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Stadtvillen an der Siesmayerstraße

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Stadtvillen an der Siesmayerstraße

1957 bezog das amerikanische Generalkonsulat in Frankfurt einen von Skidmore, Owens & Merrill entworfenen Neubau im Westend. Sie errichteten eine zeittypische Komposition, bestehend aus einer schlanken fünfgeschossigen Scheibe, die auf einem flachen einstöckigen Sockel inmitten eines parkähnlichen Grundstücks steht. Da sich das 1986 unter Denkmalschutz gestellte Ensemble im Lauf der Zeit als zu klein für die vielen Aufgaben der US-Vertretung erwies, wurde es verkauft. Abgesehen von einer Generalsanierung des in die Jahre gekommenen S.O.M.-Gebäudes bot sich damit die Möglichkeit zur Reorganisation des attraktiven Grundstücks.
Um den Charakter des Westends als Wohnquartier zu stärken und um die raumgreifenden Dimensionen des ehemaligen Generalkonsulats auszugleichen, wurde der westliche, bislang als Parkplatz genutzte, Grundstücksbereich mit zwei steinernen Stadtvillen nachverdichtet. Voraussetzung dafür war die Verlegung der oberirdischen Stellplätze in eine Tiefgarage, über der sich – durch ein Zwischengeschoss von der Parkzone getrennt – die Stadtvillen erheben.
Ideengeschichtlich aktualisiert die Planung ein wichtiges Kapitel Frankfurter Architekturgeschichte jenseits des Hochhausbaus. Die beiden Gebäude zitieren in Form und Material den Typus des klassizistischen Wohnhauses, den man in Frankfurt nur noch stellenweise vorfindet, so der Architekt Jo. Franzke. In Entsprechung dazu betonen hochrechteckige, überwiegend geschosshohe Fenster die strenge Symmetrie der steinernen Stadtvillen, die nach Westen hin mit Wintergärten erweitert wurden. Die Reduktion der Fassaden geht jedoch weiter als bei den Bauten des 19. Jahrhunderts. Im Fall von Villa I betonen Kanneluren die Vertikale, bei Villa II steht die Horizontale im Vordergrund, indem bossiertes Mauerwerk die Sockelzone definiert und in Bandform den Verlauf der Geschossdecken nachzeichnet. Während sich räumliche Tiefe bei Villa II um die Klarheit der Form willen auf den Überstand der Steine beschränkt, sind die Fassaden von Villa I durch die Ausbildung von Naturstein-Faschen um die Fenster plastischer ausgebildet. Die Gebäude haben unterschiedliche Gesichter: Villa I ist vier Stockwerke hoch und besitzt ein Staffelgeschoss, das nach innen versetzt wurde. Im Gegensatz dazu schließt das Staffelgeschoss von Villa II bündig mit der Front des Hauses ab und erscheint solchermaßen sechsgeschossig. Die gemeinsame Herkunft wird jedoch durch die Klarheit der Form und identische Baumaterialien unterstrichen. Die Fassaden sind in hellem Kalkstein gehalten, auskragende Elemente – Balkone und Vordächer über den Eingängen – in bronzefarbenem Metall. Die Brüstungen sind wiederum unterschiedlich ausgebildet. Bei der niedrigen Villa kommen Stahlstabgeländer zur Anwendung, beim höheren Pendant Glaselemente.
Das statische System der Stahlbetonkonstruktion erlaubt größtmögliche Flexibilität der Grundrisse. Die tragenden Bauteile beschränken sich auf die Außenwände, den Erschließungskern sowie zwei Stützen. So können die verschiedenen Ebenen entweder ganzflächig als Großwohnung genutzt oder in bis zu vier eigenständige Einheiten aufgeteilt werden. Das Staffelgeschoss der parkseitig gelegenen Villa ist mit dem darunter liegenden Geschoss zu einer Maisonette ausgebaut. Alle Wohnungen sind darüber hinaus mit Balkonen, Dachterrassen und im Fall des Erdgeschosses mit Terrassen ausgestattet, denen teils Privatgärten vorgelagert sind. Diese nehmen Bezug auf die Landschaftsformen des benachbarten Palmengartens.

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