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Bauhaus in neuem alten Glanz – DLW Linoleum in der Bauhaus Universität Weimar

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Bauhaus in neuem alten Glanz – DLW Linoleum in der Bauhaus Universität Weimar

Keine Ausbildungsstätte hat das moderne Bauen des 20. Jahrhunderts so geprägt wie das Staatliche Bauhaus Weimar, das Walter Gropius 1919 – vor genau 90 Jahren – gründete. Die Geburtsstätte bestand aus zwei Gebäuden, die der belgische Jugendstilarchitekt Henry van de Velde in Weimar errichtet hatte: die Kunstschule – das jetzige Hauptgebäude der Universität – und die gegenüber liegende Kunstgewerbeschule.

Die Kunstschule wurde 1904 und 1911/12 in zwei Bauphasen errichtet. Später wurde das Bauhaus nach Dessau verlegt. Der Baukörper in Weimar beherbergte zu DDR-Zeiten die Hochschule für Architektur und Bauwesen. Aus Platzgründen waren damals Zwischenböden eingezogen, Flure unterteilt und Fenster umgebaut worden. Anfang der 90er Jahre waren die Gebäude deutlich abgenutzt, die Listung als Weltkulturerbe der UNESCO forderte die grundlegend denkmalgerechte Sanierung. Beauftragt wurden dazu das Architekturbüro Van den Valentyn und das Büro Harms und Partner.

Die Architekten sahen ihre Aufgabe darin, so viel Substanz zu erhalten wie möglich. Daher gingen sie eher zurückhaltend kreativ an ihr Sanierungskonzept: „Wir wollten das Gebäude nicht komplett neu interpretieren, aber auch nicht vollständig auf den historischen Stand zurückbauen“, erklärt Armin Tillmann, verantwortlicher Architekt bei Van den Valentyn. In der Praxis bedeutete das einen zweifachen Spagat – einerseits zwischen dem denkmalswerten, rekonstruierbaren Urzustand und der Historie mit allen An- und Umbauten, andererseits zwischen dem Gebäude als Baudenkmal und der tatsächlichen Nutzung als Universitätsgebäude. Denn auch heute werden an der Bauhaus-Universität Weimar in den traditionsreichen Räumen Architekten, Designer und Künstler ausgebildet.

Gemeinsam mit den Bauherren, dem Land Thüringen, fiel die Entscheidung für einen funktionellen Umbau, der weitestgehend die denkmalwürdige Substanz erhält. Die Einbauten aus den 50er Jahren wurden weitestgehend zurückgebaut, ebenso die Zwischentüren und -decken. Die Fassade gen Norden dominierten einst majestätische Atelierfenster, die im Mansardendach sanft abknicken. Hinter einige der hohen Fenster aus Gusseisen, die mit Einfachverglasungen versehen waren, hatte man in den 50er Jahren eine zweite Fensterebene mit Holzrahmen eingebaut. Im EG und 1. OG ließen die Architekten in die alten Gussstahlprofile Isolierglas aus der Automobilindustrie in der Gesamtstärke von 11 mm einsetzen, das Kälte optimal abhält. Mit dieser innovativen Sanierung wurde die historische Substanz und das ursprüngliche Erscheinungsbild weitgehend erhalten bzw. wieder hergestellt und gleichzeitig eine deutliche Verbesserung der Wärmedämmung und damit auch des Raumkomforts erreicht.

Im Inneren war noch viel der alten Ausstattung erhalten, Türen, Beschläge, auch die früheren Wandfarben konnten bestimmt und ähnliche Töne wieder verwendet werden. Während in der ersten Bauphase von 1904/05 Dielenböden eingezogen wurden, fand sich im 1911/12 errichteten Gebäudeteil originales DLW Linoleum. „Es war toll, noch ein Stück von dem alten Bodenbelag zu finden, es war zwar nur eine kleine Fläche erhalten, aber wir konnten dadurch zusammen mit einem Fachberater von Armstrong die einstige Farbe und Struktur bestimmen“, erklärt der Projektleiter Jürgen Seifert. Das Stück Ursprungsbelag wurde mit alten DLW Linoleum-Mustern verglichen und als ein spezielles, dunkelbraunes Uni Walton identifiziert. Bis heute stellt Armstrong den einfarbigen Bauhaus-Klassiker Uni Walton her, teilweise tatsächlich bis heute durchgehend in exakt den gedeckten Farbtönen, die in jener Zeit gefragt waren. Ergänzt wird die Palette inzwischen natürlich durch frische, neue Nuancen. Für das Bauhaus konnte der farbidentische Belag Uni Walton deep brown genutzt werden.

Da Linoleum nicht nur ein natürliches Bauprodukt ist durch seine Zusammensetzung aus überwiegend nachwachsenden Rohstoffen, sondern auch äußerst pflegeleicht und langlebig, entschieden sich die Architekten, DLW Linoleum nicht nur, wie ursprünglich, in den Ateliers und Seminarräumen zu verlegen, sondern auch in den Fluren der Obergeschosse und auf der kunstvoll geschwungenen Haupttreppe.

Linoleum ist bei Architekten seit jeher ein beliebter Bodenbelag. Bereits 1904 hatte der Designer Peter Behrens für die deutschen Linoleumwerke Muster gestaltet, besonders berühmt ist das Kreis-Quadrat-Motiv. Im Bauhaus später setzten die Architekten auf einfarbiges Linoleum. Walter Gropius benutzte das authentische Material, aber auch Mies van der Rohe in der Villa Tugenhat. Corbusier fragte bei den Deutschen Linoleumwerken die Sonderfarbe Uni Walton in Staubgrau an für die Weißenhofsiedlung in Stuttgart. Seit fast 130 Jahren wird Linoleum bereits in Deutschland produziert, heute ist Armstrong der einzige Hersteller, der sich der Tradition und Qualität „Made in Germany“ verpflichtet fühlt und unter dem Markenlaben „DLW Linoleum“ noch immer in Deutschland produziert, und zwar im norddeutschen Delmenhorst. <_o3a_p/>

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