlag auf den verschiedenen Dächern zunächst zurückgehalten wird und dann zu 78 Prozent über die Pflanzen verdunstet. Eine derartige Verdunstungsleistung wird sonst nur von unbebauten Grundstücken erzielt. Die restlichen 22 Prozent des Regenwassers werden sehr reduziert in eine Versickerungsanlage geführt.

Noltemeyer-Höfe in Braunschweig

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