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Bau eines Silos für die Rettenmeier Mühle: Europas größte Gleitschalung im Einsatz

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Bau eines Silos für die Rettenmeier Mühle: Europas größte Gleitschalung im Einsatz

Im Horber Industriegebiet Heiligenfeld wurde ein neuer Siloblock mit Europas größter Gleitschalung erbaut. Statik, Logistik und Ausführung der gigantischen Baumaßnahme für die Rettenmeier Mühle erforderten spezielles Know-how und Fingerspitzengefühl. Zement für den Kornspeicher am Neckar lieferten die Werke Schelklingen und Lengfurt.

Der Bau eines zweiten Siloblocks war nötig geworden, um die Getreidemühle der Rettenmeier GmbH & Co. KG auch künftig wettbewerbsfähig zu halten. Der mittelständische Familienbetrieb verarbeitet rund 60.000 Tonnen Getreide im Jahr, meist aus der Region, zu Schrot, Grieß, Dunst und Mehl. Die Erweiterung durch den Neubau ermögliche dem Unternehmen eine größere Diversifikation, etwa auch den Zukauf von Biogetreide, so Juniorchef Markus Rettenmeier. Für einen Hochsilo entschieden sich die Bauherren, weil dieser durch den kontinuierlichen Fluss des Getreides von oben nach unten mehr Hygiene bietet. Sie beauftragten das Bauunternehmen Josef Lieb GmbH aus Gammertingen mit dem Bau des riesigen Getreidespeichers. Der graue Koloss mit seinen 53 Metern Höhe ist der höchste Bau, den das Unternehmen Lieb bislang erstellt hat. In Kooperation mit dem Diplomingenieur Ulrich Kaufmann aus Heidenheim, der bereits mehrere Siloblöcke geplant hat und der österreichischen Bitschnau Gleit & Schalungstechnik GmbH hatte Unternehmer Lieb zuvor schon einen Getreidespeicher für eine andere Mühle erbaut. Eine Referenz, auf die der Bauherr aufmerksam geworden war.

Wer heutige Getreidemühlen nicht kennt, muss sich den Siloblock in Horb so vorstellen: Es handelt sich um einen hohen, rechteckigen Komplex, der auf einem 700 Quadratmeter großen und 100 Zentimeter dicken Betonfundament fußt. Zur Lagerung von Getreide sind im Innern in gleichbleibenden Abständen Zwischenwände für 31 Zellen angeordnet. An der Stirnseite wird etwa ein Viertel des Baukörpers als Maschinenhaus genutzt, dort wird das Getreide vor der Einlagerung im Kornspeicher trocken gereinigt.

Aufgrund dieser Dimension hatte es der Bauablauf des grauen Blocks in sich: 17 Tage lang wurde Tag und Nacht ohne Unterbrechung etwa 500 laufende Meter Schalung, die um die Bodenplatte führten, solange mit Transportbeton gefüllt, bis die geforderte Gebäudehöhe erreicht war. Bis zu diesem Zeitpunkt wechselten sich jeweils etwa 30 Personen rund um die Uhr im Schichtdienst ab. Betonbauer und Poliere füllten den Beton immer frisch in frisch mit einer Schütthöhe von 20 bis 25 Zentimetern in die Schalung. Zwei Kräne beförderten ihn abwechselnd in speziellen Kübeln, den Bitschnau Betomaten, zum jeweiligen Einbauort. Mit Sonden wurde jeweils geortet, ob der Beton in der Schalung entsprechend ausgehärtet war. „Die Gleitschalung wurde etwa alle sechs bis sieben Minuten in Bewegung gesetzt. Bei einer Schalungshöhe von 1,20 Metern und einer Gleitgeschwindigkeit von 13 Zentimetern in der Stunde dauerte es rund neun Stunden bis der Beton aus der Schalung kam“, so Günther Bitschnau von der Bitschnau Gleit- und Schalungstechnik GmbH. Bis zu fünfzehn Bewehrungsverleger brachten senkrechte und waagrechte Bewehrungsstangen ein und verwoben sie jeweils mit dem darunterliegenden Abschnitt. Neun Mitarbeiter seines Unternehmens sorgten für den Einbau von Aussparungen, Betoneinbau, Oberflächenabrieb und leiteten den Gleitvorgang.

„Insgesamt haben wir 2.700 Kubikmeter Beton nach oben geschafft und verarbeitet“, erinnert sich Bauunternehmer Wolfgang Lieb, „alles ging Hand in Hand und da Zement auf Temperatur und Feuchtigkeit reagiert, musste der Beton auch kontinuierlich überwacht, die Rezeptur entsprechend den Wetterverhältnissen angepasst werden“. Dies geschah in enger Zusammenarbeit mit dem Betontechnologen Thomas Künkler. Die Gfrörer Transportbeton GmbH aus Empfingen, die dem Betonverbund Nordschwarzwald in Horb angehört, produziert ihren Beton mit Zement aus den Lieferwerken der HeidelbergCement AG. Für den Silobau eignete sich ein Beton mit Zuschlag bis zur 16er Körnung, mit Hochofenzement und Zement der Lieferwerke Lengfurt und Schelklingen. Im Innern wurden die Wände nochmals geglättet. Nach seiner Fertigstellung ragt der Silo selbstbewusst in den schwäbischen Himmel. Baubeteiligte und Bauherren sind zufrieden: Der Speicher mit der unbeschichteten Betonoberfläche steht zur Lagerung, Sortierung und Mischung verschiedenster Getreidearten bereit.

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