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Stein, Holz und Glas modern interpretiert: Kirchenumbau in Herzogenaurach

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Stein, Holz und Glas modern interpretiert: Kirchenumbau in Herzogenaurach

Beim Umbau und der Erweiterung der Evangelisch-Lutherischen Kirche Herzogenaurach setzte Architekt Eberhard Wimmer auf dezente Kontraste. Im Inneren wechseln sich hell- und dunkellasierte Hölzer sowie Sichtbeton- und Natursteinflächen miteinander ab. Das äußere Erscheinungsbild des Gotteshauses hingegen bestimmt eine kleinteilige Holzschindelbekleidung, gepaart mit großzügig verglasten Fassaden.

Der ursprüngliche Baukörper der Evangelisch-Lutherischen Kirche Herzogenaurach stammt aus dem Jahr 1933. Damals exakt auf die Gemeindegröße von 200 Mitgliedern ausgerichtet, war das Gotteshaus für die mittlerweile auf über 5.800 Personen angewachsene Gemeinde zu klein geworden. Neben der Erweiterung des Sakralraums auf rund 420 Plätze, strebte man auch dessen Umbau in einen Zentralraum sowie die Schaffung von zusätzlichen Gemeinderäumen an. 2004 lobte die Gemeinde daher einen Architektenwettbewerb aus, den Eberhard Wimmer aus München für sich entscheiden konnte – nicht zuletzt deshalb, weil sein Entwurf als einer der wenigen den Erhalt wesentlicher Teile der alten Bausubstanz vorsah. So blieben beispielsweise die alte Holzdecke über dem Sakralraum sowie der komplette Altarraum bestehen. Der ursprüngliche Kirchengrundriss ist noch an der Stellung der neuen Sichtbetonstützen und im Fußboden ablesbar.

Während man im Sakralraum noch viel Altes entdecken kann, zeigt sich das „Drumherum“ in komplett modernem Gewand. Denn Architekt Wimmer umhüllte sozusagen den ursprünglichen Baukörper mit einem neuen. Dieser misst 35 mal 21 Meter, wovon der Sakralraum 18 x 20 Meter einnimmt. Vor dem Umbau hatte verputztes Mauerwerk das Erscheinungsbild des Kirchenbaus bestimmt; nun sind es naturgraue Sichtbetonwände und -stützen, die die tragenden Funktionen übernehmen und für eine zeitgemäße Gestaltung des Gotteshauses sorgen; zumindest im Inneren. Außen kommen vor allem Holz und Glas zum Einsatz: Sowohl der markante neue Turm als auch die übrigen geschlossenen Außenflächen sind mit Schindeln aus kanadischem Rotzedernholz bekleidet. Große Teile der Fassaden öffnen sich jedoch als hölzerne Pfosten-Riegel-Konstruktionen zur umgebenden Wohnsiedlung.

Betritt man das Gotteshaus über das fast vollständig verglaste Foyer, trifft man auf raumhohe Sichtbetonwände, die den Eingangsbereich vom eigentlichen Kirchenraum abgrenzen. Farblich darauf abgestimmt, ließ der Architekt einen grauen Natursteinboden aus Anröchter Dolomit verlegen. Das Foyer sollte bewusst nicht nur als Durchgangsraum für die Gemeindemitglieder dienen, sondern Dialoge vor und nach den Gottesdiensten sowie kleinere Präsentationen und Ausstellungen ermöglichen. Direkt angegliedert finden sich daher eine kleine Teeküche mit Durchreiche ins Foyer sowie Gästetoiletten. Dieser Bereich ist allerdings so geschickt unter der Empore angeordnet, dass er im normalen Kirchenbetrieb kaum auffällt. Der Ort der Kommunikation dient nämlich zugleich als Ort der Stille und Anbetung: In die seitliche Außenwand, ebenfalls in Sichtbeton gestaltet, ist eine Aussparung eingelassen, die das Kruzifix des ehemaligen Altarraums fasst.

Im Sakralraum wanderte der Altarbereich mit den Prinzipalien in die Raummitte, hinter dem ehemaligen Chorbogen findet nun die Orgel ihren Platz. Die lose Bestuhlung ist in Ovalform um das neue Zentrum angeordnet. Um mehr Flexibilität in der Möblierung zu erhalten, verzichtete die Gemeinde auf eine Erhöhung des Altarbereichs und ließ den neuen Natursteinboden in einer Ebene verlegen. Ein knappes Drittel des Kirchenraums ist mit einer sehr schlicht gestalteten Empore überdeckt, deren Boden komplett in Sichtbeton mit geschliffener Oberfläche belassen wurde. Als Gegenpart zu den rohen Beton- und Natursteinflächen setzte der Architekt hier an Wänden und Decke viel Holz ein. Dabei gelang ihm ein abwechslungsreiches Farbspiel aus weiß lasiertem Fichtenleimholz und mit Birke furnierten, dunkel gebeizten Spanplatten.

Foyer und Sakralraum erstrecken sich jeweils über zwei Geschosse, die hinter dem ehemaligen Altarraum angeordneten neuen Gemeinderäume hingegen verteilen sich auf zwei Etagen. Hier können die Mitglieder Versammlungen, Chorproben oder Besprechungen abhalten und auch die Pfarrer haben die Möglichkeit, ihre Büroarbeit zu erledigen. Ein Aufzug sorgt für Barrierefreiheit und der teils hell, teils dunkel ausgebildete Parkettboden für eine Abgrenzung zu den Natursteinböden der öffentlicheren Bereiche im Erdgeschoss.

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