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Fertigung projektspezifischer Fliesen nach historischem Vorbild

Denkmalsanierung / Manufakturfliesen | BKF e.V.
Fertigung projektspezifischer Fliesen nach historischem Vorbild

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Die Philharmonie in St. Petersburg, die Hermesvilla in Wien oder die Leipziger Mädler-Passage haben mit zahlreichen Baudenkmälern weltweit eines gemeinsam: die Feinsteinzeugfliesen sind samt und sonders Sonderfertigungen der Zahna-Fliesen GmbH, die sich auf die Restaurierung historischer Fliesenböden spezialisiert hat.

Seit über zehn Jahren engagiert sich die Zahna-Fliesen GmbH für die Denkmalpflege und wurde 2018 in Leipzig für die herausragende Leistung in der Denkmalpflege auf der Europäischen Leitmesse für Denkmalpflege, Restaurierung und Altbausanierung „denkmal“ mit der Goldmedaille ausgezeichnet. Aber das Unternehmen blickt auf eine viel längere Geschichte zurück. Unter dem Namen Utzschneider und E. Jaunez wurde das Werk im Jahr 1891 in Zahna in der Nähe von Lutherstadt Wittenberg gegründet. Diese Standortwahl, nur 100 km südwestlich von Berlin, war kein Zufall, sondern dem Umstand geschuldet, dass die nahegelegenen Tongruben und die Nähe zur aufstrebenden Reichshauptstadt gute Absatzzahlen für das ursprüngliche französische Unternehmen versprachen. Schon in den 30er Jahren des folgenden Jahrhunderts beschäftigte das „Mosaikplattenwerk“ über 600 Mitarbeiter in Zahna und war somit das drittgrößte Werk in Deutschland. Nach dem 2. Weltkrieg wurden die Produktionsanlagen von der russischen Besatzungsmacht demontiert, später in der DDR aber wiederaufgebaut und als reiner Herstellungsbetrieb dem Kombinat Fliesen und Sanitärkeramik Boizenburg zugeordnet. Nach der Wende gelang es dem ehemaligen französischen Besitzer das Werk zurück zu gewinnen, das seitdem im Familienbesitz blieb.

In vielen alten Denkmälern oder sanierungsbedürftigen Gebäuden schlummern unter einer dicken Staubschicht Relikte aus vergangen Zeiten. Neben wunderschönen, häufig sehr gut erhaltenen Fliesen kommen darunter auch dilettantische Reparaturen zum Vorschein. Im hier vorgestellten Beispiel handelt es sich um keinen vergessenen Fliesenboden, sondern um eine Schönheit in Polen – den Bahnhof von Opole, südwestlich von Warschau, 50 km von der Tschechischen Grenze entfernt (Foto 1). Am Anfang jeder neuen Replikation erfolgt eine detaillierte Bestandsaufnahme, in der neben den technischen Details wie den Maßangaben, der Farbbestimmung immer die Stückzahl und Quadratmeterangabe erfasst werden sowie eine Fotodokumentation erstellt. Für eine detailgetreue Nachbildung, insbesondere der Farben, ist allerdings die Entnahme einer originalen Fliese unerlässlich (Foto 2).

Im ersten Schritt wird die keramische Machbarkeit mit Hilfe der Nachstellung der einzelnen Farben sowie der technischen Realisierung der werkzeugtechnischen Details vom Werkzeugbauer geprüft. Die Farbentwicklung erfolgt bei Zahna im hauseigenen Labor; dabei werden für alle Farben mehrere Farbproben vorbereitet, die mit den jeweiligen Bauherren abgestimmt werden. Es empfiehlt sich, die Proben vor Ort auf der Baustelle einem direkten Vergleich zu den Originalfliesen zu unterziehen, bei dem zugleich die Lichtverhältnisse berücksichtigt werden, die später das Erscheinungsbild beeinflussen können. Darüber hinaus ist der Farbvergleich vor Ort hilfreich, weil die Fliesen des Originalbelags meist Nuancenunterschiede aufweisen. Nach einer eventuellen Anpassung der Farbstellungen ist die Farbentwicklung abgeschlossen.

Sonderanfertigungen für einen geschichtsträchtigen Boden

Im nächsten Schritt erfolgt eine detaillierte Werkzeugzeichnung, in der je nach Auftrag eventuelle symmetrische Abweichungen der Originalfliese korrigiert oder aber bewusst beibehalten werden (Foto 4).
Wenn alle technischen Details geklärt sind, werden die Farbkörper für die einzelnen Farben zusammengestellt sowie die benötigten Presswerkzeuge gefertigt. Die Bereitstellung von Musterfliesen vorab des Liefertermins ist aus diesem Grund erst möglich, wenn diese Arbeitet abgeschlossen sind.

Abriebbeständige Dekore durch mehrere Millimeter dicke Nutzschicht

Die Dekore vieler heutiger Importfliesen sind im Oberflächendruck erstellt und insbesondere bei höherer Nutzung nicht abriebbeständig.
Die im Manufakturverfahren von Zahna hergestellten Fliesenrepliken weisen hingegeben eine farbgebende Schicht von ca. 3 – 5 mm auf, die ein dauerhaft abriebbeständiges und langlebiges Designmuster aufweisen (Foto 5).

Die Dekore entstehen mit Hilfe der sogenannten „Designschablone“, die aus einem Messinggitter besteht und in die gereinigte Pressform eingelegt wird. Anschließend beginnt das manuelle Füllen der benötigten Farben in die Formkammer. Nachdem alle Farben eingefüllt wurden, kann die Schablone wieder aus der Form entfernt werden. Es findet danach keine Linienverlaufsvermischung mehr statt, da die Fliese mit der Gutseite nach unten gepresst wird. Maximale Linienkonturen entsprechen der Korngrößen der verwendeten Pressgranulate und der Wandstärken der verwendeten Messingschablonen.

Fertigung von Manufakturfliesen – die Arbeitsschritte

Die Produktion beginnt im Werk von Zahna Fliesen mit der Herstellung des Pressgranulates aus den verschiedenen, hundert Prozent natürlichen Rohstoffen wie Ton, Kaolin und Feldspat sowie verschiedener Farbkörper über einen Suspensionsprozess mit anschließendem Sprühtrocknungsverfahren. In der Formgebung wird das Werkzeug, üblicherweise bestehend aus Formrahmen, Unterbau, Gutseitenstempel (Oberfläche), Rückseitenstempel, Designschablone sowie einzelnen Füllkästen für jede benötigte Farbe, mit der Hand befüllt und gepresst.

Im nächsten Arbeitsschritt wird der Fliesenrohling ebenfalls per Hand aus der Form entnommen – und spiegelt damit einen manuellen Formgebungsprozess, der sich technologisch an die vor mehr als 100 Jahren hergestellten Fliesen anlehnt.

Nach dem Pressvorgang werden die Fliesen bei ca. 120°C getrocknet und in anschließen je nach Fliesenstärke zwischen 60 und 90 min bei ca. 1230°C gebrannt.

Doch damit noch nicht „handmade“ genug: Nach dem Brennvorgang werden die Fliesen noch per Hand beziehungsweise vom kundigen menschlichen Auge kontrolliert und anschließend sortiert bzw. einzeln in Kartons verpackt, bevor sie ihre Reise zum Baudenkmal antreten können.

Zahna-Referenzen im Bereich Denkmalsanierung:
https://www.zahna-fliesen.de/referenzen/historische-gebaeude/

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