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Sammlungs- und Forschungszentrum der Tiroler Landesmuseen | Franz&Sue

Kulturbau | Hall | Franz&Sue
Die Schatzkiste Tirols

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Das Sammlungs- und Forschungszentrum in Hall ist die neue zentrale Einrichtung für die von den Tiroler Landes­museen verwalteten Sammlungsbestände, die mit mehreren Millionen Kunst- und Kulturgegenständen zu den größten regionalen Beständen in Österreich zählen. Das vom Wiener Architekturbüro Franz&Sue gestaltete Gebäude wird nun nach zweijähriger Bauzeit im September 2017 in Betrieb genommen.

»Wir fanden, dass das Gebäude Selbstbewusstsein und Beständigkeit ausstrahlen muss, sicher und unnahbar wirken soll.«<span class="su-quote-cite">Corinna Toell, Projektleiterin bei Franz&Sue</span>

2013 schrieb das Land Tirol einen EU-weiten, offenen Wettbewerb aus, an dem sich 150 Architekturbüros aus ganz Europa beteiligten und aus dem Franz&Sue im Jahr 2014 als Gewinner hervorgingen. Die Sammlungs­bestände der Tiroler Landesmuseen waren zuvor an verschiedenen Standorten in Innsbruck untergebracht. Mit dem neuen Sammlungs- und Forschungszentrum (SFZ) erhält das Land ein kompaktes Gebäude, das De­pots, Werkstätten, Arbeitsräume und Forschungslabors an einem Ort bündelt. Durch die Vereinigung dieser unterschiedlichen Nutzungen und die architektonische Lösung durch Franz&Sue nimmt das SFZ in der öster­reichischen Museumslandschaft eine beispielhafte Rolle ein.

»Mir gefällt besonders, dass sich das Gebäude vor dem Bergpanorama so zurücknimmt, obwohl es soviel Fläche unter seinem Dach beherbergt.«<span class="su-quote-cite">Laura Resenberg, Leiterin Restaurierungswerkstätten</span>

Materialität und Gestaltung des Baukörpers

Das Gebäude gleicht einer Schatzkiste, die sich in annähernd quadratischer Form wie ein flacher Monolith in die Landschaft am Ortsrand von Hall fügt. In die Hanglage eingeschnitten, ragt nur ein Drittel des Gebäudes aus dem Erdreich hervor, sodass es an der Rückseite lediglich eine Höhe von zwei Metern erreicht. Die mit grauen, glasfaserverstärkten Beton­platten verkleidete Fassade gibt sich nach außen hin hermetisch. Unregelmäßig verteilte Ausbuchtungen wurden einem Faustkeil aus dem 7.–8. Jahrtausend v. Chr. nachempfunden, dem ältesten von Menschen erzeugte Werkzeug in der Sammlung. Die Anordnung der Platten an der Fassade nimmt Bezug auf die Vertei­lung der Fundorte in Tirol. Durch die Verwendung des modernen Baumaterials (Fibre C) wird altes Hand­werk mit zeitgenössischen technologischen Entwick­lungen kombiniert. Das Exponat wird in der Fassade quasi konserviert.

Die Gebäudehülle verfügt nur über wenige reduzierte Perforierungen: Das Tor für die LKW-Schleuse, Lüf­tungsschlitze, die Fenster zur Tischlerei oder der Haupt-eingang durchbrechen die panzerartige Haut. Während der Arbeitstage ist das Tor geöffnet, dessen Innensei­ten rot im schwarzen, solitären Baukörper leuchten.

Das räumliche Konzept: Zwiebelprinzip

Die vielfältigen Anforderungen an das räumliche Konzept setzten die Architekten mittels eines einfachen Prinzips um: Vergleichbar mit den Schichten einer Zwiebel wurden Räume mit ähnlichen Funktionen von außen nach innen angeordnet. Im äußersten Ring befinden sich die Depotflächen, danach folgt ein Gang- bzw. Erschließungsring und im Kern gruppieren sich Arbeits- und Atelierräume für die ca. 40 MitarbeiterIn­nen des SFZ, die sich rund um ein introvertiertes begrüntes Atrium legen. Der Entwurf von Franz&Sue überzeugte, weil durch die „klare Konzeption sowie die aufgezeigte Einfachheit“ dargelegt wurde, „wie selbstverständlich die Entwurfsaufgabe lösbar sein kann“ – so die Jury. Durch seine unbehandelte Holzfas­sade sowie großzügige Fensterbänder bildet das Atrium außerdem einen Gegenpol zur harten Hülle der ge­schlossenen Außenhaut und bietet damit ein hochwertiges Arbeitsumfeld.

»Das ist mehr als ein Depot. Hier wird Expertise einziehen. Das ist ein sensationeller Qualitätssprung!«<span class="su-quote-cite">Wolfgang Meighörner, Direktor der Tiroler Landesmuseen</span>

Zukunftsfähige technologische Lösungen

Eine der zentralen Aufgaben der PlanerInnen war es, für das etwa 7.800 m² große Depot ein konstantes Raumklima herzustellen und den Anteil konventioneller Technik möglichst gering zu halten. Zwei der drei Geschosse sind in der Erde versenkt und nützen die gleichbleibende Umgebungstemperatur. Ohne aufwendige Klimatechnik konnten für den klimatisch sensiblen Depotbereich somit optimale Temperatur- und Luftfeuchtigkeitsverhältnisse ge­schaffen werden. Darüber hinaus verfügt das Gebäude über eine Photovoltaikanlage mit einem Ertrag im Ausmaß des Stromverbrauchs von 25 Haushalten. In der gesamten Projektabwicklung wurde ein besonde­res Augenmerk auf Ressourcenschonung und den Ein­satz bauökologischer Materialien gelegt.

Lagern, Forschen, Restaurieren

Der im Außenring gelagerte Fundus ist durch Schleusen über den Erschließungsgang von den Büros, den Werk­stätten, Pack-, Entlade- und Konservierungsräumen, dem Fotoatelier und der Tischlerei auf kurzem Weg erreichbar. Für die RestauratorInnen stellt dies eine optimale Arbeitssituation dar, da die Exponate nahe an den Forschungsräumen liegen und bei Bedarf rasch besichtigt werden können. Gang und Büros verschmel­zen zu einer großen, hellen Arbeitswelt rund um das Atrium, das eine ruhige, grüne Oase mit hoher Aufenthaltsqualität bildet. Die WissenschaftlerInnen hatten sich einen „kontemplativen Denkkreis“ gewünscht, der mit der Anordnung der Räumlichkeiten ideal gelöst wurde.

»Das Atrium assoziiert eine Atmosphäre wie in einem Klosterkreuzgang. Wir fanden das sehr reizvoll, dass das Außen und das Innen in einem so großen Kontrast zueinander stehen.«

Name: Sammlungs- und Forschungszentrum der Tiroler Landesmuseen
Gebäudetyp: öffentliches Gebäude
Standort: Hall, Tirol
Bauzeit: Planung 2014-2015, Realisierung 2015-2017

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